Der Name Rolf Zuckowski ist vielen ein Begriff. Der seit bereits 1978 tätige Sänger und Liedermacher schrieb viele bekannte Kinderlieder wie z.B. „Dezemberträume“ oder „In der Weihnachtsbäckerei“. Im Jahr 2007 gründete er die Stiftung „Kinder brauchen Mus!k“. medienbewusst.de hat dem Musiker einige Fragen gestellt, um zu erfahren, warum die Stiftung gegründet wurde, welche Projekte sie fördert und welche Auswirkungen Musikförderung auf Kindern hat.
Liedermacher Rolf Zuckowski
Herr Zuckowski, was hat Sie zur Gründung der Stiftung „Kinder brauchen Mus!k“ bewegt?
Eine Vielzahl von Erfahrungen bei meinen Konzerten und Workshops. Ich bin seit 1978 als Sänger und Liedermacher unterwegs. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich als Komponist und Textdichter einiges dazu beitragen kann, dass die Kinder nicht nur Angebote zum Hören bekommen, sondern auch zum Singen und Musizieren. Man braucht Projekte die ganz nah an den Kindern sind, denn vieles kann ich mit CD’s und Noten allein nicht leisten. Aufgrund der gegebenen Strukturen, haben auch die Schulen oft nicht die Zeit oder die Mittel für solche Projekte. Das war der Grund, warum ich vor 6 Jahren gedacht habe: „Mit einer Stiftung kann ich Sachen machen, die ich als Künstler auf der Bühne nicht machen kann. Ich kann Leute bestärken und unterstützen, die eigene Ideen haben.“
Wie kamen Sie auf das Motto: „Kinder brauchen Mus!k“?
Inzwischen gibt es viele wissenschaftliche Belege, dass Kinder, die intensiv Musik erleben können, in ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung stark gefördert werden. Dazu gehört auch selbst musizieren und singen. Weiterhin fördert es die Sprachentwicklung und die Fähigkeit sich gesellschaftlich einzubringen. Da wo Musik gemacht wird, ist einfach ein anderes Miteinander. Das fördert die Gemeinschaft der Kinder, die Lernatmosphäre an der Schule und jedes einzelne Kind auf seine Weise. Das war der Hauptgrund die Stiftung „Kinder brauchen Musik“ zu nennen und nicht „Kinder mögen Musik“.
Was sind weitere Ziele Ihrer Stiftung?
Wir möchten durch Spenden Menschen unterstützen, die Kinder in schwierigen sozialen Umfeldern mit Musik fördern. Oft sind das Kinder, die aufgrund ihrer familiären Situation nicht an der Musik teilhaben können. Dazu gehört z.B. die Förderung von 60 Kindern in einem Kinderdorf, die aus sehr schwierigen Verhältnissen kommen. Diese unterstützen wir regelmäßig, z.B. mit einer Harfengruppe. Dort ist oft der Mensch vor Ort entscheidend, der die Ärmel hochkrempelt, sich den Kindern widmet und Zeit für sie hat. Ohne Geld geht das leider nicht, und dort helfen wir finanziell aus. Wir möchten gerne die Klassenreisen zur Musik noch weiter ausdehnen.
Worum geht es bei den Klassenreisen zur Musik?
In unseren Grundschulen wird zu wenig gesungen und musiziert. Ein innovativer Ansatz ist es, eine einwöchige Klassenreise für drei Schulklassen aus drei Bundesländern anzubieten. Die Schüler/Innen können eine Woche lang singen, Lieder komponieren, musizieren und alle Orchesterinstrumente kennenlernen und ausprobieren. Die Klassenreise wird an mehreren Standorten angeboten: in Hammelburg, Nordhausen und auch in Rudolstadt. Der nächste Standort soll in Duderstadt sein.
Viele der Standorte sind in Thüringen. Welches Verhältnis haben Sie zu Thüringen?
