Computer spielen im Schulunterricht – und dabei lernen


Frau Sieglinde Landauer ist Diplom-Pädagogin an der Donau Universität Krems. Mit ihrem Lernprojekt „SoLeSpie“ versucht Sie Schülern Lerninhalte auf spielerische Art und Weise zu vermitteln. Für medienbewusst.de hat sich Frau Landauer Zeit genommen, um ihr Projekt einmal genauer vorzustellen.

Danke, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben, Frau Landauer. Fangen wir direkt an. Was ist soziales Lernen?

Soziales Lernen – speziell in der Schule – findet immer statt, da wir in der Gruppe lernen. Wir sind in einer sozialen Gemeinschaft und lernen dort die unterschiedlichsten Inhalte. Interessant wird es dann, wenn man sich als Pädagoge vornimmt, diese sozialen Lernprozesse ganz gezielt zu steuern. Genau das ist es was ich mir überlegt habe und womit ich mich ganz intensiv beschäftige.

Welche Rolle spielt soziales Lernen für Kinder?

Die Kinder werden auf etwas vorbereitet, dass sie in ihrem gesamten Leben begleiten wird, da wir in vielen verschiedenen Gemeinschaften leben. Daher müssen Kinder lernen, die eigenen Ideale und die eigenen Werte mit denen der umgebenen Menschen in Einklang zu bringen.

Wie sind sie auf die Idee gekommen soziales Lernen mit Spielen zu verbinden?

Die Idee war grundsätzlich, dass soziale Lernprozesse viel mit Erziehung zu tun haben. Normalerweise ist die Schule eine Institution der Wissensvermittelung. Ich lerne dort Englisch, Mathematik und Deutsch und oft wird vergessen, dass das alles im Zusammenhang mit sozialen Lernprozessen geschieht. Wir Pädagogen müssen uns im Klarem sein, dass wir einen Teil der Erziehungsarbeit übernehmen müssen. Doch dies ist nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Deshalb habe ich mir überlegt, wie ich meinen Kollegen und mir selbst das Leben erleichtern kann. Ich denke, dies ist mir mit meinem sozialen Lernspiele-Programm gelungen.

Wie läuft so ein Programm genau ab?

SoLeSpie basics ist das Basisprogramm. Dies wird blockweise in vier Spielblöcken abgewickelt, die jeweils ein bis zwei Monate dauern.

Im ersten Spielblock geht es um das Kennenlernen. Als Zweites folgt dann der Teamplay-Block. Dort verwenden wir klassische Brettspiele. Der dritte Block ist der so genannte Theaterspiel-Block. Im letzten Block sind dann die Computerspiele an der Reihe. Dort werden für die Schule adaptierte Computerspiele gespielt, die soziale Lernbotschaften enthalten.

Was für Computerspiele werden von den Kindern genau gespielt?

Es ist die Intention und der Wunsch meiner Universität ganz neue Spielwelten in die Pädagogik einzubringen. Natürlich gibt es klassische Lernspiele im Rahmen digitaler Medien, die speziell für die schulische Auseinandersetzung programmiert wurden. Diese sind auch gut und sollen wertgeschätzt werden. Meine Idee ist es aber, dass das Spielen vor allem Spaß machen soll. Ich versuche daher wirklich die Spiele für den Unterricht zu adaptieren, die den Kindern Spaß machen und gleichzeitig soziale Lernbotschaften vermitteln können. Dies ist allerdings eine sehr schwierige und arbeitsaufwendige Sache.

Wie kommt ihr Programm bei den Schülern an?

Bei den Schülern kommt das top an. Ich mach das in den sozialen Lernstunden unserer Schule. Das ist ein Unterrichtsfach, wo es keine Note gibt. Die Kinder müssen sich also vor nichts fürchten. Es gibt wirklich nur dieses Spielen. Der Gedanke der Lernziel-Verwirklichung ist in meinem Kopf und ich muss die Kinder damit nicht belasten.

Welches Potenzial steckt noch in ihrem Projekt?

Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass das die Sache der Zukunft ist. Zwar ist dieses Projekt in Österreich und Deutschland noch Neuland, aber es etabliert sich langsam über die Universitäten. In Amerika sind sie uns schon einige Schritte voraus. Ich denke da an die Schule „Quest to Learn“ von Katie Salen. Hier wird nur mit Computerspielen gelernt. Alle Unterrichtsfächer und Inhalte werden spielerisch umgesetzt.

Vielen dank für ihre Zeit und das interessante Interview.

Jan Kloft

Bildquelle:
© http://www.solespie.at/