medienbewusst.de bekam die Möglichkeit, Österreichs beliebteste Kinderliedermacherin Mai Cocopelli ein paar Fragen zu ihrer Arbeit und ihrer Entwicklung zu stellen. Schon im letzten Jahr flogen wir hier bei medienbewusst.de mit ihr in All, nun freuen wir uns darauf, mehr über die Person hinter dem Mikrofon zu erfahren.
Frau Cocopelli, wie kamen Sie so früh zur Musik?
Meine ersten Anknüpfungspunkte mit Musik waren im Kindergarten: Der Flötenunterricht. Und mit acht Jahren habe ich dann begonnen, Akkordeon zu spielen und habe das auch zehn Jahre gemacht. Dann sind alle möglichen Instrumente dazu gekommen. Ich bin auch in einem Haushalt groß geworden, in dem ganz viel gesungen wurde. Meine Mutter war im Chor und wir haben dann beim Abwaschen immer gemeinsam gesungen. Und so war Musik immer ein Teil meines Lebens.
Wie kam es dazu, dass Sie ausgerechnet mit 15 Jahren Ihr erstes Kinderlied schrieben?
Ich habe eine Ausbildung zur Kindergartenpädagogin gemacht und wir mussten den Kindern in der zweiten Klasse Lieder beibringen. Da war dann die glückliche Fügung, dass ich den Kindern ein wirklich schlechtes Lied beibringen musste. Nämlich ein Nikolauslied, das ich ganz schlecht fand. Die Kinder erteilten mir in dieser Stunde meine größte Lektion. Wenn man selbst etwas ohne Begeisterung rüberbringt, dann kommt es auch nicht an. Und das hat die Kinder total aggressiv gemacht. Wir mussten die Stunde abbrechen. Das war ziemlich chaotisch und traumatisch und natürlich gab es dann eine schlechte Note und ich musste diese Liedeinführung wiederholen. Ich habe dann aber ausgehandelt, dass ich mir selbst das Lied aussuchen darf. Und nachdem ich in keinem Liederbuch Lieder gefunden habe, die mir gefallen und ich sowieso das Gefühl hatte, dass es es viel zu wenig schöne Kinderlieder gibt, habe ich halt ein eigenes geschrieben. Aus der Not heraus eher. Weil ich keine passenden Lieder gefunden habe.
Wann und warum wurde Ihnen klar, dass Sie Kinderliedermacherin werden möchten?
Am Ende meiner Ausbildung habe ich gemerkt, dass ich eigentlich noch nicht reif bin, um in den Kindergarten zu gehen. Also ich fühlte mich vielleicht für die Kinder reif genug, aber nicht für die Erwachsenen. Da ist man gerade 18 oder 19 und hat eigentlich ganz wenig Lebenserfahrung und soll dann den Mamas irgendwie auch noch gute Tipps geben. Und dann bin ich studieren gegangen, aber auch schon mit einem großen Rucksack voller Lieder. Der wirkliche Entschluss, dies zum Beruf und mich selbständig zu machen, kam, als ich zwei Jahre an einer Musikschule unterrichtete und eine Depression bekam, weil ich ständig meine Ohrwürmer im Kopf hatte. Ich konnte es nicht mehr abstellen. Meine innere Stimme hat die ganze Zeit alle meine Lieder rauf und runter gesungen. Es war wirklich nervig für mich. Bis ich gemerkt habe, okay, diese Stimme will mir jetzt etwas sagen. Und dann hab ich auf mich gehört, meinen Job gekündigt und mich selbstständig gemacht. Im Alter von 25 Jahren.
Was war bis jetzt Ihre größte Herausforderung im Beruf?
Dass ich Familie und Beruf unter einen Hut bringe. Ich habe eigentlich geglaubt, dass, wenn ich Mama bin, mir die Lieder zufliegen werden und ich glaube, das unterscheidet auch Männer und Frauen, die in diesem Beruf tätig sind. Ich glaube, wir Frauen sind so gefordert im Geben. Man ist halt einfach die ersten paar Jahre ständig präsent.
Kinderliedermacherin Mai Cocopelli
Auf Ihrer Internetseite erklären Sie, dass Kokopelli ursprünglich eine Felszeichnung eines Wanderers war, der zwischen den Welten bei den Indianern Lebenslust und Freude verbreitete. Wieso haben Sie sich für den Namen „Cocopelli“ entschieden?
