„Hiermit nominiere ich…“ – Risiken und Chancen von Facebook-Trends


Auf Facebook und Co. ist es längst zum Trend geworden. Im Schneeballsystem nominieren sich die Nutzer von sozialen Netzwerken gegenseitig, innerhalb von 24 Stunden eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Das Ergebnis wird dann in Form eines Videobeitrages gepostet. Für den Online-Kettenbrief müssen dann wiederum drei neue Teilnehmer nominiert werden. Die bekannteste unter diesen sogenannten „Social Media Challenges“ ist die ALS-Icebucket Challenge. Hier nominierten sich Facebook-Nutzer gegenseitig, sich selbst einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf zu schütten- natürlich für den guten Zweck.

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Zur Erforschung der Krankheit kamen im Rahmen der Challenge weltweit rund 95 Millionen US-Dollar zusammen, denn wer nominiert wurde sollte auch 10 Euro an eine ALS-Stiftung spenden. Die Resonanz in Netz war riesig. Teilnehmer jeden Alters, auch viele prominente Persönlichkeiten wie Nationalspieler Thomas Müller, nahmen teil.

Doch nicht nur sinnvolle Aktionen hat der Facebook-Trend hervorgebracht. Die sogenannte Bier-Nominierung war besonders unter Jugendlichen sehr beliebt. Nachdem man von seinen Freunden nominiert wurde, sollte man sich dabei filmen, wie man ein Bier möglichst in einem Zug trinkt. Der „Sinn“ des Ganzen: ein ganzer Kasten Bier für denjenigen, von dem man nominiert wurde, wenn man die Nominierung nicht annehmen wollte. Dieser virale Kettenbrief verbreitete sich im Netz wie ein Lauffeuer. Mit zum Teil gefährlichen Folgen: ein Jugendlicher aus Irland starb, als er statt einem halben Liter Bier Whiskey trank.

Eine Welle dieser Online-Kettenbriefe löst dabei die andere ab. In einem neueren Trend galt es innerhalb von 24 Stunden ein Kinderfoto von sich zu posten. Auch viele Judengliche nahmen daran teil- die Fotos waren oft nur wenige Jahre alt. Obwohl diese Fotos süße Kindheitserinnerungen für das Familienalbum sind, gehören sie mitunter nicht ins Netz. Einmal geteilt können sich die Fotos ungehindert verbreiten und in falsche Hände geraten. Die Polizei Hagen warnte auf ihrer Facebook-Seite ausdrücklich davor, Kinderfotos im Internet zu verbreiten. Viel zu einfach wäre es dann für Pädophile, diese an anderer Stelle weiter zu verbreiten. Mittlerweile haben Facebook-Nutzer den Beitrag der Hagener Polizei 150.000-mal mit “Gefällt mir” markiert, 270.000 haben den Hinweis weiter geteilt.

Dabei muss das Netz nicht frei von Kindern sein. Einige Tipps gibt es jedoch, die für Kinderfotos laut Experten zu beachten sind. Dazu befragte Spiegel-Online Familienblogger, wie sie die Kinderfoto-Thematik angehen. Möchte man Fotos seiner Kinder posten, sollte am besten kein Gesicht zu sehen sein, am besten eine Aufnahme von hinten oder aus entsprechend großer Entfernung. Fotos vom Strandausflug oder gar vom Baden sollten gänzlich vermieden werden. Das Internet vergisst nie, deshalb sollten Eltern auch daran denken, dass ihre Kinder die Fotos später auch als peinlich empfinden oder sogar in der Schule dafür gemobbt werden könnten.

Laut der KIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest zum Stellenwert der Medien im Alltag von Kindern sind 70 Prozent der 12- bis 13-Jährigen in sozialen Netzwerken angemeldet, die meisten davon bei Facebook. Das soziale Netzwerk erlaubt den Beitritt zwar erst mit 13 Jahren, eine falsche Altersangabe umgeht diese Hürde jedoch schnell und einfach. Statt Kindern soziale Netzwerke zu verbieten, raten Experten gemeinsam ein Profil zu erstellen. So kann genau kontrolliert werden, welche Sicherheitseinstellungen für das Profil gelten und wer genau gepostete Beiträge und Fotos sehen kann. Kinder sollten zu Beginn über Risiken aufgeklärt werden, so kann auch ein heimliches Nutzen verhindert werden.

Franciska Wollwert

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