Macht frühes (Vor)lesen wirklich schlau? – Zum Einfluss von Büchern auf die  Intelligenz und Fähigkeiten von Kindern

 

Gerade in der Grundschule wird bei Kindern viel Fokus auf das Lesenlernen gelegt. In diversen Aufgaben wird der Nachwuchs an das Lesen herangeführt. Doch gerade in der ersten Klasse zeigt sich bereits, welchem Kind schon in jungen Jahren vorgelesen wurde und welchem nicht. Denn Vorlesen ist nicht nur essentiell für die Sprachentwicklung, sondern sorgt auch insgesamt für eine positive Entwicklung des Nachwuchses. 

 

Bücher gehören ins Kinderzimmer!

Buchklassiker wie „Die Kleine Raupe Nimmersatt“ und „Der Regenbogenfisch“. Wir alle haben sie als Kind sicherlich nicht nur einmal vorgelesen bekommen und vermutlich bis heute noch ein Exemplar im Schrank stehen. Nicht selten werden diese Bücher an junge Kinder verschenkt, die eigentlich noch kaum etwas selbst damit anfangen können… Eigentlich. Denn den eigenen Kindern bereits in jungen Jahren Geschichten vorzulesen, bewirkt über lange Sicht hinweg wahre Wunder.

Wer vorliest, der fördert!

Dabei geht es nicht nur darum, ein schönes Ritual vor dem Schlafengehen zu schaffen oder das Kind zu belohnen. Wer vorliest, der fördert und das nicht zu knapp. So hat beispielsweise eine Studie der Stiftung Lesen aus dem Jahr 2015 ergeben, dass die Durchschnittsnote in Deutsch von Kindern im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, denen täglich vorgelesen wurde, um 70 Prozent über der Note von Kindern liegt, welchen selten oder nie vorgelesen wurde.

Das sind Ergebnisse, die für sich sprechen. Aber auch in Fächern wie Biologie, Musik oder Kunst ist das Ergebnis der Befragung eindeutig: Vorlesen übt sich positiv auf die Bildung von Kindern aus. 

Bücher sollten unsere ersten Medien sein

Nicht nur für Kinder im Alter von sechs Jahren und älter ist Vorlesen ein wichtiger Entwicklungsfaktor. Die Fähigkeiten, die aus dieser Handlung resultieren, können schon bei Babys und Kleinkindern den ersten Schritt für späteren Erfolg bilden. Konzentrationsvermögen, ein großer Wortschatz und ein reges Vorstellungsvermögen sind nur drei von vielen Vorteilen, die der Kontakt zu Büchern bei Kindern bewirken kann. 

Bücher geben kein Lerntempo vor

Ein weiterer Vorteil der frühen Leseförderung ist, dass Bücher, im Gegensatz zu Fernsehsendungen und Filmen, kein Lerntempo vorgeben. Lesen und das dazugehörige Verstehen kann jedes Kind in seinem ganz persönlichen Tempo tun. Das kommt sowohl Kindern mit einem guten Aufnahmevermögen entgegen, die dementsprechend schneller lernen können, als auch Kindern, die mehr Zeit benötigen.

Denn die wenigen Reize, die ein Buch besitzt, kommen gerade den Kleinsten entgegen. Keine schnell wechselnden Bilder, keine lauten Geräusche oder Knöpfe und Buttons, die es gilt zu drücken. Bücher leben durch das selbstbestimmte Tempo des Lesens und durch kleine Bilder, welche beim Verstehen helfen. Aus diesem Grund sollten Bücher auch unsere ersten Medien sein.

Vorlesen fördert soziale Kompetenzen

Doch die Studie der Stiftung Lesen von 2015 thematisiert nicht nur den größeren, schulischen Erfolg, der mit dem Vorlesen einhergeht. Hauptfokus lag bei der Befragung der Acht- bis Zwölfährigen auf der Frage, inwieweit Vorlesen die sozialen und persönlichen Kompetenzen von Kindern fördert. So fanden die Forscher*innen beispielsweise heraus, dass Kinder, die regelmäßig vorgelesen bekommen, sich besser konzentrieren können, ordentlicher und vernünftiger sind als andere Kinder. Das gleiche Ergebnis kam auch bei der parallel laufenden Befragung der Mütter heraus.

Insgesamt meinen 86 Prozent der Kinder, denen täglich vorgelesen wurde, dass sie sich schnell Dinge merken können. Bei denjenigen, denen selten bzw. nie vorgelesen wurde, sind es nur 45 Prozent. Ein deutliches Ergebnis, das den Vorzug des Vorlesens deutlich macht. Aber auch soziale Kompetenzen wie das Pflegen bestehender Beziehungen oder das schnelle Knüpfen von Freundschaften haben Kinder mit Leseerfahrung anderen deutlich voraus, wie in der folgenden Statistik zu sehen ist:

 

 

Wichtig zu beachten ist, dass Kindern jeglichen Alters vorgelesen werden sollte, und das obwohl sich die Studie der Stiftung Lesen auf Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren bezieht. Am besten sollte mit dem Vorlesen angefangen werden, sobald der Nachwuchs bereit ist, sich auf dieses, im Idealfall, tägliche Ritual einzustellen. Die meisten Eltern beginnen damit, sobald die eigenen Kinder zwei Jahre alt sind und oftmals stellen sich bereits nach kurzer Zeit erkennbare Fortschritte im Verständnis und in der Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne ein. 

Vier Tipps für das richtige Vorlesen: 

  1. Schaffe die richtige Atmosphäre, beispielsweise eingekuschelt im Bett oder auf der Couch, damit sich dein Kind komplett auf die Geschichte einlassen kann.
  2. Berücksichtige die Wünsche deines Kindes, beispielsweise beim Aussuchen der Geschichte. Ob dabei jedes Mal ein neues Buch gelesen wird oder das Gleiche mehrfach hintereinander, sollte das Kind entscheiden dürfen.
  3. Lese fesselnd und interaktiv vor. Verändere beim Vorlesen die Stimmen, gib deinem Kind Zeit, die Bilder anzuschauen und gehe auf die Fragen und Anregungen deines Kindes ein, auch wenn dabei die Geschichte unterbrochen werden muss.
  4. Halte feste Vorlesezeiten ein, zum Beispiel kurz vor dem Schlafengehen. Eine kleine Geschichte hilft beim Entspannen und Abschalten nach einem langen Tag.

 

Fazit:

Die Studie der Stiftung Lesen wird jedes Jahr durchgeführt und liefert wiederkehrend glaubwürdige und fundierte Ergebnisse. Dass Vorlesen Kinder fördert, ist daher eine bewiesene Sache. Dabei geht es jedoch nicht darum, so viel Vorzulesen, wie nur möglich, sondern auf die Kinder einzugehen. Es sollte sich stets den Bedürfnissen und Wünschen der Kleinen angepasst werden. Nur dann können wichtige Kompetenzen, wie sozialer Umgang, gute schulische Leistungen und Kreativität und Vorstellungskraft früh gefördert werden.

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