Mit Thüringen haben wir ein ganz besonderes Verhältnis. Ich habe Thüringen zu einer Art Modellland für unsere Stiftung entwickeln können. Die Klassenreise fand schon oft in Nordhausen statt, regelmäßig in Rudolstadt und wir waren in Sondershausen beim Thüringentag. Wir bekommen auch vom Land Thüringen einige Unterstützung, die uns hilft, gerade hier mehr zu machen als in anderen Bundesländern. Denn hier hat man erkannt, dass dieses Modell der Klassenreise nachhaltig wirkt. Die Schulen, die sich an dem Projekt beteiligt haben, profitieren sehr davon, dass die Kinder ein tieferes Bewusstsein für die Kraft der Musik mit nach Hause bringen. Auch ihre Eltern haben etwas davon: Die Kinder führen zum Abschluss immer eine eigene Aufführung auf.
Warum glauben Sie, dass Musik ein zentrales Element im Leben von Kindern spielt?
Ich glaube, dass Musik möglichst früh in das Leben der Kinder kommen sollte. Damit merken sie, dass Musik nicht nur aus dem Lautsprecher kommt, sondern auch in ihnen selbst klingt und dass sie durch Musik ihrem eigenen Seelenleben etwas Gutes tun. Die Kraft der Musik entfaltet sich vor allem in schwierigen Lebenssituationen am stärksten. Einige meiner Lieder haben schon viele Menschen, nicht nur Kinder, durch schwierige Lebenslagen begleitet.
Welche Auswirkungen hat die Musikförderung auf den Charakter der Kinder?
Menschen haben alle einen unterschiedlichen Charakter. Aber Musik macht Kinder offen für die Mitmenschen, sie können besser zuhören und sich konzentrieren. Musiker müssen einfach zuhören und sich konzentrieren, sonst können sie nicht musizieren. In der Gesellschaft brauchen wir Menschen, die ihre eigene Kreativität früh entdecken. Denn Deutschland ist ein Land, das sich stark durch „Ideen haben“ und „Ideen entwickeln“ definiert. Man muss auf seine eigene Kreativität vertrauen können und Mut haben die Dinge anzugehen, die am Anfang unmöglich erscheinen. Und bei Musik ist es oft der Fall, dass man anfangs nicht weiß, wohin der Weg einen führt.
Welche Inhalte geben Sie den Kindern mit Ihrer Musik weiter?
Ich bin nie Pädagoge gewesen. Meine Arbeit wirkt manchmal etwas pädagogisch, aber ich bin ein Liedermacher, der versucht, seine Sicht der Welt und seine Emotionen in Lieder hineinzubringen und sich freut, wenn das so aufgenommen wird. Seitdem ich mit 16 Jahren angefangen habe Musik zu machen, habe ich in jedem Lebensabschnitt immer wieder Menschen getroffen, die gesagt haben: „Das was du da singst und fühlst, das denke ich auch. Ich habe nur nicht die passenden Worte dafür gefunden.“ In diesem Sinne bestärkt meine Musik die Menschen in einer gewissen Grundhaltung zum Leben, z.B. darauf zu vertrauen, dass es weiter nach vorn geht. Aber auch, dass es sehr wichtig ist, auf die Mitmenschen zu achten und dass man in der Gemeinschaft stärker ist, als wenn man immer nur ein Einzelkämpfer bleibt.
Sicherlich sind die Umweltbezüge in meinen Liedern unübersehbar.
Das hat aber sehr oft damit zu tun, dass ich einfach die Natur und die Jahreszeiten liebe und dass man diese in Musik so intensiv erleben kann. Daraus wächst aber auch sehr schnell ein Bewusstsein für die ökologische Verantwortung die wir haben. Es gibt ein Lied „Ich bin sauer“ über einen Wassertropfen, der sich auf einer Reise vom Gebirge ins Meer befindet.
Das sind in erster Linie keine pädagogischen Botschaften, sondern es sind Erfahrungen, die ich gemacht habe und die sich oft sehr spontan in einem Lied niedergeschlagen haben.
Musik wirkt also vielfach. Ganz auf einen Punkt lässt sich das nicht bringen.
Jeder Einzelne muss erkennen: „Was tue ich, welche Folgen hat das und was kann ich anders machen, damit es auch in Zukunft eine Natur gibt, in der wir uns alle geborgen fühlen.“ Vielleicht kann Musik dazu beitragen, sich dessen noch bewusster zu werden. Vor allem, wenn man sich mit Liedern und Aufführungen beschäftigt, die das thematisieren.
medienbewusst.de wünscht Rolf Zuckowski weiterhin viel Erfolg und bedankt sich für das Interview.
Timotheus Fröbel
Bildquellen:
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