„Kinder sind Partner und Musen in einem“ – Ein Interview mit Tobias Weyrauch von 3Berlin



Carsten Schmelzer (links), Diane Weigmann und Tobias Weyrauch (rechts) bilden zusammen das Trio 3Berlin. Wie der Name schon verrät, kommen die Musiker und Komponisten aus Berlin, wo sie wunderbare Musik schaffen. Im Interview mit Tobias Weyrauch sprachen wir über die Band und deren erstes Kinderliederalbum.

Nachdem ich zum ersten Mal von euch hörte, war ich platt. Nicht nur, dass ihr schon viel Verschiedenes produziert habt, auch die Genres wechseln sich ab. Wie kommt man auf so eine Idee?
Wir sind ja ein Produktionsteam und machen auch Werbung und solche Sachen. Da ist es dann oft so, dass man eine Aufgabe zu erfüllen hat. Da wird einem dann genau gesagt, welches Gefühl das Lied vermitteln soll oder wie es klingen soll. Wir versuchen dann, auf solche Vorgaben zu reagieren. Wenn wir unsere eigenen Sachen machen, haben wir solche Aufgabenstellungen nicht. Wobei wir uns auch gerne selber Aufgaben stellen.

Bekommt ihr für eure Lieder auch manchmal Anreize durch eure eigenen Kinder?
Auf jeden Fall. Wirklich jede Menge. Ich habe seit zwei Jahren ein Kind und das ist wirklich erstaunlich, wie viele Ideen einem dadurch kommen. In verschiedensten Situationen hilft man sich dann damit, dass man mal eben ein Lied erfindet. Und diese Ideen hält man oft fest. Kinder sind Partner und Musen in einem. Auf dem Album „Von Farbenfeen und Stinkesocken“ singt auch die Tochter von Carsten Schmelzer einige Lieder mit. Sie hat eine ganz tolle Stimme. Wir mögen gerne so ein bisschen freche Stimmen. Kinderstimmen, die nicht so glatt sind.

Wie habt ihr drei euch kennengelernt?
Ich mache mit Diane jetzt seit über 10 Jahren Musik. Sie hat früher bei den “Lemonbabies” gespielt und später ein Soloprojekt gestartet. Und in diesem habe ich von Anfang an mitgespielt. Irgendwann habe ich sie gefragt, ob sie nicht Lust hat, mit mir ein paar Kinderlieder zu machen. Sie erzählte mir, dass sie Carsten kennt, der sie das Gleiche gefragt hat. Die Beiden haben auch schon für das Fernsehen ein paar Sachen zusammen gemacht. Und dann hat Diane Carsten und mich, uns drei sozusagen, vor zirka fünf oder sechs Jahren zusammengebracht.

Schreibt ihr die Lieder immer alle zusammen?
Es gibt durchaus Sachen, die einzelne von uns anschleppen und dann den anderen vorstellen. Oftmals schreiben wir aber wirklich zusammen. Wir setzen uns sehr gerne zusammen und entwickeln die Ideen gemeinsam. Für die Auftragsplatten, die wir machen, ist es aber auch so, dass jeder viel für sich zu Hause alleine arbeitet und wir das dann zusammenfügen.

3Berlin

Was war der Anreiz für „Von Farbenfeen und Stinkesocken“?
Der Anreiz war wirklich, dass wir alle drei gleichzeitig das Verlangen hatten, ein Album und Kinderlieder zu machen. Es war das erste Projekt, das wir gemeinsam gemacht haben. Und dann hat sich ziemlich schnell gezeigt, dass sich das Berliner Bildungsprogramm perfekt dafür anbietet. Wir haben gemerkt, dass man die ganzen Kompetenzbereiche innerhalb des Programms und die ganzen Fähigkeiten, die gefördert werden sollen, prima bedienen kann, indem man Lieder auf die einzelnen Bereiche schreibt. Wenn das Farbverständnis oder der Umgang mit Farben gefördert werden soll, dann ist das “Farbenfeelied” sehr passend. Wir haben dann ein bisschen danach geguckt, welche Bereiche wir wie abdecken können. So haben wir gemerkt, dass eigentlich alle unsere Lieder auf das Bildungsprogramm anwendbar sind. Also alles was da gefordert wird, findest du in diesen Liedern. Für Erzieher ist es somit einfach, diese Lieder zu benutzen und mit ihnen mit Kindern zu arbeiten.

Wieso ist deiner Meinung nach Musik wichtig für Kinder?
Man merkt ja bei Kindern, dass sie von sich aus immer nach Musik suchen. Ob sie jetzt selbst singen oder sich Musik anhören. Sie fördert die Gehirnentwicklung, die Intelligenz, aber auch die Kommunikation. In Berlin haben sie jetzt den Musikunterricht um die Hälfte gekürzt. Und das ist einfach die komplett falsche Entwicklung.

Welches eurer eigenen Lieder ist dein Lieblingslied und warum?
Das ist eine echt schwierige Frage. Ich glaube, ich finde „Ich erinner’ mich an dich“ ganz besonders toll, weil wir uns da diesen doch schwierigen Themen im Kinderliederbereich gewidmet haben: Verluste und Schmerz. Ich finde es schön, dass wir uns dem nicht verschlossen haben und versucht haben, bewusst so ein Lied zu machen, was trotzdem tröstend sein kann. Ich hoffe, dass es bei den Kindern auch so ankommt. Und ansonsten mag ich natürlich alle unsere Lieder extrem gerne. Es ist schwierig, da ein Lieblingslied zu nennen.

Als letztes würde ich gerne wissen, was du am schönsten an deiner Arbeit findest?
Ehrlich gesagt das Musikmachen an sich und die Möglichkeit, das Hobby als Beruf auszuüben. Das ist natürlich ein ganz großes Glück und ein großes Geschenk. Und das Schönste ist das Kreativsein. Etwas zu schaffen, was Bestand hat.

medienbewusst.de bedankt sich bei Tobias Weyrauch für diese spannenden Antworten und freut sich auf das nächste Album des Trios. Viel Erfolg für eure Zukunft.

 

Elisabeth Koch

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