Remakes: Spieleklassiker neu erleben


Es ist wie eine Zeitreise. Eine Zeitreise von gut 20 Jahren und alles was dafür nötig ist, ist ein Knopfdruck, der es dem Spieler der Special Edition des Adventures „The Secret of Monkey Island“ ermöglicht mitten im Spiel von der generalüberholten Ausgabe von 2009 direkt in das Spielgeschehen des Klassikers von 1990 zu springen. „The Secret of Monkey Island SE“ ist ein sogenanntes „Remake“, also eine mal mehr, mal weniger genaue Neuentwicklung eines älteren Videospiels. Oft werden solche Spiele als „bloß aufgewärmtes Material“ verunglimpft, allerdings bieten sie auch viele Möglichkeiten. Ein kleiner Lobgesang.

Der Begriff ist aus dem Bereich der Kinofilme seit langem bekannt und findet sich auch immer häufiger in den Releaselisten aktueller Videospiele. Im Vergleich zu neu aufgelegten Filmen, bei denen der Begriff eine Produktion beschreibt, die sich dieselbe Geschichte mit einem bereits erschienen Film teilt, ist bei Videospielen eine genaue Definition schwieriger. Läge man für Spiele denselben Maßstab zu Grunde wie bei Filmen, würden auch altehrwürdige Spielereien wie die Super Mario- oder die Zelda-Serie in den jeweiligen aktuellen Ausgaben meist nur ein Remake des Vorgängers darstellen, da die von ihnen erzählte Geschichte seit Jahrzehnten nach demselben Muster abläuft: eine Prinzessin wird entführt oder das Königreich bedroht und der Spieler muss es wieder geradebiegen.

Es müssen also für Computerspiele andere Kriterien gefunden werden, wie etwa ein an das Original angelehntes Leveldesign oder eine ähnliche Spielemechanik, wie sie auch das Vorbild bereits hatte. Das im Jahre 2006 veröffentlichte Spiel „Die Siedler II: Die nächste Generation“ übernimmt beispielsweise nicht nur die berühmte „Knuddeloptik“ des Originals, sondern auch dessen Spielemechanik fast eins zu eins, jedoch verpackt in eine moderne 3D-Engine.

„Wir möchten den Charme und den Spielspaß des Originals auf jeden Fall erhalten und in die heutige Zeit transportieren“, erklärte Projektleiter und Gamedesigner Thomas Friedemann kurz vor dem Release in einem Interview mit der Website demonews.de. Während Spiele wie „The Secret of Monkey Island SE“ oder „Die Siedler II: DnG“ also größtenteils exakte Kopien des Originals darstellen, muss für andere Spiele eher der Begriff „Neuinterpretation“ verwendet werden. So zum Beispiel für das in diesem Jahr erscheinende Taktikspiel „Jagged Alliance 2: Reloaded“. Während das Spielgeschehen in „Jagged Alliance 2“ 1999 noch rundenbasiert ablief, der Spieler also immer abwechselnd mit dem Computergegner einen Spielzug ausführte, ähnlich einem Brettspiel, wird der Spieler in der Neuauflage in Echtzeit und somit gleichzeitig mit dem Computergegner agieren.

Remakes sind also auch immer eine Bestandsaufnahme dessen, was Spiele damals und heute ausmachte beziehungsweise ausmacht. Sind der optische Stil und die Bedienung noch zeitgemäß? Will man mit der Neuauflage nur alte Fans oder auch ein neues Publikum ansprechen? „Von Remakes erwarte ich, dass sie das Spielgefühl und den Charme des Originals beibehalten, jedoch optisch und spielerisch an den aktuellen Stand der Technik angepasst werden“ fasst etwa Thomas Bähr (20), Student aus München seine Anforderungen an Spieleremakes zusammen. „Sonst kann ich ja gleich das Original spielen“.

Diesem Anspruch, ein nicht nur optisch, sondern auch spielerisch überarbeitetes Spiel zu entwickeln, scheinen auch die meisten Entwickler gerecht werden zu wollen. Während in der Erstauflage von „Monkey Island“ das Spielgeschehen noch stumm auf dem Monitor ablief, kann es der Spieler jetzt komplett vertont erleben. Außerdem wurde das alte Eingabesystem, bei dem Aktionen über eine Auswahl von Verben („gehe zu“, „nimm“, „rede mit“) ausgeführt wurden, durch ein neues, grafisches Auswahlmenü ersetzt und eine optionale Hilfsfunktion gibt dem Spieler nun Hinweise, für den Fall, dass dieser einmal nicht weiter wissen sollte.

Alles in allem sind Remakes also eine gute Möglichkeit alte Spiele erneut zu erleben, oder sich das erste mal mit ihnen zu beschäftigen, ohne sich dabei auf technische Scherereien wegen Inkompatibilität mit neuen Systemen oder seit Jahrzehnten überholter Optik herum plagen zu müssen. Denn nicht wenige der nun neu aufgelegten Spiele sind für die heutige Form der Videospiele mitverantwortlich und geben somit einen guten Ausblick auf das was war, ist und zum Teil auch auf das, was noch sein wird.

Andreas Reuther

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