Von Erfolg, Absturz und Comeback


Was wären Filme, wenn in ihnen nur Erwachsene mitspielen würden? Unrealistisch, keine Frage, und wahrscheinlich auch todlangweilig. Kinder beleben die Kinowelt und verzaubern die Herzen vieler Zuschauer. Doch auch für sie ist das Filmgeschäft harte Arbeit, genau wie für ihre erwachsenen Kollegen. Manche zerbrechen am Erfolgsdruck, manche schaffen nie den Sprung zu ernsthaften „Erwachsenenrollen“ und manche meistern all dies mit Bravour. Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Welt der Kinderstars.

Alles begann mit Jackie Coogan, ein kleiner Junge, der 1921 im Alter von sieben Jahren zum ersten Kinderstar der Welt ernannt werden sollte. Durch den Film „The Kid“ mit Charlie Chaplin erlangte er den Ruhm, den er durch viele weitere Stumm- und später auch Tonfilme noch weiter ausbauen konnte. Doch als Erwachsener ließ sich an diesen Erfolg nicht mehr anknüpfen. Mit der Volljährigkeit begann auch der Streit mit seiner Mutter. Sie hatte zusammen mit dem Stiefvater fast das gesamte Vermögen ihres Sohnes verprasst. Jackie musste Klage einreichen, woraufhin schließlich das Coogan-Gesetz erlassen wurde, das künftig Kinderstars und ihr Vermögen schützen sollte.

Genau wie ihm erging es noch einigen anderen. Der Erfolg blieb mit der Pubertät aus. Wer kennt hierzulande nicht Inger Nilsson? Ein rothaariges Mädchen mit Bärenkräften, für die das Leben ein einziges Abenteuer ist. Noch heute ist das Image der Pipi Langstrumpf fest mit der Person der Inger Nilsson verbunden. Die junge Schwedin konnte nie mit anderen, ernsthafteren Rollen punkten. Das Bild der kleinen Pipi aus der Villa Kunterbunt bleibt ewig in den Köpfen der Zuschauer verankert.

Doch auch den jüngeren Generationen ergeht es oft nicht anders. Miko Hughes, in seiner ersten großen Rolle mit drei Jahren auf dem „Friedhof der Kuscheltiere“ unterwegs, erreichte den Höhepunkt seiner Karriere an der Seite von Bruce Willis. Als autistischer Junge löste er das „Mercury Puzzle“ und spielt seitdem nur noch kleinere Rollen.

Dass man trotz des ausbleibenden Erfolges eine steile Karriere machen kann, zeigt uns der wohl bekannteste Kinderstar der Filmgeschichte: Shirley Temple. Mit vier Jahren in einer Tanzschule entdeckt, spielte, sang und steppte sie sich in die Herzen der Zuschauer und erhielt 1934 mit gerade einmal sechs Jahren einen Oscar. Damit hält sie bis heute den Rekord des jüngsten Academy-Award-Gewinners aller Zeiten. Doch auch um sie wurde es mit zunehmendem Alter still. Die goldenen Locken verschwanden genauso wie ihr großer Erfolg aus den 30er-Jahren. Doch davon ließ sich die ehrgeizige Shirley nicht unterkriegen. Sie ging in die Politik und wurde Delegierte der UN-Vollversammlung und amerikanische Botschafterin in Ghana und Prag.

Nicht nur der ausbleibende Erfolg, auch die Kinder selbst ziehen manchmal einen Schlussstrich unter ihre Karrieren. Anna Chlumsky, bekannt geworden durch „My Girl“, legte bereits nach ihrem ersten Film eine Pause ein. Später drehte sie die Fortsetzung des erfolgreichen Familienfilms und an der Seite von Christina Ricci, der wir auf dieser Reise auch noch begegnen werden, erkundete sie „Das Geheimnis des Bärenfelsens“. Dann allerdings zog sie sich völlig aus dem Filmgeschäft zurück. Sie absolvierte ein Studium und ist bis heute als Restaurantkritikerin tätig. Lediglich in kleinen Rollen erscheint sie noch von Zeit zu Zeit auf der großen Kinoleinwand.

