Memes – braucht Kreativität Grenzen?


  In nahezu jedem Sozialem Netzwerk werden Memes verbreitet. Memes finden Platz in privaten Chats als Reaktion auf Getextete. Manche schaffen in Form von Stickern oder Kritzeleien den Schritt aus dem Internet in die physische Welt. Worum genau handelt es sich bei einem Meme und wo kommt es her?

Was ist ein Meme?
Memes sind Bilder, Texte, Video- oder Audiodateien die sich im Netz verbreitet haben. Man spricht auch von „Interphänomenen“. Memes sind möglichst kurz und nach einfachen Mustern gestrickt, weswegen sie leicht zu kopieren sind. Dadurch bleibt kaum ein Meme lange in seiner Ursprungsform. Schnell gibt es zahlreiche Adaptionen und jeder Internetnutzer kann seine eigene Version eines gängigen Memes beitragen.
Memes gibt es nicht erst seit dem Internet. Der Begriff geht auf den britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins zurück. Er führte das „Meme“ als das kulturelle Gegenstück zum biologischen Gen ein. Bei dem „Meme“ nach Dawkins handelt es sich um Gedanken und Ideen, die sich per Kommunikation verbreiten und weiterentwickeln.

Ausdrucksweise und kreativer Spaß
Ein Großteil der Memes folgt dem Prinzip „Liken wer’s kennt“. Es wird eine Situation oder ein Gefühl beschrieben und das dazugehörige Bild soll die Reaktion darstellen. Auf diese Weise wird sich über immer wiederkehrende Begebenheiten des Alltags, eigene Unzulänglichkeiten wie zum Beispiel das Aufschieben von Aufgaben oder nervige Angewohnheiten von Mitmenschen lustig gemacht. Oft werden auch popkulturelle oder politische Ereignisse aufgegriffen und die eigene Meinung per Meme ausgedrückt. Online-Aktivisten nutzen Memes um ernste Themen auf humorvolle Art an die Masse heranzutragen.
Manche Memes bereichern die Online Kommunikation um weitere Ausdrucksmöglichkeiten damit geschriebene Konversation lebhafter und eindeutiger wird. Da wäre das Crytyping. Dabei werden übertrieben viele Rechtsschreib- und Tippfehler bewusst eingebaut. Als ob man vor Weinen nicht mehr richtig schreiben könnte.

Verharmlosung sensibler Themen
Bei sensiblen Themen bleibt die Frage offen, wo der Spaß vorbei ist.
Das plötzliche Aufkommen von Fidget Spinnern wurde durch Memes ins Lächerliche gezogen. Die Hersteller der Plastikspielzeuge werben mit deren therapeutischem Nutzen. So sollen Fidget Spinner Abhilfe bei Nervosität oder Konzentrationsschwierigkeiten leisten und auch Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizits-/Hyperaktivitätsstörungen oder Autismus helfen. Bei manchen Memes sind Zweifel angebracht, ob sich noch über den Fidget Spinner Hype lustig gemacht wird oder eher über Menschen mit ernsthaften Problemen die aus Fidget Spinnern einen Nutzen ziehen können.

Auf die neue Welle des Femiismus und immer noch herrschenden Sexismus im Netz und vor allem in Memes wurde mit dem „respecting women“ Meme reagiert. Inhalt dieses Memes ist, auf verschiedene Arten auszudrücken, dass man Frauen respektiert und verschiedene Situationen darzustellen in denen man Frauen respektiert. Mag die Intention hier eine durchaus gute sein, so sollte doch kritisch hinterfragt werden wann hier nicht mehr Sexismus der Witz ist, sondern der respektvolle Umgang mit Frauen.

Ein weiterer sensibler Meme-Inhalt sind psychische Krankheiten. Betroffene von Depressionen, Angst- und Essstörungen greifen die Machart von Alltags Memes auf um sich mit anderen über ihre Probleme auszutauschen. Thematisch findet so ziemlich alles Platz was die Krankheit betrifft. Das können absurde Gedankengänge und Verhaltensweisen, positive wie negative Bewältigungsstrategien, aber eben auch selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordtendenzen sein. Die Macher dieser Memes argumentieren damit, dass diese Art der Ausdrucksweise psychische Krankheiten normalisiert, ihnen hilft die Krankheit zu akzeptieren und auch das selbstkritische Auseinandersetzen im Bezug auf ihren Umgang mit der Krankheit anregt. Auch hier bleibt ein schmaler Grad zwischen gesunder Normalisierung von psychischen Krankheit und deren Verharmlosung oder gar Verherrlichung.

