Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) verleiht alle zwei Jahre den Medienpreis Leopold, um Eltern, Großeltern, Pädagog(inn)en und Musikhändlern eine Hilfe zu sein, sich im unüberschaubaren Markt der Kinderaudiomedien zurechtzufinden. medienbewusst.de sprach mit Projektleiterin Dr. Hendrike Rossel über den Preis und seine Bedeutung für Eltern und Kinder.
Frau Rossel, wie ist die Idee entstanden, einen Preis wie den Leopold ins Leben zu rufen?
Anlass war, dass aus unseren Musikschulen immer häufiger die Bitte kam, doch ein Orientierungssiegel für Hörmedien zu initiieren. Musikschullehrer, Musikschulleiter wurden immer wieder von Eltern gefragt: wie erkennen wir denn CDs, die wir unseren Kindern schenken können, ohne Schaden anzurichten? Zusammen mit unserem damaligen Vorsitzenden Reinhart von Gutzeit, der heute Professor und Direktor des Salzburger “Mozarteums” ist, und dem Bundesvorstand des VdM, habe ich 1997 die Konzeption des Preises entwickelt.
Wie sieht Ihr Aufgabenfeld beim Leopold aus?
Ich bin Bildungsreferentin im Verband deutscher Musikschulen, und damit gehörte es zu meinem Aufgabenbereich, die Idee für den Leopold zu konkretisieren. Seither habe ich die Projektleitung bei diesem Medienpreis und bin damit verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung und den organisatorischen Ablauf des Wettbewerbs. Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsplanung gehören ebenso zu diesem vielfältigen Aufgabenbereich wie die Ausschreibung des Wettbewerbs, Kontakte zu den Verlagen als Wettbewerbsteilnehmer oder auch das Schreiben der Preisträgerbroschüre. Außerdem bin ich Mitglied der Leopold-Jury.
Wie setzt sich die Jury des Preises zusammen?
In der Regel besteht die Jury aus etwa 12 bis 15 Personen in z.T. wechselnder Besetzung. Im Grundsatz sind es Fachleute beiderlei Geschlechts aus unterschiedlichsten Sparten des Musiklebens, die auch einen Schwerpunkt im Bereich der Kinderpädagogik haben.
Welche Ziele werden mit dem Medienpreis konkret verfolgt?
Wir wollten ein Qualitätssiegel im Bereich Audiomedien für Kinder mit dem Schwerpunkt Musik schaffen. Denn das Angebot auf dem Markt ist so unüberschaubar groß, dass der Verbraucher hilflos davorsteht. Andererseits sind die musikalischen Erfahrungen der ersten Lebensjahre entscheidend für das spätere Verhältnis eines Menschen zur Musik und sogar noch weitergehend für seine gesamte Persönlichkeitsentwicklung.
Auf der Homepage des VdM kann man lesen, dass der Leopold vom Bundesjugendministerium unterstützt wird. Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen und wie sieht diese Unterstützung aus?
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und den VdM verbindet jahrzehntelange vertrauensvolle Zusammenarbeit. Als wir die Idee des Preises entwickelten, sind wir auf das Bundesministerium zugegangen, haben unser Projekt vorgestellt und haben dann darüber gesprochen, ob sich das Ministerium vorstellen kann, dieses Projekt aus Geldern des Bundes zu fördern. Wir stießen gleich auf große Begeisterung, und seither wird der Medienpreis sehr zuverlässig und sehr positiv vom BMFSFJ unterstützt. Ohne diese Förderung des Bundes wäre der Leopold nicht denkbar.
Als weitere Partner des Medienpreises sind im Übrigen in den letzten Jahren noch das Kulturradio WDR3 und die Initiative Hören dazugekommen.
Nun ist es sicherlich schwierig die einzelnen Audiomedien miteinander zu vergleichen. Nach welchen Kriterien wird der Leopold also letztendlich verliehen?
Fantasie und Originalität gehören zu den Kernkriterien für den Leoplold. Die musikalische “Sprache”, gleich welcher Stilrichtung, ebenso wie die zu Grunde liegende Idee einer Produktion sollten schon neue Akzente setzen, z.B. durch eine ungewöhnliche vokale oder instrumentale Besetzung, eine besondere Art der Darbietung, eine pfiffige Handlung oder Ähnliches. Ganz wichtig ist natürlich die musikalische Qualität und selbstverständlich dürfen Musik und Inhalte nicht schädlich für Kinder der jeweiligen Altersklassen sein. Ganz besonderes Augenmerk richtet die Jury z.B. auf die Behandlung der Stimme bei einer Produktion mit Vokalanteilen. Keinesfalls sollte ein Kind dazu verführt werden, sich beim Mit- oder Nachsingen von Liedern einer CD in eine viel zu tiefe Stimmlage zu zwingen oder zu “schreien” und damit seine eigene Stimme zu schädigen.
Was denken Sie, wie sollten Kinder in einer Welt voller Medien an diese herangeführt werden?
Ich sage: wirklich sehr verantwortungsbewusst. Ich bin auch der Meinung, dass die ersten Begegnungen von Kindern mit Musik wie auch mit anderen Phänomenen der Welt nicht vorrangig über Medien geschehen sollten – seien sie noch so sehr von Leopold oder anderen Gütesiegeln empfohlen. Ich habe es an meinem eigenen Kind beobachten können. Das Wichtigste in der ganz frühen Phase für einen Säugling, auch für ein Kleinkind ist, dass Eltern sich selbst mit dem Kind beschäftigen, mit ihm singen, tanzen, es wiegen, Finger- und Bewegungsspiele machen. Dafür muss man kein Opernsänger sein.
Warum ist es heutzutage wichtig, dass Kinder im Bereich der Medien eine besondere Form der Kompetenz aufweisen?
Wie sie es eben schon selber treffend gesagt haben: weil die Medien allgegenwärtig sind. In manchen Kindergärten stehen schon Computer. Ich denke, wenn Kinder nicht lernen, wie man sinnvoll und ungefährdet mit diesen Medien umgehen kann, dann werden sie sicherlich in unserer Welt Probleme bekommen.
medienbewusst.de bedankt sich bei Hendrike Rossel für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg.
Carolin Lobenstein
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