Ein Plus für das soziale Netzwerk


Jüngst machte der Google Konzern mit seinem „Google+“- Projekt dem Alphahirsch der sozialen Netzwerke, facebook, Konkurrenz. Doch wie sicher ist die Nutzung des vielversprechenden Dienstes? Und welche Wahlmöglichkeiten hat der Nutzer? medienbewusst.de hat das neue Netzwerk hinsichtlich der Vorteile für Kinder und Jugendliche untersucht.

Als wichtigstes Merkmal hat Google+ sogenannte Kreise eingeführt. Mit diesen kann der Nutzer seine Freunde in Gruppen einteilen und leicht bestimmen, wer welche öffentlichen Nachrichten auf der Pinnwand von sich selbst oder von anderen lesen darf.

Bei facebook ist es zwar auch möglich, Personen in Listen einzuordnen, damit kann jedoch trotzdem nicht verhindert werden, dass Pinnwand-Nachrichten von allen „Freunden“ gelesen werden. Die einzige Möglichkeit das Lesen von Nachrichten durch eine Person zu verhindern ist das Löschen derselben aus der Freundesliste. Wenn man das tut nimmt man aber in Kauf, die Pinnwand-Einträge der entsprechenden Person ebenfalls nicht mehr lesen zu können. Außerdem gibt es diverse andere Gründe, Personen als Freunde zu behalten. So möchte der Nutzer vielleicht mit einigen Leuten in Kontakt bleiben oder er betrachtet seine große Freundesliste gar als Statussymbol oder Zeichen der Beliebtheit.

Google+ löst dieses Problem nun elegant durch die Kreise. Damit kann man ferne Bekannte auch in einen Kreis einordnen, der nur die nicht intimen, für die Öffentlichkeit bestimmten, Nachrichten lesen darf. Genauso kann der Nutzer auch bestimmen, von welchen Kreisen er selbst Botschaften lesen möchte.

Das hat insbesondere für Kinder mehrere positive Aspekte: Sie können, mit der richtigen Anleitung, lernen, für welche Personengruppen welche Nachrichten bestimmt sind, bevor diese veröffentlicht werden. Hier dürfte der größte Vorteil in einer Verbesserung der Privatsphäre liegen: Durch Google+ werden öffentliche Nachrichten nicht mehr undifferenziert an alle Freunde versendet, sondern gezielt an die angesprochenen Kreise weitergegeben. Kinder lernen zudem, sich selbst SPAM-Filter zu bauen, indem sie öffentliche Nachrichten von manchen Personengruppen abblocken. Dadurch können sie soziale Netzwerke effizienter nutzen und verschwenden weniger Zeit mit dem Lesen unnötiger Mitteilungen.

Diese Funktion der selektierten Mitteilungen kann auch mit Bildern und Videos kombiniert werden, sodass bei vorhandener Medienkompetenz der Kinder davon auszugehen ist, dass auch diese Elemente sinnvoll eingesetzt werden und damit die berüchtigten Partybilder nur noch den engsten Freunden gezeigt werden. Wenn überhaupt!

Der Chat ist laut selbstaussage von Google sicher. Das bedeutet konkret, dass man jeden einzelnen Benutzer selbst einladen muss, damit er in der Chatleiste erscheint. facebook ist in dieser Hinsicht weniger streng und stellt den eigenen Status automatisch auf „verfügbar“, wodurch alle Freunde im Chat angezeigt werden.

Google hat andere Nutzungsbedingungen als facebook. Während der Dienst von Mark Zuckerberg alle Rechte von hochgeladenen Bildern verlangt, sind es bei Google nur solche, die zur Verwendung auf Google+ benötigt werden. Auch kann ausgewählt werden, dass Fotos nur von bestimmten Personen verlinkt werden dürfen.

Insgesamt wirkt Google+ für Kinder besser geeignet als facebook. Ob noch Sicherheitslücken auftreten und wie auf Kritik der User eingegangen wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Zudem kündigte die Konkurrenz gestern auf ihrem Blog erhebliche Neuerungen in Bezug auf die Selbst-bestimmung und Transparenz der Nutzer an. So möchte auch facebook seinen Mitgliedern zukünftig das Recht einräumen, gezielt zu bestimmen, wer welche Nachrichten lesen und welche Fotos markieren darf. Eine Option, die an die Möglichkeiten des neuen Netzwerks und seiner Kreise erinnert und die Frage aufkommen lässt, ob Google+ auch in Zukunft das geeignetere Netzwerk für Kinder und Jugendliche bleiben wird.

Ein Tipp für Eltern: Schauen Sie sich Google Plus selbst an, um sich eine Meinung zu bilden. Am besten legen Sie ein eigenes Konto an und schauen gelegentlich hinein. Dann sind sie auf dem Laufenden, was Veränderungen der Strukturen angeht. Und nebenbei können sie auch die Mitteilungen Ihres Sprösslings lesen, sofern dieser sie nicht auf dem Kreis „Elternalarm“ abgelegt hat. Anregungen, wie ein richtiger Umgang mit Social Media aussehen sollte, finden Sie außerdem im Leitfaden für Eltern, der Fachgruppe Social Media des BVDW (Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V.).

Joel Stoy

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