Von der Bedeutung der “Literacy”-Erziehung


Die studierte Diplombibliothekarin Prof. Susanne Krüger hat seit 2001 eine Professur an der Hochschule der Medien in Stuttgart inne. Sie setzt sich unter anderem für die Fördermöglichkeiten der Lesekompetenz von Kindern ein. Ein Schwerpunkt ihrer Unterrichtstätigkeit bezieht sich auf Kindermedien, insbesondere auf deren inhaltliche und pädagogische Qualität. Ihre Tätigkeit als Leiterin des Instituts für angewandte Kindermedienforschung sowie ihre Erfahrungen als Lektorin für Kinder- und Jugendliteratur machen sie zu einer Expertin auf dem Gebiet der Kindermedien.

Frau Prof. Krüger, als Leiterin des Instituts für angewandte Kindermedienforschung engagieren Sie sich u.a. für die Möglichkeiten der Leseförderung für Kinder. Was veranlasste Sie dazu bzw. worin sehen Sie Leseschwächen begründet?

Wir befassen uns mit Sprach- und Leseförderung als Basiskompetenz. Die “Literacy”-Erziehung fängt eben nicht erst mit dem Lesen an, sondern sehr viel früher, etwa mit dem Betrachten von Bildern und dem Gespräch darüber. Die Voraussetzungen für eine gelungene „Literacy“-Entwicklung werden im Elternhaus und in vorschulischen Institutionen gelegt und z. B. durch die möglichst frühe Nutzung von Bibliotheken gestärkt. Dieses Bewusstsein zu fördern, ist eine unserer Aufgaben.

Was genau sieht diese Initiative zur Leseförderung vor, insbesondere auf den Internet-Bereich bezogen?

Unsere Angebote, die ja auch auf der Homepage einzusehen sind, richten sich vor allem an Multiplikatoren. Die sollen etwa durch Multikids.de zu einer Auswahl von positiven Internetseiten für Kinder gelenkt werden, um sie dann mit Kindern anzuwenden. Sehr gefragt ist auch unsere CD des Monats – bei der unübersichtlichen Vielfalt der Medien für Kinder – ist eine pädagogisch sinnvolle Auswahl sehr gefragt. Die medienpädagogischen Tipps richten sich wiederum an Multiplikatoren, die unter Einbezug aller Medien Kinderveranstaltungen durchführen wollen. Einen Schwerpunkt pflege ich seit einiger Zeit: Die interkulturelle Sprach- und Leseförderung – hier geht es vor allem um ‘Best-Practice’-Beispiele.

Ein anderer Schwerpunkt des Instituts liegt auf der Erarbeitung von Qualitätskriterien für Kindermedienprodukte. Bezogen auf Online-Angebote der Leseförderung, welche Kriterien sollten dabei unbedingt berücksichtigt werden?

Online-Angebote müssen pfiffig gemacht sein, um die Aufmerksamkeit von Kindern zu halten. Sie dürfen nicht zu komplex sein und sie müssen sich mit Themen befassen, mit denen sich Kinder identifizieren können. Kinder indirekt zum Kauf zu animieren, ist beispielsweise ein K.O.-Kriterium.

Wenn Sie sich mit den netzbasierten Lernangeboten für Kinder auseinandersetzen, was fällt Ihnen spontan dazu ein?

Kinder wollen am PC am liebsten spielen. Sie merken es schnell, wenn das Spiel nur oberflächlich das Training von kognitiven Fähigkeiten kaschiert. Langeweile darf nicht aufkommen. Die Entwicklung von intelligenten Spielen – serious games – ist allerdings auf dem Vormarsch.

Zwischen dem Institut für angewandte Kindermedienforschung und Schulen existiert eine so genannte „Kooperation Bibliothek und Schule“. Was beinhaltet diese Kooperation hinsichtlich der Leseförderung?

Wir bieten Konzepte für Aktivitäten in der Leseförderung. Lehrer kommen zu unseren Fortbildungen. Praktikumsprojekte unserer Studierenden beziehen sich oft auf die Kooperation zwischen Schule und Bibliothek.

Was ist für die Zukunft im Sektor angewandte Kindermedienforschung zu erwarten und was wünschen Sie sich diesbezüglich für die Zukunft?

Es ist ein weitgehend unbeackertes Feld, in dem sehr viel Forschungsbedarf besteht. Allerdings ist unser Institut mit zwei Professoren, die jeweils ein 18 Stunden-Deputat haben und einer Halbtagskraft minimal ausgestattet. Ich wünschte mir eine Fee, die unsere Möglichkeiten multiplizieren würde!

medienbewusst.de bedankt sich bei Frau Prof. Susanne Krüger für das Gespräch und wünscht ihr und dem Institut für angewandte Kindermedienforschung weiterhin viel Erfolg.

Katja Abel

Bildquelle:
Portraitfoto zur Verf. gestellt v. Prof. Susanne Krüger.
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