Jeder kann zum Meme werden
Zurzeit hat die heute 14-Jährige Danielle Bregoli die größte Meme-Bekanntheit. Bekannt geworden ist sie durch einen aggressiven Auftritt in der TV-Show Dr. Phil bei dem sie mit dem viel gememeten Satz „Cash me ousside, how bow tha?“ ihre Mutter aufforderte die Streitigkeiten vor der Tür auszutragen. Bregoli hat sich dazu entschieden Profit aus ihrem plötzlichen Ruhm zu schlagen. Sie hat inzwischen Werbeverträge, verdient mit ihrem Instagram-Account Geld und auch eine eigene Reality-TV-Show ist geplant. Kurzfristig wahrscheinlich ein äußerst lukrativer Weg mit so etwas umzugehen, aber wie wird es der erwachsenen Danielle Bregoli gehen, wenn die Teenager-Aggression verflogen ist aber die Dokumentation ihres Verhaltens noch überall im Internet zu finden ist.
Trotz Bregolis Respektlosigkeit und ihrem aggressiven Verhalten liegt die Frage nah ob es in Ordnung ist wenn sich die ganze Welt über ein junges Mädchen lustig macht, die von ihrer Mutter in eine amerikaweit ausgestrahlte Talkshow gebracht wird. Es sind aber nicht nur verhaltensauffällige Menschen aus dem Fernsehen die im Internet viral gehen. Jeder kann zum Meme werden.
Aus Kyle Craven wurde „Bad Luck Brain“, nachdem ein Freund ein unvorteilhaftes High School Bild von ihm auf Reddit.com hochlud. Aus Laina Walker wurde das „Overly Attached Girlfriend Meme“ nachdem sie ein Video einer Parodie von einem Justin Bieber Lied hochlud. Side Eyeing Chloe war noch ein Kleinkind als ihr Mutter ein Video von ihr und ihrer Schwester hochlud, welches viral ging. Aktivität im Netz ist aber keine Voraussetzung dafür zum Meme zu werden. Das Foto einer alten Frau wurde unter „Wat Grandma“ bekannt. Woher das Foto stammt, ist nicht mehr herauszufinden. Derzeit trauern Meme-Fans auf der ganzen Welt um den Tod der „Wat-Grandma“.
Ist das Meme erst einmal viral gegangen, ist es nicht nur nahezu unmöglich, das Bild aus dem Netz zu bekommen, man hat auch keinen Einfluss mehr darauf mit welchen Inhalten das eigene Bild in Verbindung gebracht wird. Von den „Charlie Bit My Finger“ Brüdern geht zur Zeit ein Meme um, das vermeintlich die Jungs zeigt wie sie heute aussehen, tatsächlich aber einen Screenshot aus einem pornografischen Film zeigt.

Die Menschen auf den Bildern nicht immer prominente Persönlichkeiten sind, die durch ihre Arbeit in der Öffentlichkeit stehen. Es sind ganz normale Menschen, die das Rampenlicht nicht unbedingt suchen. Craven und Walker lachen über ihre Memes. Charly und sein Bruder, sowie Chloe und ihre Schwester sind noch zu jung um zu erkennen wie weit ihre Bekanntheit reicht. Von der „Wat-Grandma“ ist überhaupt keine Stellungnahme zu ihrem Meme zu finden. Es ist nicht immer absehbar, wie die Menschen auf den Bildern mit ihrer Bekanntheit umgehen können. Auch wenn man diese Menschen nicht persönlich kennt gilt es zu bedenken, dass sie auch noch ein Leben nach dem Meme haben.

Luzie Tegge

Bildquellen:

© www.knowyourmeme.com, www.collegehumor.com, www.smosh.com, en.wikipedia.org, www.me.me