Für den Durchblick im Netz


Wie funktioniert ein Virenscanner? Was ist im Urheberrecht erlaubt? Und was sollte man bei der Anmeldung bei facebook & Co. beachten? Das und vieles mehr erklärt netzdurchblick.de, eine multimedial gestaltete Website, die vor allem an zwölf- bis 16-Jährige gerichtet ist. medienbewusst.de sprach darüber mit Hans-Dieter Kübler, der seit fast 20 Jahren Professor für Medien-, Sozial- und Kulturwissenschaften an der HAW Hamburg und einer der Seitengründer von netzdurchblick.de ist.

Herr Kübler, sie haben den Internetratgeber mitentwickelt. Was veranlasste Sie dazu, ein solches Projekt ins Leben zu rufen?

Die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MA HSH), die den Auftrag hat, Medienkompetenz zu fördern, ist an uns herangetreten. Wir haben dann gemeinsam überlegt, was für Jugendliche in der Altersgruppe sinnvoll ist. Zusammen mit Studierenden haben wir innerhalb von Lehrveranstaltungen in eineinhalb Jahren netzdurchblick.de entwickelt, als eine Plattform, mit der Jugendliche sowohl in der Schule als auch in Bibliotheken und Jugendzentren arbeiten können.

Wie darf man sich die Arbeit an netzdurchblick.de vorstellen? Waren an der Erstellung des Internetratgebers auch Experten beteiligt?

Primär ist es ein studentisches Projekt. Die Studierenden haben sich Informationen zu den Bereichen geholt, in denen sie nicht kompetent sind, z.B. Datenschutz oder Urheberrecht oder auch bei technischen Fragen. Die Texte und das Layout wurden unter Anleitung von Herrn Debacher, der eigentlich Informatiker und hier Lehrbeauftragter ist, und meiner Wenigkeit erstellt.

Das Thema Medienkompetenz im Allgemeinen und speziellere Themen wie Urheberrecht etc. werden leider gar nicht so häufig in der Schule bzw. in der Familie vermittelt. Inwiefern sehen Sie hier Nachholbedarf?

Wir haben diese Seite mit Lehrern, Jugendarbeitern und Bibliothekaren besprochen und sind überall auf großes Interesse gestoßen. Wir haben dann auch gehört, dass dieses Thema bisher überall ein Mangel war. Deshalb wird es einen zweiten Teil von netzdurchblick.de geben, wo wir dann für die einzelnen Lernorte, Bibliothek, Schule und Jugendzentrum, didaktische Materialien entwickeln und Aufgabenblätter erstellen, damit auch in den Schulen und Jugendzentren gearbeitet werden kann.

In der Rubrik „Webgesetz“ geht es um den Datenschutz – ein aktuell stark diskutiertes Thema, besonders wenn es um soziale Netzwerke wie facebook & Co. geht. Worin sehen Sie hier die Gefahren für Jugendliche?

Die Gefahren bestehen generell darin, dass Jugendliche mit ihren Daten sehr unbekümmert umgehen, sozusagen freihändig ihre Adressen reinschreiben, von sich Bilder reinstellen, auch von ihren Freunden berichten und deren Adressen bekanntgeben. All diese Daten können dann natürlich von Leuten, die damit Geld verdienen wollen oder auch anderes vorhaben, genutzt werden. Dafür muss man Jugendliche sensibilisieren.

Auf der einen Seite dafür, dass sie die Angebote vorsichtig nutzen. Dass sie sich überlegen, wem sie was mitteilen und ihre Daten durch entsprechende Schutzmechanismen sichern. Auf der anderen Seite, dass sie so kompetent sind, zu wissen, wie sie sich verhalten müssen, wenn etwas passiert und an wen sie sich wenden können, damit sie da dann auch Hilfe bekommen.

Ein anderer Schwerpunkt des Internetratgebers liegt in der Rubrik „Kreativ“. Was steckt hinter dieser Idee?

Wir wollen zeigen, dass Medienkompetenz auch eine produktive und kreative Seite hat. Man muss nicht nur wissen, wie man sich schützt, sondern man muss auch erproben können, was man selbst machen kann und wo man kreativ werden kann. Und deshalb sollten diese schutzbezogenen Seiten durch Seiten ergänzt werden, die sehr stark die Produktion, die Möglichkeit des Umgangs mit dem Netz und die Kreativität fördern. In der Rubrik „Kreativ“ findet man zum Beispiel alles, was man über Suchmaschinen wissen muss: Wie nutze ich Suchmaschinen? Warum ranken Suchmaschinen? Wie ranken sie? Auch das ist natürlich eine Art von Kompetenz, zu wissen, was es an Angeboten gibt und wie sie strukturiert sind.

Die Rubrik „PC-Check“ gibt Tipps, wie man sich geschützt im Netz aufhält und erläutert ausführlich Firewalls, Anti-Viren-Software, Viren & Co. Wie schafft man es, Jugendliche auch für solch „trockene“ Themen zu begeistern?

Das ist natürlich unterschiedlich. An jüngere Jugendliche kommen wir da nicht so ran. Aber wir haben immer wieder festgestellt, wenn man ihnen das als eine Voraussetzung vermittelt, dass sie selber kompetent und kreativ werden und eigenständig mit dem Netz umgehen können, dann sehen sie das ein und nutzen es auch. Manchmal haben sie auch Fragen, die man nicht alle über so einen Webratgeber befriedigen und lösen kann. Da muss man dann vor Ort sein. Deshalb schicken wir auch Studierende raus, die Kurse machen.

Wie wichtig finden Sie, dass die Kinder selbst den Umgang mit dem Internet erlernen? Sollten auch die Eltern aufklärend mitwirken?

Wir erleben oft, wenn wir mit netzdurchblick.de draußen sind, etwa  auf Tagungen und Veranstaltungen, dass Eltern sagen: „Ja da kann ich ja auch noch was lernen“. Auf der einen Seite ist es natürlich ganz wichtig, dass sie damit sowas schaffen wie eine Kooperation zwischen Erwachsenen und Kindern. Auf der anderen Seite ist es ganz wichtig, dass Kinder es selbständig können. Denn sie gehen ja mit dem Netz um. Was die Reichweiten anbelangt, gehen die Zahlen hoch bis 80, 90 Prozent. Aber sie gehen eben oft sehr naiv damit um bzw. so, wie sie sich es eben durch „learning by doing“ beigebracht haben. Und das soll durch netzdurchblick.de strukturiert werden. Das Leitbild des kompetenten Users ist für uns ganz wichtig.

Wie wird es mit netzdurchblick.de weitergehen? Ist eine Weiterentwicklung der Seite geplant?

Die Seiten werden entsprechend, auch was die Aktualitäten angeht, immer weiterentwickelt. Wir machen regelmäßig Evaluationsstudien. Jugendliche sagen hier, was ihnen missfällt, was ihnen gefällt, was sie verstehen und was sie nicht verstehen. Daraufhin werden das Layout und die Inhalte geändert. Die erste Phase haben wir nun abgeschlossen. Der nächste Schritt wird eben sein, die Seite weiterhin zu aktualisieren und sie auszubauen.

medienbewusst.de bedankt sich bei Professor Hans-Dieter Kübler für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.

Melanie Kleierl

Bildquelle:
Portraitfoto zur Verf. gestellt v. Hans-Dieter Kübler