“Die Kindheit ist heutzutage immer auch eine Medienkindheit”


Das Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) ist ein bundesweit tätiges Zentrum für kulturelle Medienbildung und hat sich einen kritischen und kreativen Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Medien zur Aufgabe gemacht. Über die Bedeutung von Medienkompetenz und die damit verbundenen Angebote des KJF sprach medienbewusst.de mit Dr. Eva Bürgermeister, der Leiterin des Zentrums.

Frau Bürgermeister, welche Ziele verfolgt das Kinder- und Jugendfilmzentrum?

Das KJF ist eine Einrichtung der kulturellen Medienbildung. Wir sehen die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, welche sehr stark von Medien geprägt ist. Dabei setzen wir uns dafür ein, dass die Chancen der Medien genutzt werden und bieten auf drei Gebieten Angebote für diese Zielgruppe an. Das sind zum einen Angebote zur Orientierung in den Medien und Angebote zur Förderung der Kreativität in allen Bereichen der Medien, insbesondere audiovisueller Medien. Weiterhin bieten wir allgemeine medienpädagogische Expertise an. Dabei handelt es sich dann um Publikationen, Veranstaltungen, Fortbildungen und Online Portale.

Warum ist Medienkompetenz gerade bei Kindern so wichtig?

Eine Kindheit ist heutzutage immer auch eine Medienkindheit. Kinder werden schon sehr früh mit Medien konfrontiert. Es ist nicht mehr wie früher, dass ein Kind nur nachmittags kurz eine Sendung im Fernsehen anschaut. In der heutigen Zeit werden Kinder rund um die Uhr, vor allem mit Fernsehen, konfrontiert. Aus meiner Sicht gehört es zu einer Grundkompetenz bei Kindern, dass sie mit diesen Medien umgehen können, aber auch, dass sie damit aufwachsen. Das ist insofern wichtig, dass Kinder das nutzen, was ihrem Alter entspricht.

Wie wird diese angesprochene Medienkompetenz in Ihrer Einrichtung gefördert? Das KJF bietet zahlreiche Workshops dazu an. Wie sehen diese aus?

Workshops spielen eher eine untergeordnete Rolle. Insbesondere für die Orientierung in den Medien bieten wir zahlreiche Online-Angebote an. Gerade für Kinder haben wir ein spezielles Angebot, die so genannte „Kinderfilmwelt“. Dieses Angebot richtet sich an Kinder zwischen sechs bis elf Jahren und bietet Orientierung im Bereich der Kinderfilme. Dabei ist es wichtig, dass Kinder Lust und Spaß daran haben, aber auch in einer gewissen Weise unterhalten werden. Dennoch bekommen sie dabei interessante Zusatzinformationen. Sie lernen was Qualität bedeutet, woran man einen guten Film erkennt und lernen, mit Medien umzugehen, weil sie auf diese Weise aktiv einsteigen.

Gibt es weitere Veranstaltungen oder Wettbewerbe, welche Sie Kindern anbieten?

Wir fördern vor allem Kreativität, indem wir Bundeswettbewerbe anbieten. Seit einigen Jahren stellen wir fest, dass Kinder Medien auch stärker aktiv nutzen. Gerade von Kindergärten und Grundschulen bekommen wir verstärkt Medienprodukte für diese Wettbewerbe eingereicht. Besonders bei der Auswahl der Seminare während unseres Festivals achten wir darauf, dass diese sich auch an kleinere Kinder richten. Gerade das Thema Fotografie ist besonders spannend bei den Wettbewerben mit Kindern.

Finden Ihre jährlichen Medienwettbewerbe viele Interessenten?

Ja, die Resonanz ist schon sehr groß. Meist werden die Kinder von ihren Eltern oder durch ihre Lehrer dazu angeregt, aber die Anzahl der Teilnehmer ist steigend.

Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Kinderfilm aus?

Aus meiner Sicht braucht ein Kinderfilm eine gute Geschichte und gute Figuren, welche die Kinder genügend fordern aber auch genügend Halt und Orientierung vermitteln. Ein Spannungsbogen ist dabei ebenfalls wichtig. Ein guter Kinderfilm ist es immer dann, wenn er von Themen handelt, die etwas mit der Lebenswelt der Kinder zu tun haben. Aber auch dann, wenn sie viel aus anderen Ländern lernen können und der Film damit über den Kulturhorizont hinaus wirken kann. Wichtig ist ebenfalls, dass er die Zielgruppe erreicht, für die er gedacht ist. Vor allem eigene Stoffe machen gute Kinderfilme aus, besonders dann, wenn man aktuelle Themen aufgreift und kindgerecht verarbeitet.

Was ist Ihre Empfehlung an Eltern, um den Umgang ihrer Kinder mit Medien zu fördern?

Der größte Tipp für Eltern ist meiner Meinung nach, dass sie sich für das Medienerleben ihrer Kinder interessieren. Eltern müssen neugierig sein und auch einfach mal „mitgucken“. Es gibt ja durchaus Eltern, die das nicht tun. Gerade diesen Eltern rate ich dringend, sich anzustrengen, mitzuschauen und keine Angst zu haben, sich mit ihrem Kind auf diesen Weg zu begeben.

medienbewusst.de bedankt sich bei Dr. Eva Bürgermeister für das Interview und wünscht viel Erfolg für die Zukunft.

Tina Beitlich

Bildquellen:
Porträtfoto zur Verf. gestellt v. Eva Bürgermeister
© kjf.de