Ob intime Fotos, peinliche Videos oder Posts über die gemeinen Lehrer – alles findet heutzutage seinen Weg auf das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook. Wie ausgeprägt dieses Selbstoffenbarungsverhalten inzwischen bei Jugendlichen ist und welche Gefahren diese Offenheit mit sich bringt, hat eine Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen im Herbst letzten Jahres untersucht. medienbewusst.de stellt für Sie die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Es gibt viele verschiedene Arten von Facebook-Nutzern. Da wären zum Einen die Kommunikativen, die die Plattform hauptsächlich zum Austausch mit Freunden und Bekannten nutzen, dann die Informationshungrigen, die sich durch Facebook auf dem Laufenden halten und zu guter Letzt, die Selbstdarsteller, für die Facebook eine Art multimediales Tagebuch darstellt, das sie rund um die Uhr mit Leben füllen wollen und das jedes Ereignis ihres Tages ausführlich dokumentiert.
Diese letzte Nutzerart, die besonders auf Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren zutrifft, galt es in der Studie „Digitale Privatsphäre: Heranwachsende und Datenschutz auf Sozialen Netzwerkplattformen“ zu untersuchen und ihr Verständnis von Privatsphäre zu erkunden.
Der Studie zufolge verwendet jeder siebte der 12 bis 24-jährigen recht offene Privatsphäreeinstellungen, die es jedem Facebook-Nutzer erlaubt, Inhalte auf dem Profil der Person einzusehen. Doch auch für Nutzer, die den sichtbaren Inhalt ihres Profils beispielsweise auf ihre Kontaktliste eingegrenzt haben, besteht nach wie vor ein gewisses Risiko. Denn was nützen diese Einstellungen, wenn laut der LfM-Studie, 20 % der 12 bis 14-jährigen weniger als die Hälfte ihrer Facebook-Kontakte persönlich kennen? Ihnen reicht es meist aus, den Namen schon einmal gehört zu haben oder besagte Person über andere Freunde zu kennen. Frei nach dem Motto „Je mehr Freunde auf Facebook, desto beliebter bin ich“, wird jede Anfrage sorglos akzeptiert. Risikogruppen seien, laut Prof. Dr. Michael Schenk, speziell die 15 bis 17-jährigen in der Pubertät und Jugendliche mit niedrigerem Bildungsgrad.
Dieses meist sehr fahrlässige Verhalten der Nutzer beschränkt sich jedoch nicht nur auf die eigene Person. Auch der Umgang mit personenbezogenen Daten Anderer lässt in sozialen Netzwerken zu wünschen übrig. Mehr als ein Drittel der befragten 12 bis 24-Jährigen berichtet davon, dass bereits Inhalte, mit denen sie nicht einverstanden waren (wie zum Beispiel Fotos) ohne ihre Zustimmung ins Netz gestellt wurden. Auf der anderen Seite gaben zwei von fünf Nutzern an, es in Ordnung zu finden, Inhalte ins Netz zu stellen ohne dies vorher mit den Betroffenen abzuklären. Stehen sie also dem Missbrauch ihrer eigenen Daten eher kritisch gegenüber, handhaben sie die Problematik mit Daten anderer Nutzer dagegen sehr locker.
Insgesamt gesehen beurteilte LfM-Direktor Dr. Jürgen Brautmeier die Ergebnisse der Studie durchaus positiv. „Die vielen Aufklärungsmaßnahmen, die durch medienpädagogische Initiativen vielerorts durchgeführt werden, bewirken offenbar etwas.“ Dennoch zeige die Studie auch auf, dass in bestimmten Altersgruppen immer noch ein problematischer Umgang mit Daten gepflegt wird.
Kevin Stanowski
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