Kindertag-Special: “Der Brief für den König”


Spannende Abenteuer in einer Fantasy-Welt – das habe ich mir schon als Kind unglaublich gerne durchgelesen. „Der Brief für den König“, von der niederländischen Schriftstellerin Tonke Dragt bereits 1962 veröffentlicht, bietet genau dies. Denn wie Knappe Tiuri durch verschiedene Länder reist, um dem König eines fremden Reiches eine geheime Botschaft zu überbringen, das dürfte auch heute noch lesebegierige Kinder fesseln.

Sebastian Driever

Alles beginnt eines Nachts als der 16-jährige Schildknappe Tiuri und weitere Knappen in einer Kapelle nahe der Hauptstadt ihres Heimatkönigreiches „Dagonaut“ Nachtwache halten, um am nächsten Morgen zum Ritter geschlagen zu werden. Keiner der Anwesenden darf in dieser Nacht reden. Doch plötzlich klopft es an der Pforte und Tiuri entscheidet sich zu öffnen. Ein Fremder bittet Tiuri daraufhin flehentlich, einem ominösen schwarzen Ritter mit weißem Schild einen Brief zu überbringen. Nach einiger Suche findet Tiuri den Ritter auf einer Waldlichtung, doch dieser liegt im Sterben. Ein verfeindeter, roter Ritter hat ihm mit vielen Reitern in einem Hinterhalt aufgelauert und ihn schwer verwundet. Daher bittet der Ritter mit dem weißen Schild Tiuri, den geheimnisvollen Brief zu König Unauwen, Herrscher des Nachbarkönigreichs westlich der Berge, zu bringen und gibt ihm außerdem seinen Ring. Auf dem anschließenden Weg nach Westen muss sich Tiuri zunächst seinen Weg durch einen dichten Wald bahnen. Stets ist er sich bewusst, dass ihm die Feinde des Ritters mit dem weißen Schild auf den Fersen sind. Außerdem wird er eines Tages von Räubern überfallen, kann den Brief und den Ring jedoch bewahren. Weiterhin wird er von Rittern in grauer Rüstung verfolgt, weil diese den Tod des Ritters mit dem weißen Schild rächen wollen und Tiuri für den Mörder halten. Auf einer Burg am Waldrand kann Tiuri ihnen jedoch die Situation erklären und sie geleiten ihn anschließend sicher bis zum Fuß der Berge, welche das Königreich Dagonaut vom Königreich Unauwen trennen. Ein Angriff der verfeindeten, roten Reiter kann unterwegs abgewehrt werden und auch einen weiteren Versuch, ihm den Brief abzunehmen, kann Tiuri vereiteln. Bevor seine Reise schließlich im Nachbarkönigreich Unauwen weitergeht, lernt Tiuri in den Bergen noch seinen fortan besten Freund Piak kennen. Dieser steht ihm von dort an bei allen weiteren Abenteuern und Gefahren tapfer und mutig zur Seite…
Nach und nach entwickelt sich somit eine mitreißende Geschichte. Die Spannung wird stets hochgehalten, ohne dabei jedoch Kämpfe und Gefahren mit nicht-kindgerechter Brutalität zu schildern. Die Hauptfiguren sind wunderbar beschrieben, allen voran der mutige und pflichtbewusste Tiuri, und Kinder können sich sehr gut in sie hineinversetzen. Dies betrifft auch die Freundschaft zwischen Tiuri und Piak, welche sich schon nach kurzer Zeit entwickelt und ein starkes Band zwischen den beiden bildet. Hinzu kommen abwechslungsreich und fantastisch beschriebene Orte und Kulissen, die eindrucksvolle Bilder im Kopf des Lesenden hinterlassen. Außerdem unterstützt ein sehr verständlicher, angenehmer Schreibstil das Lesevergnügen perfekt. Da stört es auch nicht, dass „Der Brief für den König“ kein klassisches Fantasy-Buch mit allerhand Fabelwesen ist, sondern eher ein Ritterroman in einer fiktiven Welt.

Unser Redakteur meint:
„Der Brief für den König“ ist nach wie vor eines meiner Lieblingsbücher, obwohl es eher ein Jugendroman ist und ich es schon lange nicht mehr gelesen habe. Auf knapp 450 Seiten wird von Anfang bis Ende eine mitreißend-spannende Geschichte erzählt, die vor Einfallsreichtum und Abenteuern nur so strotzt. Ganz besonders habe ich damals schon die Freundschaft zwischen Tiuri und Piak gemocht sowie die vielen, imposant geschilderten Orte. Die Geschichte hat mir Lust auf mehr Fantasyliteratur gemacht und mich somit zum weiteren Lesen motiviert. Nicht zu vergessen, hat „Der Brief für den König“ natürlich auch ein wunderbares Happy End zu bieten – eines, das dieses wunderbaren Buches würdig ist.

Sebastian Driever

Bildquelle:
© Beltz & Gelberg