Geschlechterbilder im Fernsehen:
Frauen putzen und Männer fahren Autos

 

Mann und Frau sind unterschiedlich, oder nicht? Was ist typisch Mann und was ist typisch Frau? Unsere Erfahrungen und Erziehung prägen unser Verständnis von Rollenbildern und Stereotypen. Doch welches Bild vom männlichen und weiblichen Geschlecht wird im Fernsehen vermittelt? Zahlreiche Studien haben sich diesem Thema gewidmet. Die Ergebnisse sollen hier zusammengefasst werden und so geklärt werden, welche Rollenbilder die jungen Zuschauer über das Fernsehen wahrnehmen.

 

Frauen sind unterrepräsentiert

Eine breit angelegte Studie aus dem Jahr 2002 ergab, dass Frauen im Fernsehen stark unterrepräsentiert sind. So machen sie nur knapp 30 Prozent in nonfiktionalen und 36 Prozent in fiktionalen Angeboten aus. Dies entspricht keineswegs der Realität. 

Medien konstruieren Realität

Auch die Bilder, die von Mann und Frau im Fernsehen vermittelt werden, sind stark stereotypisiert. Das gilt neben dem Fernsehen auch für Printmedien und digitale Inhalte. Für die kommunikationswissenschaftliche Genderforschung ist das ein großes Problem, da Medien Realität auch interpretieren und konstruieren. Somit können die Rezipienten schnell die Rollenbilder und Stereotypen von Männlichkeit und Weiblichkeit in ihre Realität übernehmen, die durch die Medien vermittelt werden. 

Was bedeuten Geschlechterstereotypen?

Die Geschlechterstereotype festigen sich schnell und sind höchst resistent gegen Änderungen, also sehr schwierig wieder zu verändern. Diese Bilder festigen sich schon im frühen Kindesalter. Mediale Geschlechterbilder sind dabei gekoppelt mit bestimmten Erwartungen an Verhalten, Aussehen und Kompetenzen.

Den Medien kommt daher eine besondere Verantwortung zu, denn sie fungieren als wichtige Vermittlungsinstanz für Geschlechterrollen. Sie tragen mit dazu bei, Identitäten aufzubauen, indem geschlechtsspezifisches Verhalten gezeigt wird und den Heranwachsenden dadurch Sicherheit in sexueller Orientierung und dem Handeln gegeben wird.

Mediale Geschlechterbilder

Hinsichtlich des Bildes, das in den Medien vermittelt wird, lassen sich Tendenzen erkennen. Zunächst sind Frauen, wie bereits oben erwähnt, stark unterrepräsentiert. Hinzu kommt, dass die gezeigten Frauen oft jünger sind als Männer. Außerdem bestimmen sehr schlanke Frauen das Bild.

Männer und Frauen werden mit bestimmten definierten Rollen gezeigt. “Frauen werden als jünger, modebewusster, gepflegter, attraktiver und allgemein ausgestattet mit angenehmeren sozialen Attributen präsentiert. Männer erhalten hingegen mehrheitlich die wichtigeren Positionen im Berufsleben zugeschrieben, sie sind aber auch häufiger die Bösen im Fernsehen.” (Lukesch, 2004, S. 57) Gerade im Haushalt und der Kindererziehung werden Frauen mit traditionellem Rollenbild gezeigt.

All das entspricht nicht, oder zumindest nicht ausschließlich, der Realität und führt deshalb dazu, dass besonders Heranwachsende sich diesen Bildern annehmen und diese verinnerlichen. Somit können sich Stereotype festigen und nach außen getragen werden.

Rollenbilder im Kinderfernsehen

Mithilfe der IZI-Studie konnten Ergebnisse zu den Rollenbildern im Kinderfernsehen erlangt werden, die sich aus einer Analyse vom Fernsehen in 24 Ländern ergeben. Auch hier bestätigen sich die Befunde, die weiter oben aufgezeigt wurden. Die Geschlechter in fiktionalen Kinderfilmen oder -sendungen sind zu 32 Prozent Mädchen/Frauen und zu 68 Prozent Männer/Jungen. Dazu kommt, dass weibliche Figuren signifikant häufiger blond sind und seltener Anführerinnen als Männer.

Das Aussehen der weiblichen Figuren ist meist durch unrealistische, in der Realität nicht zu erreichende, Körperformen und Figuren geprägt. “Es sind sexualisierte Körper kleiner Frauen, die unnatürlich schlank sind und sich durch extrem weibliche Kurven und unverhältnismäßig lange Beine auszeichnen” (Götz & Herche, 2013, S. 71). Auch bei den Männern findet man oft unnatürliche Körper. 

 

Fazit:

Die Darstellung von Mann und Frau im Fernsehen ist stark stereotypisiert. Es werden noch immer traditionelle Rollenbilder vermittelt und ein falsches Verhältnis der Geschlechter dargestellt. Hinzu kommen die alarmierenden Ergebnisse des Kinderfernsehens. Hier sind besonders die Darstellungen des Äußeren keineswegs natürlich, sondern sogar unrealistisch und stark sexualisiert. Hier liegt ein Fokus auf den Frauenkörpern. All diese Stereotype und nicht reellen Körperformen können sich bei den jungen Zuschauern und Zuschauerinnen festigen. gerade im jungen Alter, wenn sich die Identität noch ausbildet und der Körper verändert, können solche medial vermittelten Bilder riskant sein, denn durch sie können zum Beispiel Frauen Minderwertigkeitsgefühle oder sogar psychische Probleme davontragen, da sie sich an den Darstellungen im Fernsehen orientieren und denken, das sei normal. 

Hier ist es wichtig, den Kindern und Jugendlichen die Fiktionalität dessen, was im Fernsehen gezeigt wird, klar zu machen. Solange die Medien das vermittelte Bild von Geschlechtern nicht zeitgemäßer gestalten, müssen hier Kompetenzen ausgebildet werden, die auf die persönliche Stärke der Heranwachsenden appellieren und ihnen dabei helfen, eigene Erfahrungen und Werte zu entwickeln, die nichts mit medial vermittelten Stereotypen und unrealistischen Körpern zu tun haben.

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