Legospielzeug findet sich in fast jedem Kinderzimmer und bietet Kindern unterschiedlichsten Alters die Möglichkeit, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen. Doch selbst die größten Kisten sind irgendwann einmal leer und alle Steinvorräte aufgebraucht. Wie schön wäre es also, unbegrenzten Zugriff auf alle erdenklichen Bauelemente zu haben?
Diese Vorstellung, die wohl jeder, der einmal mit Lego gespielt hat, kennt, liegt dem Lego Digital Designer zugrunde. Mit dem kostenlosen Programm lassen sich individuelle Legomodelle aus allen produzierten Legostein kreieren, ohne einschränkende Steinvorräte.
Im Editor wird der Baubereich in einer virtuellen 3D-Umgebung, wie bei 3D-Modelling- und CAD-Programmen, dargestellt. Mit Pfeiltasten und Mausbewegungen kann das Blickfeld beliebig um das Bauobjekt bewegt und heraus- oder hereingezoomt werden, um jeden denkbaren Blickwinkel einzunehmen. Dies ermöglicht die präzise Platzierung von Steinen, auch an schwer erreichbaren Positionen und hilft, sich das Modell als 3D-Objekt vorzustellen.
Das klassische Legophänomen – die Suche nach dem einen, passenden Steinchen – bleibt jedoch auch in dieser digitalen Version aufgrund der großen Anzahl verfügbarer Elemente nicht aus. Zur Auswahl der passenden Steine wird ein Extrafenster genutzt, in welchem zunächst eine von vielen Kategorien ausgewählt wird. Anschließend kann die Liste der Steine in dieser Kategorie nach dem gewünschten Element durchsucht werden.
Gerade für jüngere Kinder ist das Programm wahrscheinlich zu komplex und eher frustrierend. Das Zurechtfinden in der 3D-Umgebung ist nicht immer einfach und manchmal dauert es ein wenig, bis die Steinchen ihre gewünschte Position einnehmen. Auch die Teilchensuche ist nicht optimal. Die Kategorien sind zwar hilfreich, doch ist nicht immer ersichtlich, welche Steine in welcher Kategorie zu finden sind. Auch die Suchfunktion ist nur bedingt kinderfreundlich, da die Steinnamen allesamt auf Englisch sind, während der Rest des Programms auch auf Deutsch verfügbar ist. Dies erschwert die Teilchensuche, da wohl kein Kind die offiziellen englischen Bezeichnungen der gesuchten Legosteine kennen wird. Älteren Kindern kann das virtuelle Bauen mit der gesamten Steinpalette jedoch durchaus Spaß machen, auch wenn das Bauerlebnis natürlich nur bedingt mit dem realen Bauen vergleichbar ist.
Der Lego Digital Designer wurde ursprünglich 2005 als Teil des Lego Design byME Services veröffentlicht. Nach der virtuellen Entwicklung eines Modells konnte dieses als reales Legoprodukt, mit passender Bauanleitung und Verpackung, bestellt werden. Seit 2011 besteht diese Möglichkeit jedoch nicht mehr. Als Hauptgründe für die Einstellung des Services wurden die bereits erwähnte hohe Komplexität und damit fehlende Kinderfreundlichkeit sowie die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten, die gesetzten Qualitätsstandards einzuhalten, genannt.
Das Programm ist jedoch weiterhin kostenlos verfügbar und ermöglicht die Entwicklung von Modellen, die Erstellung passender Bauanleitungen zum Ausdrucken und im HTML-Format und das Veröffentlichen von Bildern in der Lego Digital Designer Galerie.
Der Lego Digital Designer kann unter ldd.lego.com/de-de heruntergeladen werden.
medienbewusst.de meint:
Hinter dem Lego Digital Designer steckt eine sehr ansprechende Idee – mit Lego bauen, ohne sich um die Verfügbarkeit der Steine zu sorgen und deshalb das Modell einzuschränken zu müssen. Die nicht ganz einfache Steuerung und Schwachpunkte bei der Steinsuche machen das Programm jedoch für jüngere Kinder eher ungeeignet. Ältere Kinder und jung gebliebene Erwachsene können jedoch kostenlos aus den Vollen schöpfen und sich kreativ austoben, ohne nachher Legosteine aus allen Zimmerecken zusammensammeln zu müssen.
Marius Becker
Bildquelle:
© Screenshot Lego Digital Designer