Heath Ledgers letzter Ausflug in eine Traumwelt


Am 22. Januar 2008 starb Heath Ledger, eine der hoffnungsvollsten Nachwuchsgrößen Hollywoods, an einer Überdosis verschreibungspflichtiger Tabletten in seinem New Yorker Appartement. Zum Zeitpunkt seines Todes befand er sich inmitten der Dreharbeiten zum Film „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ von Regisseur Terry Gilliam. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach diesem schockierenden Ereignis ist Ledgers letzter Film nun in den Kinos zu sehen. Laut Gilliam wäre es ohne die Geduld und Durchsetzungsfähigkeit seiner Tochter Amy und den Kameramann Niccola Pecorini nie dazu gekommen.

Um die Dreharbeiten auch ohne Heath Ledger fortsetzen zu können, entschied sich Gilliam für einen Trick, für den er drei weitere Schauspieler mit ins Boot holte. Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law sprangen für den Verstorbenen ein und verzichteten sogar auf ihre Gagen. Doch wie war es überhaupt möglich, dass die Hauptperson Tony von insgesamt vier Schauspielern verkörpert wird?

„Das Kabinett des Dr. Parnassus“ spielt im heutigen London. Der tausendjährige Parnassus (Christopher Plummer) zieht mit seinem Wandertheater durch die Stadt. Bei seinen Vorstellungen lädt er das Publikum ein, durch einen Zauberspiegel in die Welt der Träume und Wünsche zu gehen. Dabei begleiten ihn seine Tochter Valentina (Lily Cole), Freund Percy (Verne Troyer) und der junge Anton (Andrew Garfield). Um die Unsterblichkeit zu erlangen, ging Parnassus einst einen Pakt mit dem Teufel, in Person von Mr. Nick (Tom Waits) ein und musste ihm im Gegenzug die Seele seines erstgeborenen Kindes zusichern, sobald dieses das 16. Lebensjahr erreicht. Als Valentinas 16. Geburtstag immer näher rückt, bietet Mr. Nick ihm eine Wette an: Wenn Parnassus es schafft, innerhalb von drei Tagen fünf Seelen aufzutreiben, darf Valentina ihre behalten.
Tony (Heath Ledger) hingegen ist ein verwegener, unglücklicher Mann und möchte sich eines Nachts unter einer Brücke erhängen. Dort retten ihn Valentina und Anton. Tony schließt sich dem Theater an. Schnell erweist er sich mit Blick auf die Seelenjagd als wahrer Glücksgriff.

Dreimal geht Tony durch den Zauberspiegel in die Traumwelt und jedes Mal taucht er entweder als Jude Law, Johnny Depp oder Collin Farrell wieder auf. „Der Effekt ist verblüffend, die Illusion perfekt, zum einen weil es gelungen ist, Depp, Law und Farrell ungemein ähnlich sehen zu lassen, zum anderen weil offenkundig genug Material mit Ledger gedreht worden war, um die Geschichte in unserer Welt auch tatsächlich funktionieren zu lassen“. Der Film kann vor allem mit seinen beeindruckenden Bildern überzeugen. Während die Handlung in der realen Welt zwischenzeitlich ein wenig an Fahrt verliert, hält die optisch imposante Traumwelt den Zuschauer durch ein beachtliches Tempo bei Laune. Nichtsdestotrotz werden wohl den meisten Zuschauern weniger die Handlung und die Effekte, als Heath Ledgers letzter Auftritt in Erinnerung bleiben.

Andreas Blessau