Generation Porno?

 

Pornografie ist heutzutage bereits für Heranwachsende allgegenwärtig. Es bedarf zwei Schlagwörter bei Google und einiger Klicks, um an pornografischer Inhalte verschiedenster Art zu gelangen. Das Internet macht es möglich, unkompliziert, unbemerkt und praktisch unbeschränkt an Pornos heranzukommen. Gerade im Umgang mit sexualisierten Medieninhalten zeigt sich, wie wichtig die Medienbildung und die damit verbundene Werteerziehung von Jugendlichen ist. Wir möchten über das tabureiche Thema aufklären und Eltern und Pädagog*innen Hilfsmittel an die Hand geben.

 

Pornografische Inhalte können Heranwachsende überfordern

Durch die einfache, kosten- und barrierefreie Verfügbarkeit von problematischem Content, wie sexualisierten Webinhalten entstehen Risiken und Herausforderungen, die es vor dem digitalen Zeitalter so nicht gab. Jugendliche können dadurch Einflüssen und Situationen ausgesetzt werden, die  sie verunsichern und zum Teil überfordern. Vor allem, wenn niemand mit ihnen über das Gesehene spricht.

Gleichzeitig kommen auch Eltern oder Pädagog*innen an ihre Grenzen, wenn es darum geht, das heikle Thema Pornografie als Unterrichtsgegenstand aufzugreifen. Die Aufklärung, über derartige Themen, die von den Heranwachsenden auch ernst genommen wird, stellt auch für ausgebildete Pädagogen*innen eine Herausforderung dar. Über Sex zu sprechen, fällt den meisten von uns nicht leicht – trotz der vermeintlichen Aufgeklärtheit unserer Gesellschaft und der Allgegenwart von sexuellen Themen.

Das Gerücht der sexuell verwahrlosten Generation wurde widerlegt

Viele Personen, vor allem die aus der älteren Generation, sprechen von einer sexuell verwahrlosten Generation oder sprechen gerne von „der Generation Porno“. Sie sehen es als die totale Pornografisierung unserer Gesellschaft. Allerdings wurde das Gerücht einer „sexuell verwahrlosten Generation“ widerlegt. In der Jugendsexualität-Studie 2010 zeigte sich, dass Jugendliche in Deutschland sich mit dem ersten Sex heute mehr Zeit als noch vor fünf Jahren lassen.

Zugleich verhüten sie beim „ersten Mal“ besser als je zuvor. Mehr als ein Drittel der jungen Frauen und Männer hatten bis zu einem Alter von 17 Jahren noch keinen Geschlechtsverkehr. Hinzu kommt, dass deutsche Jugendliche in der Regel ihr „erstes Mal“ in einer festen Beziehung erleben. Darüber hinaus hatte die Hälfte der sexuell aktiven Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren bislang lediglich einen Partner. Für Jungen trifft das auf 40 Prozent zu.

Sexualität in den Medien ist meist mechanisch, leistungsorientiert und herabwürdigend

Dennoch ist die Aufklärung über Pornografie von hoher Wichtigkeit. Sexuelle Entwicklung Jugendlicher findet heute unter ganz anderen Bedingungen statt, als noch vor zehn Jahren. Dazu trägt ebenfalls bei, dass selbst in der Werbung, in der Musik oder auf Porno-Portalen im Internet die Jugendlichen einer expliziten Darstellung von Sexualität mit oftmals fragwürdigen Rollenvorstellungen ausgesetzt sind.

Je nach psychischem und sozialem Hintergrund der Jugendlichen nimmt die Sexualisierung und die teilweise mechanische, leistungsorientierte und herabwürdigende Sexualität in Pornos einen mehr oder weniger negativen Einfluss auf die Sexualentwicklung. Nicht zuletzt, weil die Diskrepanz zwischen dem Gesehenen und dem selbst Erlebten gewaltig ist, muss all diese – freiwillig oder unfreiwillig konsumierte – Nacktheit, Erotik  und Pornografie verarbeitet werden. Gesprächs- und Reflexionsangebote sind daher notwendiger denn je!

Selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität 

Unabhängig davon, ob wir Pornografie gut oder schlecht heißen – sie ist Teil der heutigen Jugendrealität. Mediale Sexualität und Pornografie nicht gemeinsam mit Jugendlichen zu reflektieren, hieße, die Heranwachsenden damit alleine zu lassen. Man sollte den Jugendlichen mindestens Orientierung und Gespräche darüber anbieten. Man kann ihnen zu einem selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang mit ihrer eigenen Sexualität sowie mit Beziehung und Partnerschaft verhelfen. Hierfür haben wir einige Tipps aufgelistet:

  • Nicht unvorbereitet in Gespräche gehen: auch wenn Aufklärung Offenheit erfordert, erfordert es mindestens genauso viel Sensibilität. Es muss auch bedacht werden, welche Wirkung die Beschäftigung mit dem Thema auf andere hat (trifft vor allem auf die Aufklärung in der Schule zu).
  • Wissen aneignen: Es ist pädagogisch sinnvoll, wenn du dir pornografische Seiten im Netz anschaust, auch wenn es dir widerstrebt. Informiere dich! Gehe auf Webseiten, wie redtube.com, youporn.com, xhamster.com – um das zu sehen, was auch die Jugendlichen sehen.
  • Indirekt ansprechen: Jugendliche reden nicht gerne öffentlich über ihre sexuellen Erfahrungen. Die Aufforderung, eigene Emotionen und Erlebnisse zu thematisieren, könnte pubertierende Jugendliche überfordern. 
  • Mädchen und Jungen trennen: Pornografie wird unterschiedlich genutzt. Es besteht ein großer Geschlechterunterschied in Konsum, Funktion und Beurteilung von sexualisierten Medieninhalten. Wenn also möglich trenne die Geschlechter bei der Aufklärung.

 

Fazit:

Wenn Sexualität von Freund*innen und Gleichaltrigen, beispielsweise aus den Medien, von einschlägigen Internetseiten oder über Texte des Porno-Raps vermittelt werden, dann meist nicht im Sinne verantwortungsvoller Sexualpädagogik. Um Sexualität selbstbestimmt und verantwortungsvoll leben zu können, ist es notwendig, sich mit (den eigenen) Werten und Wertvorstellungen auseinanderzusetzen. Nehme dir daher die oben aufgeführten Punkte zu Herzen und kläre deine Kinder über das wichtige Thema Sexualität und Pornografie auf.

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