Kinderfilm “Wintertochter” mit Drehbuchpreis ausgezeichnet


Frau Hinnenthal, wir gratulieren Ihnen noch einmal herzlich zu ihrem Erfolg mit dem Kinderfilm „Wintertochter“. Der Film wurde bereits mit dem Deutschen Filmpreis als bester Kinderfilm ausgezeichnet. Die Kinderjury hat Ihnen den Drehbuchpreis „Kindertiger“ überreicht, der jedes Jahr von Vision Kino und dem KiKA in Zusammenarbeit mit der Filmförderungsanstalt (FFA) verliehen wird. Dabei bildeten fünf Jungen und Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren die Jury.

Der Film „Wintertochter“ ist eine deutsch-polnischen Geschichte, in der sich die junge Kattaka zusammen mit ihrem besten Freund und der 75-jährigen Nachbarin auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater in Polen macht. Wie entstand die Idee zu diesem Drehbuch?

Ursprünglich hatte ich eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Zwischen den Jahren“ angefangen zu schreiben. Dann hörte ich von der Ausschreibung der Akademie für Kindermedien in Erfurt. Das war Ende 2002. Ich habe mich dann dort beworben und das Stipendium gewonnen. Ein Glücksfall für mich. Ein weiterer Glücksfall war auch mein Dozent Dieter Bongartz und seine Assistentin Heide Jansen, die in der Akademie für mich zuständig waren.

Auf der Preisverleihung für den Kindertiger erwähnten Sie, dass auch persönliche Hintergründe bei der Entwicklung der Geschichte eine Rolle spielten. Können Sie uns diese verraten?

Ja, die Geschichte hat einen sehr persönlichen Hintergrund. Meine Mutter stammt aus Masuren und musste im Januar 1945 als 8-jähriges Mädchen von dort aus fliehen. Lene, die Hauptfigur stammt ebenfalls daher. In der Geschichte kehrt sie zum ersten Mal seit der Flucht an den Ort ihrer Kindheit zurück, den sie ebenfalls unter dramatischen Umständen verlassen hat. Für mich und meine Familie war das Schreiben an diesem Film auch eine Art Vergangenheitsbewältigung.

Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Johannes Schmid?

Johannes Schmid und ich haben von Anfang an eng zusammengearbeitet. Das erste Mal als Johannes mir „Wintertochter“ gezeigt hat, in einem kleinen Rahmen, war er bestimmt so nervös wie ich. Ich bin sehr froh über das Ergebnis.

Wie war es für Sie das Endresultat des Films zu sehen?

Die Umsetzung war in weiten Teilen sehr nah an meinen inneren Bildern. Klar gibt es aber auch immer Dinge die rausgefallen sind und an die man als Autor sein Herz gehängt hat.

Der Kindertiger wurde im Rahmen des Kongress Vision Kino verliehen, der sich mit den Themen Film, Kompetenz und Bildung beschäftigt. Worin sehen Sie die Stärken von Filmbildung für Kinder und Jugendliche?

Für mich bedeutet Filmbildung die Sehnsüchte, Sorgen, Träume von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen und mit der Kraft der Bildersprache einen Sog zu erzeugen. Ich habe als Autor die Möglichkeit Figuren und Charakteren zu schaffen, die innerhalb einer Gruppe eine Außenseiterfunktion haben. Es entsteht die Herausforderung einen Einblick in das Seelenleben dieser Menschen zu erlangen und zu zeigen. Natürlich auch eigenen Vorurteilen auf die Schliche zu kommen und diese zu überdenken.

Der Kindertiger ist natürlich auch mit einem Preisgeld dotiert. Dieses soll neue Produktionen fördern. Können sie unseren Lesern schon von neuen Projekten berichten?

Zurzeit arbeite ich an einer neuen Geschichte mit dem Arbeitstitel „Eiswein“. Ich hoffe sehr, dass die Idee auch realisiert wird. „Eiswein“ ist ein Familiendrama für Erwachsene.
Das Preisgeld vom „Kindertiger“ ist an eine Kinderfilmgeschichte geknüpft. Einen Tag nach der Preisverleihung, kam mir ein Gedanke in den Sinn, der vielleicht der Grundstein für einen neuen Kinderfilm sein könnte. Ich freue mich auf das Schreiben und lasse mich von mir selbst überraschen.

medienbewusst.de bedankt sich bei Michaela Hinnenthal für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg.

Berit Prante