Die neuen Helden der Kindheit


Kinder finden Identifikationsmöglichkeiten in den Figuren, die tagtäglich über den Bildschirm flimmern. Barbie, Batman, Prinzessin Lillifee oder Spongebob – die Charaktere sind ebenso vielfältig wie wichtig und werden für Heranwachsende zu Held und Rollenvorbild. Sie bieten Orientierung für Alltagssituationen, dienen als Spiegel für die eigenen Emotionen, Wünsche und Träume, während sie die Kindheit der Jungen und Mädchen maßgeblich mitprägen. Wer sind die Helden der Kinder von heute und welche Bedeutung haben sie? medienbewusst.de hat die Fernsehhelden und ihre Bedeutung genauer untersucht.

Auf der Suche nach dem eigenen Helden

Der Charakter, den ein Kind zum Helden erwählt, kommt selten aus den eigenen Reihen. Studien belegen, dass nur sieben Prozent der Kinder ihr Vorbild im privaten Umfeld finden. Es sind die Figuren aus Film und Fernsehen, die von den kleinen Zuschauern so bewundert werden. Rund die Hälfte von ihnen findet ihre Identifikationsfiguren in Kindersendungen, Zeichentrickserien und Märchen. Sie sind mutig und schön, aber auch neurotisch, ängstlich und tollpatschig. Die zahlreichen Züge der Fernsehidole sind in einem Punkt gleich: Sie bestehen Abenteuer trotz aller Hindernisse und Probleme. Den von ihnen gezeigten Umgang mit Problemen übertragen Kinder auf ihren Alltag und entdecken so Lösungsansätze für eigene Schwierigkeiten.

Mehr als nur Prinzessinnen und Superhelden

Die auserkorenen Fernsehvorbilder unterscheiden sich meist auch geschlechterspezifisch. Zu den beliebtesten Figuren gehören bei den Mädchen Kim Possible, Prinzessin Lillifee und Bibi Blocksberg. Allesamt eigenständige und junge Mädchen, die mit ungewöhnlichen Kräften jede Situation bewältigen und trotzdem mit den typischen Problemen zu kämpfen haben. Das alltagsnahe Bild, in dem die Heldin clever und mit Humor für Harmonie und Freundschaft einsteht, entspricht den Vorstellungen vieler Mädchen.
Die Jungs präferieren dagegen Bart Simpson, Yu-Gi-Oh und Spiderman als Vorbild für ihren Alltag. Faszinierend sind für Jungs diejenigen Charaktere, die nicht dem typischen Heldenbild entsprechen, aber mutig für Recht und Ordnung sorgen und sich zu behaupten wissen. Eines aber haben die Fernsehhelden von Mädchen und Jungen gemeinsam: Humor ist ein wichtiger Aspekt. Wohl auch deshalb ist Spongebob Schwammkopf bei beiden Geschlechtern die beliebteste Figur.


Negative Heldenbilder

Wenn zweifelhafte Helden zu Vorbildern werden, können die Muster, die Kinder aus der Sendung in ihren Alltag übernehmen, negativen Naturells sein. So greifen die Charaktere in vielen Sendungen auf gewaltverherrlichende Konfliktlösungen zurück. Studien zeigten, dass besonders Jungs durch den Konsum von Sendung mit Gewaltelementen ein gesteigertes Aggressionspotenzial aufweisen. Auch sexistische Rollenbilder und unnatürliche Schönheitsideale können problematisch sein. Aus pädagogischer Sicht wird beispielsweise seit Jahren das klischeehafte und geschönte Äussere von Barbie kontrovers diskutiert. Ein positiver Trend zeichnet sich jedoch durch die Barbie-Filme ab, da hier vielmehr eine tolerante und selbstständige Frau gezeigt wird als eine hirnlose Schönheit. Dennoch wirkt auch die neue Heldin der Mädchen Kim Possible mit ihrer Wespentaille auf groteske Art überzeichnet, sodass es an Ähnlichkeit mit den jungen Zuschauerinnen mangelt. Auffällig ist zudem, dass die Bandbreite der männlichen Zeichentrickhelden wesentlich größer ist und somit Platz für diejenigen Jungs bleibt, die auf den ersten Blick nicht cool und gutaussehend sind. Die Gefahr der emotionalen Bindung an eine problematische Identifikationsfigur kann negative Folgen für die Entwicklung des Kindes haben. Es liegt deshalb in der Verantwortung der Eltern, den Medienkonsum nicht nur zu kontrollieren, sondern bei den Kindern auch zu lenken.

Superspionin Kim Possible
Prinzessin Lillifee
Yu-Gi-Oh
Barbie als Glitzerfee

Auch die TV-Helden tragen Verantwortung

Kinder brauchen bei dem Versuch sich in die Gesellschaft einzugliedern positive Orientierungshilfen. Für 63,5 Prozent der Heranwachsenden ist daher ein Vorbild attraktiv, das bei menschlichem Miteinander und Problembewältigung helfen kann. Kompetenzen in sozialen Feldern erlernen die Kleinsten durch die Anwendung von beobachteten Verhaltensmustern ihrer Film- und Fernsehhelden, welche tief in den Alltag eingebunden werden. Fragwürdige Medienfiguren können umgangen werden, wenn Kinder in ihrem eigenen Umfeld Personen haben, die Antworten auf die Fragen finden, die sie selbst beschäftigen. Die Aufmerksamkeit, die Kinder ihren Helden und Heldinnen schenken, stellt bei einem kompetenten Medienumgang keine Gefahr dar, sondern ist völlig gesund und notwendig. Die Fernsehidole sind in unserer medial geprägten Welt wichtiger Bestandteil der Entwicklung eines Kindes. Fernsehhelden helfen den Kindern mit Stärke, Fantasie und Humor beim Großwerden – unabhängig davon ob es nun die alten Helden wie die Maus oder Heidi sind oder die neuen Helden wie Harry Potter oder Prinzessin Lillifee.

Katarina Jurczok

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