Bleibt noch Anna Paquin. Mit ihrer ersten Rolle in „Das Piano“ gewann die damals Zehnjährige bereits einen Oscar. Später wollte sie erst einmal ihren High School Abschluss machen. Mittlerweile studiert sie an der Columbia University in New York und widmet sich zunehmend wieder ihrer Karriere als Schauspielerin.

Doch nicht immer kommen die jungen Stars so gut mit ihrer Rolle in der Öffentlichkeit zurecht. Bei allem Ruhm und Erfolg bleiben sie trotzdem Kinder; und diese brauchen Zeit, in der sie einfach Kind sein dürfen. Sonst ist es umso wahrscheinlicher, dass sie an dem Druck der Gesellschaft zerbrechen und vom roten Teppich hinab in den Drogensumpf stürzen. Judy Garland, oscarprämiert für ihre Rolle der Dorothy im „Zauberer von Oz“, erlebte schon damals den stetigen Wechsel zwischen Aufputschmitteln und Schlaftabletten. Von der Sucht konnte sie sich nie wieder befreien. Im Alter von 47 Jahren starb sie an einer Überdosis Schlaftabletten. Nicht anders erging es River Phoenix. Er erlag den Drogen im Alter von 23 Jahren.
Auch der bestbezahlte Kinderstar aller Zeiten konnte der Drogenfalle nicht entkommen. Macaulay Culkin ist noch heute an Weihnachten allein zu Haus und veräppelt als Kevin die „feuchten“ Banditen. Doch der Scheidungskrieg seiner Eltern brachte ihn zu Alkohol und Rauschgift. Heirat mit 17, Scheidung mit 19. Jetzt ist es ruhig um den einstigen Weltstar.

Allerdings versinkt nicht jeder für immer in diesem Sumpf. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist Drew Barrymore. Mit zehn Jahren kam sie zum ersten Mal mit Drogen in Kontakt und mit 13 war sie bereits kokainsüchtig. Noch im selben Jahr folgte der Selbstmordversuch. Wer kann von sich schon behaupten mit 16 seine Autobiographie veröffentlicht zu haben? Drew Barrymore ist es gelungen. Jedoch raffte sie sich wieder auf, um kurz danach ihr Comeback zu feiern. Heute ist sie eine der gefragtesten Schauspielerinnen Hollywoods. Auch Christina Ricci, bekannt durch „Meerjungfrauen küssen besser“, konnte den Ruhm und die Scheidung der Eltern nicht verkraften. Sex-Exzesse und Essstörungen prägten fortan ihr Leben. Mit Filmen wie „Sleepy Hollow“ und „Monster“ konnte sie jedoch wieder überzeugen. Die Leinwand hatte Christina zurück.

Bleiben als letztes noch diejenigen, die von Anfang an wussten, was sie wollten und sich bis heute ganz oben auf der Karriereleiter halten konnten. Jodie Foster gilt als „Wunderkind Hollywoods“. Nicht nur die Schauspielerrolle meistert sie tadellos, auch als Produzentin und Regisseurin erntet sie ihren verdienten Erfolg. „Das Wunderkind Tate“ sei hier nur ein Beispiel. Auch Scarlett Johansson und Kirsten Dunst können in diese Kategorie eingeordnet werden. Der Sprung vom Kinder- zum Weltstar gelang ihnen ohne Probleme. Ob „Der Pferdeflüsterer“ oder „Die Insel“, ob „Interview mit einem Vampir“ oder „Spiderman“. Beide konnten sich mühelos in der High Society Hollywoods etablieren.

Nun, am Ende dieser Reise, stellt sich die Frage, wie es den heutigen Kinderstars einmal ergehen wird. Können sich Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint auch nach „Harry Potter“ halten? Werden wir Freddie „Charlie“ Highmore  aus der Schokoladenfabrik auch in 5 Jahren noch sehen? Ist Dakota Fanning das neue „Wunderkind Hollywoods“? Das Leben eines Kinderstars kennt viele Höhen und Tiefen. Die Zukunft wird zeigen, wer sich darin behaupten kann.

Tina Otto

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