Erotik und Sexualität im Fernsehen

 

Nackte Haut im Fernsehen ist nichts Neues. Erotische Szenen gehören heutzutage ganz selbstverständlich zum Programmangebot dazu. Kinder und Jugendliche beschäftigen sich im heranwachsenden Alter auch mit Themen wie Liebe, Sex, Erotik und allem, was dazu gehört. Sie stoßen auf Probleme, suchen Hilfestellung, Aufklärung und Rat. Sie machen viele neue Erfahrungen. Doch welche Rolle spielt das Medium Fernsehen dabei für die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen?

 

Aufklärungssendungen im Fernsehen

Tatsächlich gibt es bereits einige Sendungen im Fernsehen, die man als Aufklärungssendung bezeichnen könnte. Dr. MAG love ist eine vom ZDF produzierte Sendung, die das sexuelle Selbstbewusstsein der jungen Zuschauer fördern möchte. Sie ist mit Jugendlichen und für Jugendliche gedacht und stellt sich humorvoll Fragen zu Themen wie Küssen, Verhütung, Selbstbefriedigung, Körperpflege oder der Periode.

Auch andere Programme wie der Kummerkasten kann bei Unklarheiten helfen, indem vom Zuschauer eingesandte Fragen beantwortet werden. Ein anderes Format ist die Sendung PuR vom K.I.K.A, mit dem es gelingt, große Fragen des Erwachsenwerdens zu beantworten. 

Indirekte Aufklärung in Daily Soaps

Letztendlich bieten alle erotischen Szenen und Programme, in denen verwandte Themen behandelt oder ausgeführt werden, Orientierung für die jungen Heranwachsenden.

Auch Daily Soaps wie Gute Zeiten, Schlechte Zeiten sind beliebt, da dort vor allem auch emotionale Herausforderungen wie die erste Trennung, Eifersucht oder Verrat behandelt werden. Doch hier wird nur indirekt aufgeklärt, indem die Szenen Vorbilder bieten, an denen sich die Zuschauer orientieren können. Diese Aufklärung findet im Gegensatz zum Kummerkasten, bei dem gezielt Fragen beantwortet werden, nur einseitig statt und kann unter Umständen zu noch mehr Verwirrung oder Unverständnis führen.

Nummer gegen Kummer beantwortet konkrete Fragen

Trotz Aufklärung im Unterricht oder durch Eltern bleiben die Themen Liebe und Sexualität prekäre Themen für Heranwachsende. Ältere Kinder wenden sich daher mit ihren Fragen zu sexueller Aufklärung und Liebe direkt an das Medium Fernsehen. Das interaktive Programmformat Kummerkasten setzt auf Kommunikation mit den Zuschauern.

In der Sendezeit können Fragen gestellt werden und auch außerhalb gibt es die Nummer gegen Kummer, an die sich Kinder jederzeit wenden können mit Problemen aller Art. Dazu gehören Konfliktsituationen, Sorgen um die Gesundheit und klassische Pubertätsprobleme. In der Sendung sind Fragen zu Liebe und sexueller Aufklärung sehr beliebt. 

Eltern sind oft die Falschen zum Aufklären

Denn auch wenn man als Eltern das Gespräch mit den Kindern sucht und versucht, die Fragen der Kinder in diesen Bereichen zu beantworten, so ist das für Viele ein eher unangenehmes Thema und manchen sogar peinlich. Dann sind solche Angebote wie der Kummerkasten die richtige Anlaufstelle, an die sich die Kinder wenden können. Doch für viele Kinder sind Themen wie das erste Mal auch wieder zu persönlich, um sie mit den Medien zu teilen. Hier werden persönliche Kontakte vorgezogen.

Pornografie und Erotik erst nach 23 Uhr

Pornografische Szenen sind solche, in denen sexuelle Handlungen nicht nur angedeutet, sondern auch vollzogen werden und Geschlechtsorgane in den Mittelpunkt der Darstellung treten. Erotische Szenen dagegen zeigen nur gespielt den sexuellen Akt. Entsprechende Angebote im Fernsehen dürfen nach Vorgabe der Landesmedienanstalten erst nach 23 Uhr gezeigt werden.

Die vermittelten Bilder im Fernsehen vermitteln, wie Sexualität, Erotik und Intimität aussehen können. Sie zeigen vor allem aber, was gesellschaftlich akzeptiert, was tabuisiert, welche Praktiken und Verhaltensweisen normkonform und welche abzulehnen sind. Die Darstellung findet dabei nicht nur auf visueller, sondern auch auf verbaler Ebene statt. 

Zu viel oder zu wenig Sexualität in Medien?

Die einen sagen, die Kindheit werde durch die vielen sexuellen Szenen in den Medien zerstört und die Heranwachsenden werden zu früh sexualisiert. Die anderen meinen, es werde zu wenig aufgeklärt und offen über das Thema diskutiert, sodass junge Heranwachsende häufiger mit ungewollten Schwangerschaften oder Krankheiten kämpfen müssen.

Fakt ist, dass die meisten Kinder ihre sexuelle Aufklärung über konventionelle Medien wie das Fernsehen erhalten und Aufklärungsversuche von Eltern oder Schule nicht besonders hilfreich empfinden oder sogar ablehnen. Die Medien bieten Anonymität, eine Vielzahl an Informationen und die Möglichkeit, dass die Kinder ihren Lernprozess selbstständig kontrollieren. Gleichzeitig kommt ihnen dadurch eine hohe Verantwortung zu, wenn sie pädagogisch wertvoll Inhalte vermitteln und bei der sexuellen Aufklärung der Kinder unterstützen sollen.

 

Fazit:

Liebe, Sex, Freundschaft, Verhütung, Verrat, Eifersucht. Alles Themen, die Jugendliche in der Pubertät beschäftigen. Viele Kinder nutzen mediale Inhalte, vor allem das Fernsehen, als ihre erste Informationsquelle in puncto sexueller Aufklärung. Es gibt dort viele Vorteile für die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen und zahlreiche hilfreiche Sendungen, die sich gezielt mit solchen Themen auseinandersetzen. Trotzdem können Eltern ihre Kinder bei der Thematik unterstützen, indem offen darüber geredet wird, auf qualitativ hochwertige Sendungsformate aufmerksam gemacht wird und nichts tabuisiert wird. Ein angenehmes und offenes Umfeld ist besonders wichtig bei der Selbstfindung und sexuellen Identitätsbildung der Kinder.

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