Besser als nix – Bizarr mit Botschaft



Wie passen der Tod und der Start ins Berufsleben zusammen? Abgesehen von der metaphorischen Verbindung, dass die angenehmen und einfachen Zeiten des Lebens vorbei sind, wohl kaum. Unzählige Jugendliche stehen jedes Jahr vor der Entscheidung, was denn nach Hausaufgaben und Pausenhof auf sie zukommen soll. Die Wahlmöglichkeiten scheinen riesig. Da hat man endlich den Schulalltag überstanden und steht wieder am Anfang. Dieser Thematik nimmt sich der seit 21. August 2014 im Kino laufende Film „Besser als nix“ an. Die Tragikomödie von Ute Wieland erzählt die Geschichte eines Jungen, für den das Ende gleichzeitig ein Neubeginn ist. In 97 Minuten versucht der ab zwölf Jahren freigegebene Streifen, den Zuschauer für das Thema Tod zu sensibilisieren, es gleichzeitig aber nicht zu einseitig darzustellen.

Der 19-jährige Tom Rasmus (Francois Goeske) fühlt sich fremd in seiner Welt. Er lebt in einem kleinen Seelenort, in dem andere, wie er sagt, nicht einmal begraben werden wollen. Leidenschaftslos kickt er im Fußballverein seines Vaters Carsten (Wotan Wilke Möhring), der neben dem Ballsport nur der Flasche zugetan scheint. Seit dem Tod seiner Mutter ist das Verhältnis zwischen Tom und ihm mit kalt noch sehr wohlwollend beschrieben. Auch unter seinen Freunden sieht sich der Junge wie ein Fremdkörper. Scheint das Leben seines besten Freundes Mike doch so perfekt zu sein: sicherer Ausbildungsplatz und eine Freundin. Ginge es nach seinem Vater, so würde sich Tom heute in einer Metzgerei abrackern und das obwohl er eigentlich Vegetarier ist – der berühmte väterliche Dickschädel.
 
Mit seinen nicht vorhandenen Berufsplänen steht der Jugendliche allerdings nicht allein da. Und so ist es zunächst kaum überraschend, dass die angehende Lehrerin Sarah (Anna Fischer) im Zuge einer Berufsberatung einen Interessenstest mit den Schülern durchführt. Tom indes merkt, dass auch Sarah anders als die anderen ist und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die beiden sich auf Anhieb gut zu verstehen scheinen. Mit dem Stift in der Hand stellt er sich also den Fragen des Tests. Er möchte praktisch arbeiten, sowohl im Büro als auch unterwegs. Seine Arbeit soll für Menschen wichtig und sein Arbeitsplatz sicher sein. Dabei hätte er auch gerne viel mit Menschen zu tun, jedoch sollten die nicht so viel reden. Mehr als verdutzt ist Tom daher, als man bei der Berufsberatung genau „das Richtige“ für ihn parat hat: eine Lehre als Bestattungsfachkraft. Leicht geschockt und irritiert weigert sich der Schulabgänger natürlich zunächst, auch nur daran zu denken, auf dieses Angebot einzugehen. Erst nach einer Konfrontation mit seinem Vater ermutigt ihn schließlich seine Großmutter Wally (Hannelore Elstner), der Stelle eine Chance zu geben. Wer könnte aber auch Nein sagen, wenn die eigene Oma sinniert: „Ist doch toll, dann kannst du uns alle hier im Heim stilvoll unter die Erde bringen.“ So steht Tom also doch im Foyer des Bestattungsunternehmens und lernt alsbald das skurrile Personal bestehend aus Olga, der Empfangsdame mit dem charmanten ukrainischen Akzent, Hans, der scheinbar ein Gespür für den Tod besitzt, und seinen potenziellen Chef Herrn Hiller kennen. Nach einigem Hin und Her wird Tom also Teil dieses Teams. Ungeahnte Erfahrungen erwarten ihn und stellen ihn auf eine Zerreißprobe, denn der Tod macht auch vor seinem Privatleben keinen Halt.

 

medienbewusst.de meint:
“Besser als nix” ist eine gelungene Mischung aus humorösen Passagen, deren Witze teilweise etwas makaber und morbide sind, in keinem Falle jedoch geschmacklos. Diese wechseln sich mit ungeahnt tiefgründigen Momenten ab, in denen der Zuschauer Einblicke in die Gefühlswelt des Protagonisten erhält und seinen Entwicklungsprozess förmlich hautnah miterleben darf. Dieser Kontrast ist das sinnbildliche Auf und Ab im Leben. Kinder sollten den Film auf jeden Fall mit ihren Eltern schauen, da das Thema Tod für die Jüngeren immer mit vielen Fragen und Unklarheiten einhergeht. Das Werk ist kein reiner Kinderfilm, daher werden auch ältere Geschwister und die Eltern selbst einen sehr interessanten Kinobesuch erleben, den sie garantiert nicht bereuen werden.

Martin Härtig

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