Die Blumen von gestern


Holocaust-Forscher Totila Blumen (Lars Eidinger) steckt in einer Lebenskrise – sein Job deprimiert ihn und seine Ehe steckt in Schwierigkeiten. Den Höhepunkt seiner Schaffenskrise bildet die Entscheidung seines im Sterben liegenden Vorbilds Professor Norkus, nicht Blumen, sondern Balthasar (Jan Josef Liefers) als seinen Nachfolger zu bestimmen.

Als erste Amtshandlung seines neuen Chefs bekommt Blumen die aufgedrehte französische Studentin Zazie (Adèle Haenel) zur Seite gestellt. Trotz seiner unfreundlichen und groben Behandlung lässt sie sich nicht abschütteln, da sie ihren Plan, der eng mit Blumens Herkunft und seinem Nazi-Großvater verknüpft ist, um jeden Preis verfolgen möchte. Während Balthasar aus einem geplanten Auschwitz-Kongress ein durch Werbung finanziertes Medienspektakel machen will, verschlägt es Blumen und Zazie nach Riga – auf die Spuren nach ihren Großeltern.

Auf die Frage zur Annäherung an die Figur Totila Blumen gibt Lars Eidinger zu: „Ich habe wahnsinnig viele Anteile an dieser Figur Toto, die musste ich nur entdecken und wachrufen.“ Genauer war es „der misanthropische Aspekt dieser Figur, der hat mich sehr interessiert. […] Das war dann eine Herausforderung, die Aggression zuzulassen.“ Zum Hintergrund des Filmes sagte Eidinger: „Ich finde, der Verantwortung, mit der Vergangenheit umzugehen, muss man sich stellen. Und da darf man nicht leichtfertig sein. […] Ich war froh, dass unser Film keine Rückblenden hat, sondern in der Jetztzeit spielt und tatsächlich in erster Linie davon handelt, inwieweit denn unsere Generation noch berührt ist.“

Die Figur des Totila Blumen wirft Fragen auf, die auch nach dem Film weiter thematisiert werden können. Im Film sorgt er durch seine Art, wie er alles richtig machen will, auf einem hohen moralischen Ross sitzt und maßlos übertreibt, durchaus für Lacher, zeigt aber eigentlich einen ernsten Mann, der sich mit seiner Lebensaufgaben total überfordert. „Die Blumen von gestern“ bietet natürlich viel Material für Vergangenheitsbewältigung der NS-Zeit und kann teilweise auch zur Reflexion für die eigene Familiengeschichte dienen. Insgesamt dient der Film als Einstieg in das Thema Holocaust, daher ist er besonders für Schulklassen der Klassenstufen 9 und 10 zu empfehlen.

„Die Blumen von gestern“ läuft seit dem 12. Januar 2017 in den Kinos und ist ab 12 Jahren freigegeben. Er wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem „Prädikat besonders wertvoll“ ausgezeichnet.

Florian Frübing

Bildquelle:
http://die-blumen-von-gestern.de/downloads/bilder/blumenvongestern_3.jpg