Eigentlich sind Ratten auf dem Schreibtisch eher unerwünscht. Bei Marvi Hämmer ist das anders: das 3d-animierte Tier präsentiert seinen jungen Fernsehzuschauern National-Geographic-Reportagen, noch dazu bilingual. Nachdem das innovative Konzept bereits 2004 für den Grimme-Preis nominiert wurde, konnte es beim Internationalen Festival für wissenschaftlichen Film in Peking punkten und wurde mit dem ‚Silbernen Drachen’ prämiert. Zu diesem Preis gesellte sich auch der Goldene Spatz. Grund genug für medienbewusst.de, den rekordverdächtigen Nager und sein Programm unter die Lupe zu nehmen.
Der Erfolg der Sendung ‚Marvi Hämmer präsentiert NATIONAL GEOGRAPHIC WORLD’ scheint eng mit ihrem Lern- und Wissenscharakter zusammen zu hängen. Dieser besteht zum einen in der Bilingualität der Sendung – bis jetzt im deutschen Fernsehen einmalig – und zum anderen in der kindgerechten Aufbereitung der qualitativ hochwertigen Reportagen. Jede Folge beinhaltet drei Dokumentationen mit vielfältigem Inhalt. Das Repertoire umfasst nicht nur Tier- und Naturthemen, sondern auch beispielsweise Geschichts- und Technikreportagen. In der dritten Staffel wurde das Themenspektrum z.B. um Tiefseeforschung, die Arktis, die Haut und tierische Intelligenz erweitert. Die stoffführende Redakteurin Corinna Miagtchenkov zeigt sich mit Umfang und Vielfalt der Sendung mehr als zufrieden: „Mit 104 Folgen können wir Kindern eine große Palette Tier- und Naturthemen, Forscher- und Abenteuergeschichten anbieten.“ Dabei stecke hinter der Aufbereitung der Beiträge viel Arbeit. Mit Bedürfnissen und Kenntnissen des jungen Publikums im Hinterkopf müssen diese geschnitten, getextet und teilweise vertont werden. Seit 2003 darf sich der Nager im ZDF tivi und im KI.KA austoben.
Bei seiner Arbeit helfen ihm drei World Reporter namens Roberto, Jaycee und Mingh, die in ihren Beiträgen ausschließlich Englisch reden. Dahinter steckt das Konzept des immersiven Lernens. Hierbei wird das Kind spielerisch an die Sprache heran geführt, in dem es Inhalte sieht, die es spannend und interessant findet. Als Zuschauer taucht es, wie das englische Wort „immerse“ (eintauchen) schon sagt, metaphorisch gesehen in die englische Sprache ein. Das Team hinter Marvi Hämmer wird vom German Institute for Immersive Learning (GIFIL) unterstützt, das ein didaktisch-methodische Konzept zur Integration von Inhalten und Sprache entwickelt hat. Hauptsächlich wird es in Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen angewendet. „Statt ‚Vokabeln lernen’ heißt es hier ‚Zusammenhänge und Geschichten im Kontext verstehen lernen’“, erklärt Frau Miagtchenkov. Dabei werde „selbstverständlich und nebenbei“ gelernt. Dies führe dazu, dass das Publikum motivierter sei, eine weitere Sprache zu lernen, da sie das Erlernen der ersten Fremdsprache als unkompliziert empfinden. Die Lernvorteile, die junge Menschen haben, schätzt sie ebenfalls als entscheidend ein: „Kinder saugen Tier- und Naturthemen regelrecht auf, können gar nicht genug Wissen bekommen.“
Die Sendung richtet sich primär an Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, aber auch an jüngere Altersgruppen, welche die Sendung aber wohl eher wegen den actionreichen und humorvollen Aminationen schauen. Inzwischen gibt es bereits drei Staffeln. Außerdem gibt es beim sendungsbegleitenden Onlineangebot auf www.tivi.de das Spiel „Karibuni – Willkommen in Afrika“, welches 2009 den “Goldenen Online Spatz” als bestes Online-Spiel gewann. In dem Spiel übernehmen Kinder die Verantwortung für ein Pflegetier und lernen dabei spielerisch englisch.
Der Erfolg spricht für sich und Frau Miagtchenkov für das Team, zu dem ihre Kollegin Daniela Zackl, der Regisseur Volker Präkelt und die Producer Jens Bley und Peter Schwartzkopff von YOUA Entertainment gehören: „Es freut uns, dass die Kinder von Marvi Hämmer begeistert sind.“ Hinter der Animation des Moderators steckt unter anderem die Firma 4k Animation, vor allem Geschäftsführer und Regisseur Stephan Lethaus war maßgeblich beteiligt.
Janina Brudy
Bildquelle:
ZDF