Medienkonsum beeinflusst Schlafqualität


Der zunehmende Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen wird für Eltern immer mehr unüberschaubarer und kann Auswirkungen auf das Schlafverhalten haben. Eine Fragebogenstudie des Robert Koch-Institutes stellte fest, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem erheblichen Medienkonsum und Schlafstörungen gibt.

Zu viel Medienkonsum kann eine Reihe von Schlafstörungen verursachen. Der Schlafbeginn ist verzögert, die Schlafdauer verringert – Aufwachen in der Nacht oder Müdigkeit am Tag sind die Folgen. Gesunder und erholsamer Schlaf sind jedoch essentiell, um eine Leistung erbringen zu können. Mangelnder Schlaf kann sich negativ auf die Konzentations- und Lernfähigkeit auswirken.

Der Medienkonsum in Zahlen

In der Studie “Auswirkungen von Medienkonsum auf Schlaf bei Kindern und Jugendlichen” vom Department of Psychiatry and Psychotherapy und dem University Medical Center Freiburg aus dem Jahr 2012 wurden die Medien Fernsehen, Internet, Videospiele und Mobiltelefone im Zusammenhang mit dem Schlaf begutachtet. So gaben 96 Prozent der elf bis 17-Jährigen an, dass sie täglich den Fernseher einschalten. Weiterhin nutzen jeden Tag 76 Prozent den Computer, 34 Prozent Spielekonsolen und 62 Prozent ihr Handy. In Stunden ausgedrückt bedeutet dies einen durchschnittlichen Medienkonsum von 3,8 Stunden pro Tag bei Jungen und 2,7 Stunden pro Tag bei Mädchen dieser Altersgruppe.

Schlaflos mit der Einschlafhilfe TV

Obwohl damals schon populär, konnten in einer Studie von Weissblut vor 30 Jahren, nur minimale Effekte von Fernsehen auf den Schlaf von Kindern festgestellt werden. Seit 1999 weisen eine Vielzahl von Studien jedoch auf Auswirkungen hin. Es wurde festgestellt, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen zunehmenden Schlafstörungen und steigendem Fernsehkonsum gibt. Bei Kindern, die mehr als zwei Stunden am Tag vor dem TV verbrachten, zeigte sich Angst und Unruhe vor dem Schlafen gehen. Vor allem bei den Vier – bis Zehnjährigen wurde ein erhöhter Widerstand beim Zubettgehen festgestellt. Diese Faktoren verzögern den Schlafbeginn und verursachen vermehrtes Aufwachen in der Nacht. Somit verschiebt sich die Einschlafzeit nach hinten, die Schlafzeit wird verkürzt und ein späteres Aufwachen ist die Folge. Ältere Testpersonen litten häufig unter Tagesmüdigkeit. Weiterhin zeigte die Studie, dass Kinder die in ihrer Kindheit mehr als drei Stunden am Tag vor dem Fernseher verbrachten, später unter deutlichen Schlafproblemen litten. Die Studie empfiehlt die Fernsehdauer bei Kindern, auf unter eine Stunde am Tag zu begrenzen. Personen, die weniger als eine Stunde pro Tag vor dem Fernsehgerät verbrachten, berichteten nur halb so häufig von Schlafstörungen.

Im Gegensatz zum weitverbreiteten Glauben, der Fernseher könne als Einschlafhilfe dienen, ist dieser im Gegenteil kontraproduktiv. Verschiedene Studien diagnostizierten eine spätere Zubettgehzeit, kürzere Schlafdauer und somit auch eine höhere Tagesmüdigkeit. Sogar wenn ein TV-Gerät eingeschaltet ist und die Kinder nicht aktiv zuschauen, sind negative Auswirkungen nachzuweisen.

Dauerbrenner PC

Seit 25 Jahren gewinnen der Personal Computer und wenige Jahre später auch die Nutzung von Videospielen und Internet an Bedeutung. Die vorliegende Studie belegt, dass auch die Computernutzung zu späteren Zubettgehzeiten, längeren Einschlafzeiten, kürzere Schlafdauer sowie generell eine höhere Müdigkeit bei Kindern führen kann. Auch mit Videospielen konnte eine Veränderung der Schlafparameter festgestellt werden. Diese erfolgte jedoch unabhängig davon, ob das Spiel gewalttätig oder gewaltlos war. Die Testpersonen berichteten davon, schlechter einschlafen zu können und dass ihnen das Aufstehen vergleichsweise schwer fiel. Zusammenfassend deuten die vorliegenden Befunde auf einen schlechteren Schlaf durch Computernutzung hin. Weiterführend wurde sogar festgestellt, dass eine ausgeprägte Internetnutzung zu Problemen im Alltags sowie des Soziallebens, wie zum Beispiel Familienproblemen und schlechteren Schulleistungen, einherging.

Allgegenwärtige Versuchung – Handy

Die wichtigste Funktion eines Handys „das Telefonieren“ tritt immer mehr in den Hintergrund. Radio, Videos, Internet, Soziale Netzwerke, Informationen, Spiele, Kamera, Navigation und vieles mehr – ein Handy oder sogar Smartphone bietet schier endlose Möglichkeiten, sich vom Wesentlichen oder auch von der Bettruhe abzulenken. Durch die gestiegene Funktionalität steigt auch die Nutzungsdauer dieses Mediums. Jugendliche gaben an, in der Nacht öfter durch ihr Handy geweckt zu werden. Häufig berichteten die Heranwachsenden, dass sie ihr Handy bis 3 Uhr Nachts benutzten, was ihre Müdigkeit im Vergleich zu denen, die das Handy nach dem Zubettgehen nicht mehr nutzten, verdreifachte. Jedoch sind aktuellere Untersuchungen notwendig, da sich die Nutzung schnell und mehrheitlich in Richtung Smartphone verschiebt.

Wer schlafen will, muss abschalten

Die erhöhten blauen Lichtwellen der Monitore medialer Oberflächen führen zu einer verminderten Melatonin Ausschüttung und somit zur Unterdrückung von Müdigkeit. Schlafstörungen traten weiterhin vermehrt auf, wenn die Medien gegen Abend genutzt wurden. Somit werden die Kinder unmittelbar vor dem Zubettgehen geistig erregt und konnten schlechter in den Schlaf finden. Die Kombination aus hellem Licht und der geistigen Erregung am Bildschirm, führen maßgeblich zu Schlafstörungen.

Fazit

Insgesamt trugen alle Medien dazu bei, den Schlafbeginn nach hinten zu verschieben, die Zeit im Bett zu verkürzen und somit die Müdigkeit am Folgetag zu verstärken. Dies geschieht vor allem, da Medienkonsum eine unstrukturierte Freizeitbeschäftigung ist. Im Vergleich mit einer strukturierten Freizeitbeschäftigung fällt auf, dass Aktivitäten wie Sport oder Vereinstreffen einen festgelegten Anfang und ein festgelegtes Ende haben. Dadurch treten sie nicht mit Schlaf in Konkurrenz, sondern fördern diesen, da sie für körperliche und/oder geistige Auslastung sorgen.

medienbewusst.de meint:
Die Nutzung aller Medien steigt vor allem dann, wenn sie im Schlafzimmer des Kindes verfügbar sind. Hier ist Prävention einfach: kein Fernseher sowie kein Computer im Zimmer und das Handy wird über Nacht außerhalb des Schlafraumes platziert. Diese einfachen, konsequenten Schritte, helfen nicht nur Kindern und Jugendlichen abends besser zur Ruhe zu kommen.

Cathleen Weber

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