Alltagserlebnis Fernsehen

 

Kinder sehen gerne fern. Und zwar am liebsten jeden Tag. Damit wird das Medium zum festen Alltagsgegenstand. Welcher Gebrauchswert den Kindersendungen im Alltag dabei zukommt, analysiert die Wissenschaftlerin Maya Götz in ihrer Studie vom Jahr 2003.

 

Es läuft, was im Trend liegt

Wöchentlich laufen etwa 300 Stunden reines Kinderprogramm im Fernsehen, dazu kommen noch Sendungen für Jugendliche und Ältere, die trotzdem oft von Kindern gesehen werden. Bei all dem Angebot treffen Kinder meist selbst die Entscheidung darüber, was sie gucken möchten. Dabei entscheiden sie vor allem nach Inhalt der Sendung. Die Themen müssen das widerspiegeln und behandeln, was sie gerade selbst beschäftigt und im Trend liegt. Außerdem sollen die Themen emotional berühren und so zur Unterhaltung beitragen..

Ein Wechselspiel zwischen Medium und Kind

Medien bieten verschiedene Funktionen. Sie lenken ab von Langeweile, unterhalten und können eine gemeinsame Beschäftigung sein und damit einen gesellschaftlichen Wert haben. Häufig wird gefragt, ob die und die Sendung gut oder schlecht sei. Doch so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten. Oft bieten Sendungen individuell Positives, weil die Kinder die Sendung bewusst auswählen nach individuell präferierten Themen. Oft können sie aber zu Problemen in Familien oder pädagogischen Einrichtungen führen. Wichtig ist es, die Bedeutung von Fernsehsendungen im Alltag der Kinder zu verstehen, um zu wissen, ob sie bei der persönlichen Entwicklung und Identitätsfindung unterstützen können.

Wirkung von Sendezeiten

Kinder planen ihren Alltag nach der Sendezeit ihrer Lieblingssendung. So brechen sie auch teilweise Aufgaben ab oder beeilen sich mit der gerade anstehenden Tätigkeit, um rechtzeitig zu Beginn der Sendung fertig zu sein. Dieses Verhalten hat zwei Seiten. Einerseits bietet es den Kindern Strukturierung. Sie lernen, ihren Alltag zu planen und sich ihre Zeit, selbst einzuteilen. Andererseits nimmt es aber auch die Zeit für andere Aktivitäten, die draußen stattfinden können und soziale Interaktionen beinhalten und somit prinzipiell mehr Wert bieten.

Familienfernsehen

Vor allem abends schauen Eltern und Kinder oft gemeinsam fern. Dies kann sehr positiv sein, da es zunächst eine gemeinsame Aktivität darstellt, die auch den Familienzusammenhalt stärken kann. Bestimmte Sendungen, wie die Sendung mit der Maus, sind bei Eltern besonders beliebt, da sie als Klassiker mit Nostalgie und einer gewissen Qualität verbunden werden. Diese können pädagogisch sehr wertvoll sein, da bei beiderseitigem Interesse auch über die Themen der Sendung gesprochen wird und Dinge diskutiert werden können, also bewusst fern gesehen wird. Eltern sollten aber auch offen für neue Sendungsformate sein, die vom Kind gewünscht werden, da es sonst zu potentiellen Einengungen und Konflikten kommen kann.

Gemeinsames Fernsehen kann also hilfreich sein, aber hier sollte geschaut werden, dass die Inhalte das Kind nicht überfordern und von beiden Seiten akzeptiert werden.

Fernsehen schafft Kommunikation

In der Schulpause werden die neuesten Folgen der gerade angesagten Sendungen besprochen. Die Trends bieten zwar Gesprächsstoff, können aber auch die Kinder dadurch unter Druck setzen, dass man auch die Sendung gesehen haben muss, um überhaupt mitreden zu können. Hier besteht der Nutzen vom Fernsehen also nur noch darin, im Trend zu liegen und sozial akzeptiert zu werden. Die Kinder möchten Teil der Gruppe sein und müssen sich deshalb “up to date” halten.

Inhaltlicher Wert

Die beliebten Daily Soaps wie “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” fungieren für Kinder oft als Fenster in die Erwachsenenwelt und erweitern somit auch ihren Horizont. Denn dort werden klassische Probleme der Erwachsenen gezeigt und geklärt. Dies kann einerseits überfordern, aber auch ab einem gewissen Alter vorbereitend und aufklärend sein. In Sendungen wie Pokemon wird das Sammeln als Aneignung von Weltgeschehnissen im Sinne von neuen Erfahrungen aufgegriffen. Kindersendungen mit Gewaltanteil und Kämpfen, wie bei Dragonball Z, geben Kindern die Chance, sich härter und stärker zu fühlen. Es kann aber auch die Aggressionsbereitschaft fördern.

 

Fazit:

Fernsehsendungen im Alltag von Kindern haben ganz verschiedene Bedeutungen. Sie können bei der persönlichen Entwicklung helfen, stellen Trends dar und bieten Platz für Diskussion. Grundsätzlich sollten Eltern diejenigen Kompetenzen vermitteln, die für das Fernsehen gefordert werden. Das bedeutet vor allem eine ständige Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten der Sendungen und den Einblick in die alltägliche Fernsehwelt der Kinder und deren Nutzen.

Großen Nutzen bietet das gemeinsame Fernsehen von Eltern und Kindern, denn dies stärkt den Zusammenhalt und es können Inhalte der Sendungen diskutiert und geklärt werden. Eltern sollten versuchen, mit dem Kind über die Erlebnisse des Fernsehens zu sprechen, um mögliche Unklarheiten und Überforderung vorzubeugen. Regeln zu Fernsehzeiten können außerdem dabei helfen, dem Kind Struktur zu geben und zu vermeiden, andere Aktivitäten zu vernachlässigen. Denn Kinder sollten nicht den Wert von gemeinsamer Zeit außerhalb der Medienwelt und den Spaß an anderen Dingen wie dem Lernen und Spielen verlieren.

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