Ich glaube, das war eher umgekehrt. Er hat sich für mich entschieden. Ich habe mein Klavierfach abgeschlossen, wollte aber bei einem Lehrer noch weiter lernen. Der hatte vorher gesagt, dass er keine Schüler mehr nimmt. Er hat sich nach meiner Prüfung aber doch umentschieden. Und dann habe ich mich aus dieser Freude heraus, dass jetzt der neue Lebensabschnitt beginnt, tätowieren lassen. Ich habe dann beim Tätowierer dieses Wesen entdeckt, zu dem es mich nach zweistündiger Suche wirklich sehr hingezogen hat. Und ich hatte das Gefühl, ich bin wie er und er ist wie ich. Ich wusste nicht wie er heißt, ich hab nur gesehen, das ist ein Indianer und irgendwie möchte ich mein ganzes Leben mit ihm an der Seite durch die Welt spazieren. Ich habe dann auch begonnen, viel mehr auf mein Herz zu hören und dieser Lebenslust einfach auf die Spur zu gehen. Ich habe in allen möglichen Lebensphasen Kokopelli wiederentdeckt, und er hat sich auch sehr viel Raum in mir genommen.
Wieso ist Ihrer Meinung nach Musik wichtig für Kinder?
Als ich Kind war, habe ich gesehen, dass Musik für mich wie eine Insel ist. Eine eigene Welt, in die ich eintauchen kann. Ich habe mich sofort, wenn ich Musik gemacht habe, verbunden gefühlt. Es war meine Art mich auszudrücken. Meine Gefühle zu erleben. Zu verarbeiten. Und ich sehe es jetzt immer wieder, dass Musik ein Lebensgefühl vermittelt und ich denke mir, das, was ich mit meiner Musik erreichen möchte, ist einfach Kinder an die Hand zu nehmen. Egal aus welchen Familienverhältnissen sie kommen, ihnen einfach ein Stück vom Glück zu geben.
Wie kamen Sie dazu, “Plant-for-the-Planet” zu unterstützen?
Ich glaube, das Entscheidende war, dass ich den Schüler Felix, der das ganze ins Leben gerufen hat, irgendwann mal im Internet in einem Interview entdeckt habe. Und die Geschichte, dass er in der Schule einfach auf dieses Thema gestoßen ist und dann beschlossen hat, jetzt retten wir Kinder die Welt, hat mich total bewegt. Nachdem ich mich ja für Kinder engagiere, also Kinder ermächtigen möchte, auch selbst Verantwortung zu übernehmen, war das einfach für mich ein Paradebeispiel dafür, dass Kinder einen viel größeren Weitblick haben. Es ist eigentlich so einfach mitzuhelfen. Das hat mich so bewegt und ich denke mal, das ist auch ein Zeichen für Kinder, dass sie sehen „Ja, wir können selbst was machen. Wir können auch Klimabotschafter werden.”
Als letzte Frage würde ich gerne wissen, was Sie am schönsten an Ihrer Arbeit finden?
Alles! Ich liebe meinen Beruf. Ich liebe die Herausforderungen, die mir immer wieder begegnen. Ich liebe die Herausforderung auf der Bühne, weil mein Publikum ja doch jedes Mal ein anderes ist und ich alleine auf der Bühne nie so gut wäre, wenn ich nicht mit dem Publikum zusammen arbeiten würde. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen. Es ist auch immer wieder eine neue Herausforderung auf das einzugehen, was ich von den Kindern bekomme und es zurückzugeben, um am Ende dann alle ein Stück glücklicher gemacht zu haben. Ich liebe es einfach, mit Kindern zusammen zu sein. Sie sind so ehrlich und ohne Hintergedanken. Und ich liebe an meinen Beruf, dass ich immer wieder etwas über mich selbst lernen darf. Darum finde ich, Kinder sind meine größten Lehrmeister. Ich habe den schönsten Beruf der Welt.
medienbewusst.de bedankt sich bei Mai Cocopelli für diese interessanten Antworten und wünscht ihr weiterhin viel Erfolg für ihre Zukunft.
Elisabeth Koch
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