Schlaf Gut – Wo sich Huhn und Hund Gute Nacht sagen

Ins Bett zu gehen war als kleiner Racker wohl immer eines der mit weniger Freude erwarteten Dinge, die man in diesem Alter über sich ergehen lassen musste. Unsere Eltern probierten es mit vielen Tricks und können daher buchstäblich ein Lied davon singen. Doch ob mit Melodien oder Geschichten: Am Ende haben sie es immer geschafft. Und obgleich diese bekannten Hausmittel heutzutage nach wie vor gängig sind, gibt es mittlerweile ein großes Spektrum an digitalisierten Helfern, mit denen Kleinkinder einfach und bequem ins Land der Träume abtauchen können.

Ein solcher Helfer ist die App „Schlaf Gut“, welche von der Fox & Sheep GmbH in Zusammenarbeit mit der Illustratorin und Animatorin Heidi Wittlinger entwickelt und am 12. Januar 2014 veröffentlicht wurde. Preislich ist sie für 2,99€ im App-Store zu erwerben. Die App steht in insgesamt acht Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch und Holländisch) zur Verfügung. Was erwartet Kinder im Kindergartenalter hier?

Es ist bereits spät, der Himmel ist dunkel und die Grillen zirpen. Auf einem Bauernhof brennen jedoch noch die Lichter. Auch für die Tiere ist es mittlerweile Schlafenszeit geworden. Die Aufgabe des Spielers besteht nun darin, nacheinander alle großen und kleinen Bewohner durch Ausknipsen sämtlicher Leuchtquellen zur Nachtruhe zu bewegen. Dies geschieht einfach per Berührung des Schalters auf dem Touchpad. Siebenmal muss dieses Prozedere wiederholt werden, bis am Ende schließlich nur noch eine Person wach ist: der Spieler selbst, der nun ebenfalls die Augen schließen soll. Wem das zu wenige sind, der kann für 1,99€ ein Zusatzpaket mit fünf weiteren Tieren herunterladen. Während der Spieler seine Aufgabe erfüllt, lernt er die Tiere kurz kennen, seien es Hund, Hühner, Kuh, Ente oder die Fische im Teich vor dem Haus. Alle verfügen über drei eigene Animationen, die durch Antippen abgespielt werden können. Dabei handelt es sich zwar um kurze Bewegungen, die nur wenige Sekunden andauern, jedoch verleihen ihnen diese einen individuellen Charme, der sie in ihrer Welt nicht mehr so statisch wirken lässt.

Das Wort „Spieler“ ist in Bezug auf diese App ein eher ungeeigneter Begriff, denn spielerisch bietet die App nicht viel. Außer Antippen ist nichts weiter zu erledigen, wahlweise kann alles sogar per Autoplay abgespielt werden, ohne dass irgendetwas selbst getan werden muss. Das ist allerdings gut so. Schließlich sollen kleine Kinder durch die Software zum Schlafen animiert und nicht unnötig gefordert und damit wieder wach gemacht werden. Begleitet wird das Ganze durch einen Erzähler. Für diese Rolle zeichnet der Schweizer Moderator und Schauspieler Dieter Moor verantwortlich. Seine tiefe und beruhigende Stimme passt sehr gut ins Ambiente der App. Ebenfalls hervorzuheben sind die Zeichnungen. Wittlinger gelingt es, mit einfachen Formen bekannte Tiere für Kinder sympathisch darzustellen, wenngleich sie teilweise schon fast zu sehr abstrahiert. Das tut dem Gesamteindruck allerdings in keiner Weise einen Abbruch. Darüber hinaus sind sämtliche zeichnerischen Darstellungen gestochen scharf: bunte und gleichzeitig trotzdem gediegene Farben und zuweilen viel Liebe zum Detail. Visuell sollten selbst Kritiker mit dieser App zufriedengestellt werden.

Größter Kritikpunkt ist nichtsdestotrotz der Preis. Für drei bis fünf Euro – sollte man den Zusatzinhalt erwerben – wird inhaltlich schlicht zu wenig geboten. Wie bereits erwähnt, ist der Umfang bewusst überschaubar gehalten. Jedoch können ein guter Erzähler und hochauflösende sowie sehr gelungene und hübsch animierte Zeichnungen aus Sicht des Nutzers diese Kosten nicht rechtfertigen. Hier sollte man zweimal überlegen, ob sich diese Investition wirklich lohnt. Technik kann nicht immer alles ersetzen. Wem die App den Preis wert ist, der dürfte mit dem Produkt aber zufrieden sein.

medienbewusst.de meint:
Die „Schlaf Gut“-App überzeugt mit qualitativ hochwertigen Bildern, unaufdringlichen Animationen und einem gut gewählten Erzähler. Aus preistechnischer Sicht ist von einem Spontankauf jedoch abzuraten.

Martin Härtig

Bildquellen:
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