Eigentlich ist Cornelia Schönherr seit 1990 Trompeterin im Philharmonischen Orchester des Theater Erfurt. Vor ungefähr fünf Jahren hat sie parallel zum Orchesterdienst eine konzertpädagogische Ausbildung begonnen und absolviert. Nun hat sie einen Abschluss als Konzertpädagogin und Musikvermittlerin und gibt nebenbei noch Trompetenunterricht. Im selben Zuge wurde ihr Aufgabenbereich im Theater Erfurt vom Orchesterdienst um pädagogische Tätigkeiten erweitert. Näheres dazu erfuhr medienbewusst.de im Gespräch.
Frau Schönherr, was hat Sie dazu bewogen vor fünf Jahren eine konzertpädagogische Ausbildung zu beginnen?
Das entwickelt sich eben so, wenn man so lange im Orchester ist und mit denselben Abläufen konfrontiert wird. Ich bin ein Mensch, der immer nach neuen Aufgaben und Reizen sucht. Ich bin unheimlich offen und gehe gern auf Leute zu. Ich mag Kinder und Jugendliche, da ich auch selbst Kinder habe. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich da so ein gewisses Talent habe, etwas zu vermitteln. Da habe ich gedacht, dass die pädagogische Schiene genau das Richtige für mich ist.
Wie läuft die pädagogische Arbeit im Theater Erfurt ab?
Ich plane vorrangig alle Veranstaltungen, die mit sinfonischer Musik zu tun haben, also alles, was mit dem reinen Orchester zu tun hat, weniger mit Musiktheater. Dafür haben wir eine Theaterpädagogin im Haus. Die pädagogische Arbeit, die ich hier mache, läuft bisher ehrenamtlich. Das mache ich einfach neben meinem Orchesterjob. Die Sachen, die ich hier mache, sind jetzt schon recht etabliert, laufen gut und haben Anklang gefunden. Ich habe immer wieder Bestätigung empfunden beziehungsweise Spaß bekommen.
Da Sie es gerade ansprechen, was macht Ihnen in Ihrer Tätigkeit als Konzertpädagogin denn am meisten Spaß?
Wenn ich merke, dass die jungen Leute mitmachen, dass es ankommt, dass sie wirklich bei mir sind und dass sich meine Empfindung irgendwo in ihren Herzen oder ihrem Kopf wiederfindet. Am Ende jeder Vorstellung sage ich den Gästen immer: ‘Bitte erzählt davon. Erzählt von dem was ihr erlebt habt, wie es hier zugeht, wie wir aussahen, wie das klang.’ Diese Spiegelung, diese Rückmeldung, das Mitmachen, das ist eigentlich das Schönste.
Woher nehmen Sie all Ihre Ideen?
Ich bin so ein Mensch, der ständig irgendwelche Ideen hat, die er umsetzen will. Das kommt einerseits aus meiner Arbeit hier im Orchester. Dort bekomme ich einfach ganz viel Inspiration. Bei manchen Musikstücken denke ich mir: „Ah, das klingt so, wie könnte man das jetzt erklären, sodass junge Leute das verstehen und genau denselben Spaß und diese Erfüllung annähernd so empfinden, wie ich es beim Spielen und Hören tue.“ Da ich sowieso alles, was auf der Bühne passiert und alles was mit Darstellung, Kostümen und Bühnenbild zu tun hat, sehr liebe, kommen die Ideen und das baut sich dann zu einem schönen Gebäude zusammen.
Welche Vorbereitungen fanden im Vorfeld von „Instrumentengruppen stellen sich vor“ statt?
Zum einen habe ich die Ausbildung genossen und habe gelernt, wie man vermitteln kann. Regine Weißenborn ist auch eine sehr erfahrene Kollegin, von der ich unheimlich viel gelernt habe. Ich habe jedes Manuskript und Konzept bei ihr vorgelegt und gefragt, ob ich das so oder so machen kann. Da ich dann schon eher der Spezialist für Musik bin, weil ich einfach Musikstücke kenne, die charakteristisch für irgendwelche Musikinstrumente sind, war das eher mein Bereich. Außerdem habe ich den Kontakt zu meinen Kollegen aus dem Orchester und habe sie gefragt, ob sie mitwirken. Mittlerweile haben wir für jede Instrumentengruppe ein festes Konzept, das immer wieder aufgewärmt wird. Es ist wie mit einem Stück, welches immer wieder zur Aufführung kommt.
