Ein Notfallknopf im Internet soll das Surfen für Kinder sicherer machen. Deshalb setzen sich EU-Kommissarin Neelie Kroes und der Bund Deutscher Kriminalbeamter schon länger für den digitalen Notruf ein. Vor allem in Großbritannien zeigt der Notfallknopf große Erfolge.
Immer wieder stoßen Kinder beim Surfen im Netz auf illegale Inhalte oder werden beim Chatten selbst Opfer von zwielichtigen Gestalten. Oft stellt sich dabei die Frage, an wen sich die Betroffenen und deren Eltern wenden sollen. Ein Notfallknopf, installiert im Internet-Browser oder auf der eigentlichen Webseite, soll dabei eine erleichterte und anonymisierte Kommunikation mit der Polizei schaffen.
Das Magazin „Readers Digest“ engagiert sich deshalb für einen europaweiten Meldebutton. Mit dessen Hilfe kann per Klick Kontakt mit den örtlichen Behörden aufnommen und so eine weitere Ermittlung einleitet werden. Als besondere Gefahr wird auf das sogenannte Online-Grooming hingewiesen. Pädophile freunden sich dabei über das Internet mit den Kindern an, um sie dann später bei einem realen Treffen sexuell zu missbrauchen.
Unterstützt wird das Projekt von der EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, Neelie Kroes. Auch sie fordert schon länger eine vereinfachte Methode, um fragwürdige Seiten und Inhalte zu melden.
Als positives Beispiel für einen solches Vorgehen nennt das Magazin das staatliche Child Exploitation and Online Protection Centre (kurz CEOP) in Großbritannien. Internetanbieter von Chatrooms und Social Networks haben sich dazu verpflichtet, einen Meldebutton auf ihrer Seite zu integrieren, welcher einen Notruf an die nächste Polizeidienststelle weiterleitet. Dieser wird dort analysiert und es werden entsprechende Aktionen eingeleitet. Seit 2006 wurde so über 1000 Kindern geholfen und über 1600 Verdächtige konnten festgenommen werden.
In Deutschland fordert der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) schon seit längerer Zeit eine ähnliche „Notrufsäule“ im Netz, bei der Betroffene eine fragwürdige Seite melden können. Das eigene Projekt des BDK, web-patrol, sieht ein Button im Browser vor, der beim Anklicken eine Meldung an eine sogenannte „Clearing-Stelle“ versendet, welche sich zu jeder Tages- und Nachtzeit um die Fälle kümmern soll. Die Technik ist praktisch fertig entwickelt, für einen Start fehlt allerdings noch die gesetzliche Befugnis.
Eine bereits umgesetzte Alternative liefert hingegen das Bündnis White IT, eine Initiative des nieder-sächsischen Innenministeriums sowie verschiedener Wirtschaftspartner. Nach der Installation des „jetzt.löschen“-Addons für Firefox und Internet Explorer wird ein Meldebutton im Browser integriert. Per Klick wird dann eine betroffene Seite der Internet Beschwerdestelle des Verbands der deutschen Internet-wirtschaft gemeldet. Die Beschwerdestelle überprüft daraufhin die Seite und versucht eine Löschung beim Provider zu erreichen. Insbesondere Kinderpornographie soll durch den Button schnell und anonym gemeldet werden. Bei einem Test von medienbewusst.de funktionierte das Addon mit dem Mozilla Firefox 5 jedoch nicht.
Insgesamt kann man sagen, dass schon mehrere gute Ansätze in Europa existieren. Was allerdings fehlt ist ein gemeinsames, europäisches Projekt, denn das Internet macht an Ländergrenzen nicht Halt. Neben dem Notrufknopf darf man auch weiterhin nicht vergessen, wie man Kinder und Jugendliche am besten vor Gefahren im Netz schützen kann: Indem Eltern mit ihrem Nachwuchs über deren Online-Aktivitäten sprechen.
Marvin Strathmann
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© mtsofan – flickr.com