Eine kleine Erfindung für ihn, ein großer Tag für Videospiele


Heute gibt es Playstation 3, Nintendo Wii und Xbox360 als neuste Generation der Spielkonsolen zu kaufen. Aber es gab auch eine Zeit in der Konsolen noch nicht existierten. Bis auf eine: die Magnavox Odyssey. Ihr Erfinder, Ralph Baer, gehört heute zu den altehrwürdigen Herren der Spieleentwicklung. Immerhin ist er Jahrgang 1922.

Doch was ist die Odyssey?

Baers Lebenswerk ist die erste Spielekonsole aller Zeiten, die im Jahr 1972 von der Firma Magnavox produziert wurde. Das Besondere war nicht nur, dass sie die erste ihrer Art war, sondern im Gegensatz zu seinen heutigen Konsolen komplett ohne Arbeitsspeicher oder Mikroprozessor auskam. Es waren analoge Schaltkreise, die das Gerät zum Laufen brachten.
Die Spiele waren meist simpler Art und wurden mit einem zusätzlichen Spielbrett, Spielsteinen und Spielkarten vervollständigt. Mit Hilfe von Steckkarten konnte der Nutzer weitere Spiele auf der Odyssey spielen, allesamt gegen Mitspieler. Denn das Spielen gegen die Konsole selbst war noch nicht erfunden worden. Insgesamt soll das Gerät 330.000mal verkauft worden sein, darunter rund 10.000 Stück in Deutschland. Eine Stückzahl über die heutige Konsolenhersteller vermutlich nur milde lächeln werden, aber zur damaligen Zeit bedeutete dies einen riesigen Erfolg. Zu Baers weiteren Erfindungen gehört die Lightgun (engl. für Lichtpistole) für den Hausgebrauch. Dieses Gerät dient als Eingabehilfe für Videospiele der Konsole, die durch den Spieler gesteuert werden.

Doch wer ist dieses Genie hinter der Spieleentwicklung?
Baer wurde in Rodalben, Deutschland, geboren und wanderte mit seiner Familie im Alter von elf Jahren nach Amerika aus, die Judenverfolgung in Deutschland zwang sie dazu. Dort schloss er im Jahr 1940 am National Radio Institute erfolgreich ab und machte neun Jahre später seinen Bachelor of Science als Fernsehingenieur am American Television Institute of Technology von Chicago. Der deutschstämmige Amerikaner verbrachte seine Arbeitszeit in verschiedenen Firmen bis er 1958 begann in der Sanders Associate, eine Rüstungsfirma, zu arbeiten.
Die Idee, die sein Leben grundlegend verändern würde, hatte er im Jahr 1966. Ab da an war die Odyssey im Fokus all seiner Bemühungen. Auch nach der offiziellen Veröffentlichung im Jahr 1972, wollte Baer weiter an Erfindungen in Form von Spielen oder technischen Artikeln arbeiten.
Aus diesem Grund gründete er 1975 seine eigene Firma, R.H. Baer Consultants, in der vor allem elektronische Konsumentenprodukte erfunden, entwickelt und lizenziert wurden. 1987 trat er seinen Ruhestand an, arbeitete jedoch immer noch an Ideen für Spiele und Spielzeuge.

Ralph Baer ist heute lebenslanges Senior Mitglied des Institute of Electrical and Electronics Engineers. Außerdem wurde er für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Der Spieleentwickler erhielt unter anderem den Legend Award für seine Erschließung des Konsolenspielmarktes, den Pionier Award und 2006 die National Medal of Technology vom damaligen Präsidenten der USA, George W. Bush.

Der Erfinder hat ein langes Leben hinter sich, von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Doch er wird immer etwas haben, das ihm niemand wegnehmen kann: Er ist und bleibt der Vater der Videospiele. Und darüber werden auch die nächsten Generationen noch sprechen, wenn sie gemeinsam mit Freunden oder allein mit den neusten Konsolen ihre Freizeit verbringen.

Annegret Jähn

Bildquelle:
http://www.ralphbaer.com/