ICQ – Viele Messenger in einem


Über den Instant Messenger ICQ  kann man sich online in Echtzeit oder durch zeitversetzten Nachrichtenaustausch unterhalten. Dabei liegt der Fokus hier vor allem auf privaten Dialogen mit einzelnen Usern, vornehmlich mit Freunden und bereits bekannten Personen. medienbewusst.de will wissen, wie ICQ sich von anderen Chats unterscheidet und ob der Chat für Kinder und Jugendliche geeignet ist.

„I seek you“ Ich suche dich. Nur wenigen Nutzern fällt auf, dass der Name des Instant Messengers ICQ keine bloße Aneinanderreihung willkürlich gewählter Buchstaben ist. Über das Programm kann man andere Nutzer anhand bestimmter Merkmale suchen und dann mit ihnen chatten. Doch zuerst muss das Programm heruntergeladen werden und man muss sich als neuer Nutzer registrieren. Ist das Programm installiert, wird es Zeit für das Erstellen der Kontaktliste. Jeder Nutzer eines Instant Messengers hat eine Liste mit den gesammelten Kontakten, auf der man sehen kann, wer gerade online, also gesprächsbereit ist.

Die Suchkriterien für das Auffinden anderer ICQ-Nutzer erstrecken sich von Name, Geschlecht, Alter und Herkunftsland über deren E-Mail Adresse oder ICQ-Nummer. Wer nicht von Fremden kontaktiert werden will, sollte sich die meisten dieser Angaben sparen. Stattdessen kann man einfach die persönliche ICQ-Nummer analog zu einer Telefonnummer an diejenigen Leute weiterreichen, mit denen man tatsächlich über ICQ in Kontakt treten will. Die ICQ-Nummer wird bei der Registrierung vergeben, ist passwortgeschützt und identifiziert jeden Nutzer eindeutig. Deshalb sollte sie nicht leichtfertig an fremde Personen weitergegeben werden.

Mit einem Klick auf einen Namen in der Kontaktliste öffnet sich ein Dialog. So kann ganz privat mit ausgewählten Leuten gechattet werden. Instant Messenger gelten unter vielen Kindern und Jugendlichen als billiger Telefonersatz. Gechattet wird vor allem mit Freunden und Leuten die weit weg sind, so dass ein Telefonat teuer käme. Meist ist der Instant Messenger mehr ein Nebenbei-Medium zu sonstigen Aktivitäten im Internet.

Personalisierter als ein Webchat

ICQ und Instant Messenger im Allgemeinen unterscheiden sich in einigen Punkten gegenüber Webchats. Das bringt Vorteile, birgt aber auch einige Risiken. Der wohl größte Vorteil gegenüber dem Webchat ist die Unabhängigkeit von einer öffentlichen Plattform eines Chatbetreibers im Internet. Die Computer zweier Dialogpartner sind sozusagen direkt miteinander verbunden und adressieren sich gezielt.

Falls ein Kind jedoch von einer fremden Person angeschrieben und gegebenenfalls belästigt wird, so gibt es im ICQ keine Möglichkeit, Moderatoren oder Filter als kontrollierende Instanzen einzuschalten. Deshalb ist es dringend notwendig, dass man nur wirklich gute Freunde in die Kontaktliste aufnimmt und eine Aufnahme in die Kontaktliste von anderen nur mit Erlaubnis zulässt. Zudem sollten Kinder nur Nachrichten von Personen in der Kontaktliste annehmen. In den Sicherheitseinstellungen kann festgelegt werden, dass Nachrichten fremder Kontakte abgelehnt werden.

Der Vorteil von ICQ ist die Kennzeichnung der Nutzer durch die ICQ-Nummer. Wer sich ein vollständig anonymes Profil mit ausgedachtem Spitzname anlegt, geht ein sehr geringes Risiko ein, von Fremden angesprochen zu werden. Um einen anonymen Nutzer ausfindig zu machen benötigt man seine Identifikationsnummer. Hieran sieht man auch, dass ICQ nicht wie viele Webchats dazu gemacht ist, neue Leute kennenzulernen, sondern eher als billiger und schneller Ersatz für Telefon, Email und SMS genutzt wird.