Was macht diese Mischung aus Konzert, Mitmachaktionen, Theaterstück und Wissensvermittlung mit den Kindern?
Ich glaube, dass diese Mischung schon Eingang in die Köpfe und die Herzen der Kinder findet, ohne dass sie es merken oder dass sie denken, dass es irgendeine Lehrstunde sei. Es ist eigentlich eine ganz lebendige Vermittlung von Inhalten, von denen sie noch gar nicht so viel wissen. Es ist einfach wertvolles Kulturgut. Etwas von Mozart zu hören ist einfach wichtig. Es ist unabdingbar.
Können Sie sich an ein besonderes Erlebnis während einer Aufführung erinnern?
Bei den Blechbläsern schon, denn da bin ich ja auch richtig als Musiker involviert. Da gab es schon ganz kuriose Entdeckungen, dass zum Beispiel Kinder eine große Begabung hatten, ohne jemals so ein Mundstück auf den Mund gesetzt zu haben. Da ging es einfach sofort los und es entstand ein Ton. Als Blechbläser kann ich sagen, dass es unheimlich viel Spaß macht, die Kinder das Instrument ausprobieren zu lassen, sich zu testen und in der Gruppe Anerkennung zu finden. Zum einen, weil es bei dem einen super klappt und manche sind natürlich auch total enttäuscht, weil es überhaupt nicht geht. Und dann versuche ich zu erklären, wie man so einen Ton erzeugt.
Welche Möglichkeiten sehen Sie „Instrumentengruppen stellen sich vor“ in den Unterricht einzubinden?
Ich denke, es wäre gut, wenn in der darauf folgenden Begegnung in der Schule oder im Kindergarten einfach nochmal darüber gesprochen wird und gefragt wird: „Was hat euch denn am meisten gefallen?“, sodass die Erinnerungen wirklich wach gehalten und im Kopf gefestigt werden. Wir kommen natürlich auch zuweilen in die Schulen und stellen dort in einer Musikstunde unsere Instrumente vor. Das geht dann noch mehr in die Breite. Wir sprechen dann auch über unseren Beruf, den Orchestergraben, unseren Dienstzeiten und dass alles eine ganz bestimmte Ordnung hat.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich würde gern die konzertpädagogische Tätigkeit am Theater Erfurt intensivieren, weil es einfach total Spaß macht und immer wieder sehr gute Rückmeldungen über diese Art der Musikvermittlung kommen. Im Moment mache ich das ehrenamtlich und hoffe auf Zuwendungen von Sponsoren oder eine 50 Prozent-Stelle hier im Haus.
Gibt es schon Ideen, die Sie realisieren wollen?
Am Laufen ist jetzt schon ein Projekt, das auch ganz gut in die erste Runde gekommen ist. Das ist eine Konzerteinführung für junge Leute. Die ist so ähnlich, aber wirklich nur so ähnlich wie die für Erwachsene. Vor unseren Proben für die Sinfoniekonzerte kommen die Jugendlichen zu uns und sind ungefähr eine Stunde in einem Seitenfoyer, welches wir besonders schön gestalten mit Bar, Drink und schönen Sitzmöbeln. Dort bekommen sie die sinfonischen Werke, die wir spielen, von mir passend auf ihre Zielgruppe erklärt, sodass sie es auch verstehen und Spaß daran haben. Also nicht, dass sie die Ohren zu machen sondern sagen „Okay, wie man das hier erklärt bekommt, damit kann ich was anfangen.“ Das ist ein sehr schönes Projekt und das kann ich jetzt noch dreimal in dieser Spielzeit machen. Außerdem gibt es im Großen Saal noch ein Schülerkonzert, an dem auch eine achte Klasse als Moderatoren und Musikvermittler mitwirkt.
medienbwusst.de bedankt sich bei Cornelia Schönherr für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg.
Anika Bube
Bildquelle:
Alle Bilder, einschließlich dem Portraitfoto zur Verf. gestellt v. Cornelia Schönherr