Rechtsextremistische Propaganda im Netz– Wie schütze ich mein Kind?

 

Die Möglichkeiten des Internets eröffnen Rechtsextremen eine neue Form der Propaganda. Sie haben sich Strukturen aufgebaut, in denen sie gut organisiert agieren. Aus selbstständigen „Kameradschaften“ ist ein Netzwerk entstanden. Die Aktivist*innen dieses „nationalen Widerstands“ arbeiten häufig anonym, treten nur punktuell auf und bedienen sich geschickt jugendkultureller Symbole. Dabei nutzen sie die sozialen Medien intensiv für menschenverachtende Propaganda und zum Anwerben jugendlicher Mitglieder. Wir haben uns der Frage gewidmet, wie man diese perfiden Strukturen erkennt und sein Kind am besten schützen kann. 

 

Was bedeutet Rechtsextremismus überhaupt? 

Rechtsextremismus ist von der Grundvorstellung geprägt, dass nicht der Mensch mit seinen Grundrechten wertvoll ist, sondern dass die ethnische Zugehörigkeit zu einer „Nation“ oder „Rasse“ den Wert eines Menschen bestimmt. Diese Ideologie ist mit der Demokratie, in der wir leben, nicht vereinbar. Dabei unterscheidet das Bundesamt für Verfassungsschutz noch zwischen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus.

„Während radikale politische Auffassungen innerhalb einer pluralistischen Gesellschaftsordnung ihren legitimen Platz haben, richten sich extremistische Bestrebungen gegen den Kern der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ Als Neonazis werden innerhalb des rechtsextremen Spektrums diejenigen bezeichnet, die ein Bekenntnis zur Ideologie des Nationalsozialismus abgeben und auf die Errichtung eines totalitären Führerstaats nach dem Vorbild des Dritten Reiches ausgerichtet sind.

Ist Rassismus wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen?

Durch öffentlichkeitswirksamen Aktionen finden sie wieder Anklang bis in die sogenannte „Mitte“ der Gesellschaft. Das Internet hat den Weg dafür geebnet. Es sei der unbewusste Wunsch nach Unheil, nach Katastrophe, der den Antriebsmotor des Rechtsradikalismus ausmache, wie Theodor W. Adorne schon 1976 feststellte. Die AfD spricht von einer “Umvolkung”, während die identitäre Bewegung vor dem „großen Austausch“ warnt. Dass diese Schreckensszenarien nichts mit dieser zu tun haben, spielt keine Rolle.

Die Mitglieder greifen aktuelle Debatten auf und instrumentalisieren diese für ihre Zwecke. So nutzen Rechtsextreme in den letzten Jahren verstärkt das Thema Flucht und Migration,  um gezielt Hass auf Geflüchtete zu schüren. Jede Straftat, die durch einen Geflüchteten geschieht, wird zur Hetze genutzt. Sie sind in ihrer Vorgehensweise subtil, allgegenwärtig und (scheinbar) jugendnah. Deswegen sind sie so gefährlich.

Wie bewegen sich Rechtsextreme im Internet?

Wer heute junge Menschen erreichen will, bewegt sich in den sozialen Netzwerken und auf Videoplattformen. Mit relativ wenig Einsatz können Rechtsextreme, über selbst produzierte Webinhalte, ihre Ideologie verbreiten und neue Anhänger*innen für ihre Ziele gewinnen. Dabei präsentieren sie sich stets “cool und trendy”.

Sie nutzen Profilbilder mit einem klassisch, bürgerlichen Erscheinungsbild, nehmen die politischen Themen auf, die Jugendliche ohnehin interessieren, wie Tier- und Umweltschutz oder Musik und Sport. Durch rebellische Aktivitäten und Mitmach-Aktionen schaffen sie ein Zugehörigkeitsgefühl. Ohne dass junge Menschen es bemerken, werden ihnen so rechtsextreme Inhalte vermittelt.

Was kann rechtsextremistische Propaganda mit meinem Kind machen?

Jugendliche befinden sich auf der Suche nach der eigenen Identität und einem (politischen) Weltbild. Die meisten Jugendlichen, die sich rechtsextremen Gruppierungen anschließen, suchen Anerkennung und das Gefühl dazuzugehören. Für Jugendliche, die sich anderswo nicht wahrgenommen fühlen, ist die Szene besonders reizvoll.

Die Rechtsextremisten schaffen durch das Bieten einer Erlebniswelt ein Zugehörigkeitsgefühl. Pädagogen*innen weisen immer wieder daraufhin, dass Jugendliche frühzeitig erreicht werden müssen, um die Chancen zur Umorientierung zu ermöglichen. Später ist es kaum (in seltenen Fällen) möglich. Andersherum können Heranwachsende, die aufgrund einer ethnischen, religiösen oder kulturellen Zugehörigkeit rassistisch beleidigt werden, nachhaltig in ihrer Persönlichkeitsfindung beeinträchtigen werden. 

Wie kann ich mein Kind schützen?

  • Jugendliche sind sich oft nicht sicher, ob die Inhalte ethisch-moralisch korrekt sind. Viele Heranwachsende schwanken bei der Betrachtung solcher Inhalte zwischen Ablehnung und Anziehung. Diese Beobachtung sollte zu Hause diskutiert werden.
  • Viele Lehrkräfte sind im Rahmen ihrer Ausbildung nicht ausreichend mit den Themen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Extremismus, Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert worden. Aufklärung fängt zu Hause an.
  • Klär dein Kind über die subtile Vorgehensweise der Rechtsextremen in sozialen Netzwerken auf. Die Anhänger*innen der Szene betreiben Profile, wo es vordergründig beispielsweise um Hobbys geht. Subtil wird dort rechtsextremistische Propaganda (fast) unbemerkt verbreitet.
  • Schau dir Beispiele im Netz an, die die Vorgehensweise der Gruppierungen zeigen. So bekommst du auch eine Ahnung, wie schwer die Propaganda oft zu erkennen ist.

 

Fazit:  

Die Geschichte hat gezeigt, wohin Rechtsextremismus führen kann. Umso erschreckender ist es, wie weit es die Gruppierungen wieder in die Mitte der Gesellschaft geschafft haben. Es liegt an uns allen, dass es nie wieder so weit kommt. Es ist von hoher Wichtigkeit, dass Kinder und Jugendliche über die historischen Vorgänge, die zu unserer schwärzesten Zeit geführt haben, aufgeklärt sind. Denn bald gibt es keine Zeitzeug*innen mehr, die davon berichten können.

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