Mangelhafter Datenschutz

Um sich möglichst gut vor Fremdansprachen zu schützen, sollten auf jeden Fall Sicherheitseinstellungen vorgenommen werden. Leider befinden sich die diesbezüglichen Voreinstellungen der ICQ Software auf einem sehr niedrigen Level. Zusätzlich zu den bereits beschriebenen Vorkehrungen, sollte man Logfiles anlegen, das heißt den Nachrichtenverlauf automatisch speichern. Leider können Anzeigebild und Webcam-Übertragung nicht wirklich ausgeschalten werden. Es besteht allerdings die Möglichkeit, das Anzeigebild zu löschen und bei Start der Webcam Einladungen anderer Nutzer abzulehnen. Die umfangreichen Gestaltungsmöglichkeiten eines Avatars können ein Anzeigebild jedoch gut ersetzen.

Der Datenschutz in den Nutzungsbedingungen von ICQ sollte sehr kritisch betrachtet werden. Mit der Registrierung gibt der Nutzer sein Urheberrecht sowie jegliche andere Eigentumsrechte an gesendetem Material durch das Senden auf. Außerdem stimmt er zu, dass ICQ jegliches gesendete Material oder gesendete Informationen in jeder Art und Weise zu benutzen, beispielsweise indem ICQ das Material veröffentlicht oder verbreitet.

Alles in ICQ vereint

Seit Anfang 2010 unterstützt ICQ neben der klassischen Chat-Funktion mit anderen Nutzern auch den Facebook-Chat und Echtzeit-Updates aus Facebook, Twitter & Co. ICQ verbindet sich dazu mit dem Facebook-Chat. Das bedeutet, dass man Freunden, die nicht bei ICQ aber bei Facebook sind

trotzdem Nachrichten aus ICQ heraus schicken kann. Außerdem ist es möglich über ICQ Statusmeldungen bei Facebook oder Twitter zu posten und über den Punkt „Feeds von Freunden” erhält man Updates aus diesen Netzwerken. Wer alle Kanäle gleichzeitig im Auge behalten will, scheint mit ICQ genau richtig zu liegen. Die Nutzung der Verknüpfungsmöglichkeit mit großen Plattformen sollte allerdings mit Bedacht genossen werden, da so zusätzliche Daten- und Jugendschutzrisiken entstehen.

Weitere Funktionen von ICQ sind zum Beispiel der Versand von Dateien, Chat mit Webcams, Spiele oder Internet-Telefonie. ICQ bietet außerdem ein Portal mit Videos und ganzen Folgen von Pro7 und einem Überblick über das aktuelle TV-Programm.  Außerdem ist der Messenger an ein Flirtforum gekoppelt. Mit diesem Forum sollten Kinder und Jugendliche jedoch lieber nicht in Kontakt treten. Ein einziger Klick auf den Button „ICQ Love“ reicht aus, um den Service zu starten. Ohne weitere Einstellungen befindet man sich im Besitz eines weiteren Accounts für dieses Forum und wird mit teilweise sehr anzüglichen Mails der dort angemeldeten Nutzer „bombardiert“. Davon sollte man lieber die Finger lassen!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der ICQ Chat eine gute Möglichkeit darstellt, schnell und unkompliziert mit Freunden über das Internet zu kommunizieren. Durch die umfangreichen Sicherheitseinstellungen im Messenger können viele Risikofaktoren minimiert werden. Dennoch sollte darauf geachtet werden, nicht zu viele persönliche Inhalte einzustellen. Denn dann kann es leicht passieren, dass man von Fremden angeschrieben wird und es gibt keine Möglichkeiten kontrollierende Instanzen einzusetzen.

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