Im Alter wird man vergesslich. So sagt man zumindest. Doch bei knapp 1,2 Millionen Menschen in Deutschland ist dieser Spruch nicht mit einem kurzen Lächeln abgetan. So viele leiden laut wissenschaftlichen Studien bei uns nämlich an der Alzheimer-Krankheit. Eine Krankheit bei der zunächst Gehirnregionen nicht mehr richtig funktionieren und schließlich absterben. Alzheimer ist die am weitesten verbreitete Form der Demenz. Betroffene werden zum Pflegefall, da sie ohne Hilfe von Außenstehenden nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben zu gestalten.
Es fühlt sich an wie „Honig im Kopf“, beschreibt Amandus Rosenbach (Dieter Hallervorden) das Gefühl des Vergessens im gleichnamigen Film von Til Schweiger, der seit dem 25. Dezember 2014 in den deutschen Kinos läuft und ab sechs Jahren freigegeben ist. Dort spielt er den greisen Vater von Nico (Til Schweiger) und Großvater von Tilda Rosenbach (Emma Schweiger). Zu Beginn ahnt die Familie noch nichts vom geistigen Zerfall des geliebten Opas. Als er auf der Beerdigung seiner Frau jedoch eine völlig wirre Grabrede hält und sie später darauf bei der Polizei als vermisst meldet, beginnen erste Zweifel bei den besorgten Angehörigen aufzukeimen. Nico beschließt daraufhin, seinen Vater zu sich nach Hause zu holen, damit er im Kreis der Familie umsorgt werden kann. Dies führt jedoch zu einigem Disput mit seiner Frau Sarah (Jeanette Hain), die sich von den nachlassenden geistigen und motorischen Fähigkeiten ihres Schwiegervaters zunehmend unter Druck gesetzt sieht. Als Amandus ziemlich wortwörtlich die lang geplante Gartenparty sprengt, soll er schließlich in ein Heim kommen. Die kleine Tilda kann dieses Unrecht, welchem sie ihren Opa ausgesetzt sieht, nicht ertragen und flieht mit ihm überstürzt Richtung Venedig, da dieser Ort eine besondere Rolle in der Vergangenheit Amandus‘ spielt. Doch die Reise verläuft nicht ohne Komplikationen und am Ende wird die ganze Familie lernen müssen, was wirklicher Zusammenhalt bedeutet.
medienbewusst.de meint:
Honig im Kopf könnte man als Geheimtipp bezeichnen. Der Film zeigt nicht nur, welche Aufopferungsbereitschaft die heimische Pflege eines Dementen seiner Familie abverlangt, sondern weiß auch mit fast schon kindlicher Naivität, die unterschiedlichen Sichtweisen von Erwachsenen und Kindern auf das Thema zu verdeutlichen. Hallervorden spielt zudem fast schon erschreckend realistisch den alzheimer-kranken Rentner und macht das Leiden so für den Zuschauer sehr greifbar. Ernste Momente geben sich dabei mit fast schon unfreiwillig komischen die Klinke in die Hand und sorgen dafür, dass der Film spannend bleibt.
Wer sich nicht am teils etwas vulgären Humor stört, der kann sich auf eine mehr als sehenswerte deutsche Kinoproduktion freuen. Und selbst wenn man kein Fan von Til Schweiger ist, so kann man beruhigt sein. Bei diesem Werk spürt man, dass er das Richtige getan hat.
Martin Härtig
Bildquellen:
© Screenshot Trailer