Die dritte Dimension im Kinderzimmer


Spätestens seitdem die Hollywood-Produktion Avatar 2010 für den Rekordumsatz von annähernd 3 Milliarden US-Dollar an den Kinokassen sorgte und sich damit zum erfolgreichsten Film alle Zeiten krönte, ist klar: die 3D-Technik ist angekommen in den Kinosälen. Doch mittlerweile hält die dritte Dimension auch immer häufiger Einzug in die heimische Medienausstattung. Angefangen von 3D-Fernsehern bis hin zum entsprechenden Gaming-Equipment – die kürzlich zu Ende gegangenen Spielemessen E3 und gamescom zeigen: auch das Zuhause soll dreidimensionaler werden. medienbewusst.de klärt technische Grundlagen und mögliche Risiken.

Wie funktioniert die 3D-Technik?

Die Großzahl der Geräte, die sich derzeit auf dem Markt befinden, beruhen auf der Grundlage zweier Varianten desselben technologischen Ansatzes: der des stereoskopischen und der des autostereoskopischen Displays. Das Klingt im ersten Moment äußerst technisch und kompliziert. Das Grundprinzip beider Varianten ist jedoch relativ simpel:  in beiden Fällen wird der 3D-Effekt dadurch erzeugt, dass jedes Auge ein geringfügig anderes Bild geliefert bekommt. Idealerweise 60-mal pro Sekunde, also mit 60 Hz.

Die stereoskopischen Displays benötigen dafür ein Hilfmittel, meist in Form einer Brille. Wohl am bekanntesten ist das Prinzip der Rot-Grün-Brille, die den 3D-Effekt herstellt, indem beide Augen jeweils unterschiedliche Farbbereiche wahrnehmen können. Seit Jahrzehnten überpräsent in Comic-Heften und Kinder-Zeitschriften, wird diese Technik heute teilweise noch im Kino-Bereich verwendet.

Die Home-Entertainment-Branche (Fernseher, PC, Spiele-Konsolen und Co.) setzt heute allerdings eher auf sogenannte Shutter-Brillen. Auch hier kommt der Brille wiederum eine Filterfunktion zu, die mittels Flüssigkeitskristallschicht in beiden Gläsern funktioniert. Über eine an die Brille angelegte Spannung werden rechte und linke Seite abwechselnd abgedunkelt, damit jedes Auge (wie schon bei der Rot-Grün-Brille) nur ausgesuchte Bildbereiche wahrnehmen kann. Besonders Sony setzt derzeit im Spielebereich mit seiner PlayStation 3 auf dieses Prinzip.

Autostereoskopische Displays verzichten grundsätzlich auf jede Art von Hilfsmittel. Das Prinzip gleicht jedoch der Variante mit Brille: über eine optische Barriere vor dem eigentlichen Bild wird je nach Blickwinkel verhindert, dass das linke Auge rote Bereiche bzw. das rechte Auge grüne Bereiche sehen kann (siehe Abbildung). Damit das auch möglichst optimal funktioniert, werden mittlerweile auch sogenannte Eye-Tracking-Verfahren (“Augen-Verfolgung”) eingesetzt, bei denen mittels eingebauter Kamera die Blickrichtung des Auges registriert und verarbeitet wird.

Die bekannteste Umsetzung dieser Technologie im Gaming-Bereich liefert derzeit der Handheld Nintendo 3DS, der mit Hilfe eines eingebauten zweiten LCDs (vor dem eigentlichen Bildschirm) bestimmte Bildbereiche verdeckt und damit die dreidimensionale Illusion herstellt.

Wie gesundheitsschädlich ist 3D-Gaming?

In beiden Fällen kann die permanente Überanstrengung der Augen zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Sehstörungen führen. Sowohl Sony als auch Nintendo weisen mittlerweile in entsprechenden Handbüchern, die den Geräten beigelegt sind, darauf hin. Beide Hersteller raten auch dazu, erst einen Augenarzt oder Optiker aufzusuchen, bevor kleineren Kindern unter sechs Jahren erlaubt werden sollte, 3D-Spiele zu spielen.

Prinzipiell gilt darüber hinaus der Grundsatz, seinen Augen alle 30 Minuten mindestens eine zehnminütige Pause vor dem Weiterspielen zu gönnen, um bleibenden (physischen) Schäden möglichst zu entgehen. Der Nintendo 3DS bietet Eltern deshalb die Möglichkeit, die 3D-Funktion des Gerätes mittels eines Schalters zu deaktivieren. Sicherlich ist das auch keine zuverlässige und endgültige Lösung, aber beim 3D-Gaming – wie auch im sonstigen Spieledschungel – ist es für Eltern ohnehin wichtig, das Konsumverhalten ihrer Kinder “im Auge” zu behalten.

Ist 3D-Gaming ein Markt mit Zukunft?

Bis die 3D-Technik im Spiele-Bereich so selbstverständlich umgesetzt wird wie derzeit im Kino, werden sicherlich noch ein paar Jahre vergehen. Hersteller aller Marken arbeiten jedoch mit Hochdruck daran. So bietet vor allem Nintendo mit seinem dreidimensionalen Handhelden mittlerweile schon eine beachtliche Anzahl von Titeln – Tendenz steigend.

Ob die Technik allerdings auch beim Verbraucher so viel Anklang findet wie “Avatar” beim Kinopublikum, wird stark davon abhängen, ob man es schaffen wird, Spielen nicht nur eine dreidimensionale Optik aufzudrücken, sondern dem Nutzer auch einen Mehrwehrt hinsichtlich des Spielerlebnisses zu bieten. Der Anfang ist jedenfalls gemacht.  Der Rest wird an der Ladenkasse entschieden.

Fabian Zeitler

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