Tablets für die dritte Welt


“Für jeden sollte Bildung zugänglich gemacht werden”, das meint jedenfalls der Internetpionier Nicholas Negroponte. Mit seinem ehrgeizigen Projekt One Laptop per Child (OLPC) will er jedem Kind aus Entwicklungs- und Schwellenländern den Zugang zu einem kindgerechten, internetfähigen und robusten Laptop ermöglichen. Seine neuste Innovation im Kampf gegen die Armut ist ein modernes Tablet.

Laut Informatiker Negroponte könne man viele Probleme der Welt wie die Überbevölkerung oder den Klimawandel nur mit Hilfe von Bildung lösen. Dabei sei vor allem der Laptop, und seit 2012 das Tablet, eine von vielen Möglichkeiten um dieses Ziel zu erreiche. Somit soll dem ärmsten Teil der Weltbevölkerung in den Entwicklungs- und Schwellenländern ein besserer Zugang zu Wissen ermöglicht werden.

Viele der Kinder in der dritten Welt lernen in ihrem ganzen Leben nie mehr als die Umgebung ihres Dorfes kennen. Andere Kulturen und andere Länder bleiben ihnen meist verschlossen – “One Laptop per Child” will dies ändern. Wenn Kinder einen besseren Zugang zu Bildung erhalten würden, dann würden sie auch mehr Verständnis füreinander entwickeln, so Negroponte.

Das OLPC-Projekt wurde 1968 ins Leben gerufen und ging aus Forschungen am Massachusetts Institute of Technology im Bereich der künstlichen Intelligenz hervor. Die Forscher haben herausgefunden, dass Kinder, die kleine Programme programmieren, meistens besser in der Schule sind als Kinder die nicht programmieren. Dieser Zusammenhang veranlasste OLPC dazu, günstige Laptops zu entwickeln um den Kindern ein besseres lernen zu ermöglichen.

Die wichtigste Frage für Negroponte und seine Non-Profit-Organisation war: Ist es möglich etwas zu produzieren was wenig kostet und das das Kind in den Mittelpunkt stellt?  Die Entscheidung fiel im Jahre 2007 auf einen Laptop, der per Handkurbel oder über Solarzellen den notwendigen Strom gewinnt. Er wurde umfassend auf Hitzebeständigkeit getestet und war einfach auseinander zu bauen. Zudem wurden die verschiedensten Anwendungen integriert, damit die Kinder alle ihre Ideen zum Ausdruck bringen können. Unterschiedlichste Sprachoptionen und Softwareeinstellungen sorgten dafür, dass der Laptop sich bestens an die jeweilige Kultur anpassen konnte.

Die neueste Erfindung ist ein sehr preiswertes und extrem robustes Tablet, das individuell konfigurierbar und mit innovativen Methoden aufladbar ist. Der Bildschirm des Tablets hat eine Diagonale von 8 Zoll (etwa 20 Zentimeter) – das sei die richtige Größe für Kinder, sagte OLPC-Technikchef Edward McNierney dem US-Computermagazin Computerworld. Brian Barrett von Gizmodo.com hielt das Tablet bereits in der Hand und beschreibt es als fast unzerstörbar. Dies ermöglicht eine wasserdichtenGummirückseite und ein wasserundurchlässiger Überzug auf der Vorderseite, der in der optionalen Version dank Solarzellen auch zum Laden des Geräts verwendbar ist.

Zudem gibt es auch eine Handkurbel, die mit jeder “gekurbelten” Minute Strom für zehn Betriebsminuten erzeugt. Der Prototyp verfügt über einen Ein-Gigahertz-Prozessor, 512 MB RAM und vier Gigabyte Speicherplatz. Allerdings ist noch ungewiss zu welchen Preis das Gerät zu haben sein wird.

Die OLPC gibt noch keine feste Auskunft dazu, weil die Komponenten des Tablets individuell nach Kundenwünschen zusammenstellbar sind und der Preis dementsprechend variiert, so heise online. Der Bildschirm könnte beispielsweise entweder mit LCD-Technik oder mit der teureren Variante von PixelQi ausgestattet werden, die das Bild wahlweise farbig oder Schwarzweiß zeigt. Als Betriebssystem kommt entweder Android oder OLPCs eigenes “Sugar OS” zum Einsatz.

OLPC gibt an, das modulare Design des XO 3.0 sei fertig entwickelt und potenzielle Großkunden könnten die Tablets nun ihren Anforderungen entsprechend in Auftrag geben. Abhängig von den individuellen Konfigurationen dauert es etwa ein halbes Jahr bis die Geräte fertig sind.

Für die Verteilung der Bildungsnotebooks will Negroponte die Tablets von Hubschraubern aus abwerfen lassen. Sie sollen so robust sein, dass sie einen Fall aus gut zehn Metern unbeschadet überstehen. Kinder sollen dann die Rechner finden, sie einschalten und gleich damit arbeiten können. Eine Anleitung oder gar Hilfe von einem Lehrer wird es bei dieser Art der Verteilung der Bildungsrechner nicht geben. Negroponte ist aber überzeugt, dass die Tablets so einfach gestaltet sind, dass die Kinder auch ohne Hilfe damit klarkommen.

Es bleibt abzuwarten ob sich die Bemühungen von Nicholas Negroponte in seinem Kampf gegen die Armut  auszahlen, denn bisher wurde der Preis für die Computer immer noch nicht auf die angestrebten 100 US-Dollar gedrückt.

Dies ist jedoch kein Grund für Negroponte seine Mission aufzugeben. Er wird weiterhin auf die Produktion von Laptops und Tablets setzen und vielleicht hat er eines Tages sein Ziel erreicht – Bildung für jedes Kind auf dieser Welt!

Anika Penn

Bildquelle:
© One Laptop per Child