„Alles was schwingt, klingt“ – Instrumentengruppen stellen sich vor


Was ist der Unterschied zwischen einer Violine und einer Bratsche? Wie klingt eine Tuba? Was ist das Besondere an einem Fagott? Wie erzeugt man mit einer Trompete einen Ton? Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt die ungefähr einstündige Inszenierung „Instrumentengruppen stellen sich vor“ im Orchesterproberaum des Theater Erfurt. Dieses pädagogische Angebot richtet sich vor allem an Lehrer, die ihren Schülern im Alter von fünf bis 13 Jahren klassische Musik und Instrumente anschaulich näher bringen wollen.

Ein Orchester setzt sich aus Saiten-, Blas-,Schlag- und Tasteninstrumenten zusammen und die Musiker und Pädagogen widmen sich pro Termin einer dieser Instrumentenfamilien. Die Idee für „Instrumentengruppen stellen sich vor“ entstand vor ungefähr vier Jahren. Regine Weißenborn, Theaterpädagogin des Theater Erfurt, wollte im Bereich Kinder- und Jugendtheater den Fokus stärker auf sinfonische Musik richten. Sie erstellte gemeinsam mit Cornelia Schönherr, Konzertpädagogin des Theater Erfurt, das Konzept dieser Inszenierung. Cornelia Schönherr hat Musikstücke ausgewählt, die charakteristisch für bestimmte Instrumente sind. Für jede Instrumentengruppe gibt es mittlerweile ein Konzept.

Fester Bestandteil jeder Aufführung ist die Mischung aus Konzert, Theaterstück und Wissenswertem rund um Instrumente und Komponisten. Beispielsweise steht die Inszenierung zum Thema „Streichinstrumente“ im Zeichen von Wolfgang Amadeus Mozart. Ein Streichquartett spielt „Eine kleine Nachtmusik“. Alle sind in Gewänder des 18. Jahrhunderts gehüllt. Cornelia Schönherr berichtet vom Leben Mozarts und der entsprechenden Epoche. Die Besucher erfahren auch einige Kuriositäten. So erklärt ein Musiker etwa, wieso Teile der Bratsche „Frosch“ und „Schnecke“ heißen. Ebenso werden akustische Effekte erzielt, indem zunächst Musik vom Tonträger eingespielt und allmählich in eine Livedarbietung gewechselt wird.

Besonderes Augenmerk haben die Pädagoginnen darauf gelegt, dass es für die Kinder nicht langweilig wird und sie in Mitmachaktionen einbezogen werden. Zum Beispiel wird ein Stück Holz durch die Reihen gereicht, sodass die Kinder einen Eindruck davon erhalten, wie sich der Rohstoff für ein Musikinstrument anfühlt. Am Ende jeder Aufführung gibt es ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen, die Instrumente anzufassen und sie sogar auszuprobieren. Cornelia Schönherr glaubt, dass „diese Mischung Eingang in die Köpfe und Herzen der Kinder findet, ohne dass sie es als Lehrstunde empfinden. Klassische Musik ist ein wertvolles Kulturgut. Es ist einfach wichtig einmal etwas von Mozart zu hören.“ Ebenso wichtig sei es, sich einmal an einem Instrument auszuprobieren und dadurch in der Gruppe Anerkennung zu finden.

Die Musiklehrerin Cornelia Brack der Erfurter Grundschule 12 hat die Aufführung „Instrumentengruppen stellen sich vor“ bereits achtmal mit Schülern der dritten und vierten Klasse besucht. „Die Inszenierung ist so toll. Ich kann das im Musikunterricht gar nicht für die Kinder leisten. Das ist in der Schule gar nicht machbar“, erzählt sie voller Begeisterung. Die Aufführung gliedert sich nahezu lückenlos in die Themen des Lehrplans für Thüringer Grundschulen ein. Cornelia Brack behandelt während des Musikunterrichts Instrumentenlehre. Sie lehrt ihren Schülern, wie sich die Fülle der Musikinstrumente einteilt und wie man sie einzelnen Gruppen zuordnet. Vor dem Besuch der Inszenierung bereitet Cornelia Brack das Thema mit ihren Schülern im Unterricht vor, damit die Kinder bereits mit einem gewissen Vorwissen daran teilnehmen können. Das Gelernte und die Eindrücke aus dem Orchesterproberaum bereiten die Kinder mit Kurzvorträgen nach. Sie suchen sich selbst ein Musikinstrument aus und stellen dieses ihren Mitschülern vor.

Besonders wichtig sei es, so die Musiklehrerin, „durch derartige außerschulische Veranstaltungen die Freude und Neugier am Lernen zu aktivieren und den Grundstein für das weitere Lernen zu legen.“ Sie ist der Auffassung, dass es für die Kinder ein tolles Erlebnis ist, Musik live wahrzunehmen. „Die Begeisterung an einem Instrument schafft man nur über etwas Authentisches“, meint Cornelia Brack. Großen Respekt hat sie vor den Musikern. Sie lassen die Kinder auf ihren eigenen kostbaren Instrumenten spielen. Ihrer Meinung nach werden einige dadurch animiert ein Instrument zu lernen. „Das ist etwas Wunderbares, etwas Schönes, etwas für die Seele“.

*Mehr zum Thema im Interview mit der Konzertpädagogin Cornelia Schönherr

Anika Bube

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