„Nachrichten für Kinder – das ist schon unser Ding“


Sowieso.de hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zunächst mit der Idee als Printbeilage für große Zeitungen, haben die zwei erfahrenen Radiojournalistinnen Annette Bäßler und Kristine Kretschmer die Möglichkeiten des jungen Internets genutzt und 1998 sowieso.de gegründet. Doch wie viele erfolgreiche Internetprojekte für Kinder musste auch Sowieso um seine Existenz kämpfen. Über all das sprach medienbewusst.de mit Annette Bäßler.

Was für eine Seite ist sowieso.de?
Sowieso ist vom Ansatz her tatsächlich eine Onlinezeitung für Kinder, ein journalistisches Portal. So kann man es bezeichnen.

Wie kam es zu dem Namen Sowieso.de? Was steckt dahinter?
Kurz, lustig, einprägsam. Nicht mehr und nicht weniger. Wir brauchten ein einprägsames Wort, ein deutsches Wort, kein anbiederndes Wort. Das hat inhaltlich im Prinzip keine Gründe. Wir haben jetzt mittlerweile eine Urkunde zum Schutz des Wortes “sowieso”. Durch eine Gesellschaft, die Deutsche Worte schützt, sind wir zu der Ehre gekommen, dass Wort “sowieso” hegen und pflegen zu dürfen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Sowieso?
Die Kinderrechtskonvention verlangt, dass alle Nachrichten, Meldungen und Berichte so ausgedrückt werden sollen, dass ein Kind sie verstehen kann. Kinder bekommen durchaus viel von der Welt mit, haben oder hatten aber relativ wenige Informationsquellen, die auf sie zugeschnitten sind oder waren. Kinder leben nicht unter einer Glasglocke.

Inwieweit ist Sowieso auch erzieherisch?
Medienerzieherisch sind wir in der Hinsicht, dass wir sehr großen Wert darauf legen,  Kindern einen geschützten Raum anzubieten. Zum Beispiel was ihre persönlichen Daten angeht. Wenn man sich darum bemüht, Informationen sachlich und richtig anzubieten, dann ist man immer irgendwie medienerzieherisch tätig. Aber wir haben eigentlich keinen wirklich erzieherischen Anspruch. Eher einen professioneller Art.

Was ist der Bonus, den sie mit der Seite den Kindern und Jugendlichen bieten können?
Information!

Information, altersgerecht zugeschnitten?
Genau! Keine Fremdworte, kurze Sätze, Erklärungen, aber ansonsten bieten wir ein Informationsportal. So, als wenn Sie spiegel.de aufrufen mit den Ressorts Ausland, Inland, Sport, Buntes. Genau das bietet Sowieso. Auf unserem Klingelschild steht es ja: “die Welt”, “D-Land”, “Halbzeit”, “boah ey”. Darüber hinaus gibt es noch spielerische Elemente und durch den Relaunch jetzt viel mehr Mitmachelemente.

Was sollten Kinder und Jugendliche beachten, wenn sie sich im Internet bewegen? Wo sehen Sie da Gefahren?
Erstens: Sich selber und die eigenen Daten schützen, unbedingt! Kinder geben gerne ihre Adressen und Telefonnummern bekannt. Wir weisen sie auch an jeder möglichen Stelle darauf hin, dass sie nicht ihre Privatsachen veröffentlichen sollen. Zweitens, nicht alles glauben. Auch Wikipedia hat Fehler. Lieber noch mal in den Brockhaus gucken! Also eigentlich auf das achten, was einem auch so im normalen Leben sehr weiterhilft, ein bisschen Misstrauen. Auf das eigene Gefühl achten, wenn was komisch ist.

Mittlerweile wird Sowieso staatlich gefördert, das war nicht immer so. Wie kam es dazu?
Die Geldzuschüsse vom Bundesfamilienministerium und vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sind eine sehr schöne und komfortable Situation, die wir so nicht kennen. Die die Kinderseitenlandschaft insgesamt bisher nicht kannte. Wir sind ja auch werbefrei. Also da gibt es keine Einnahmen.
Die Idee zu Sowieso gibt es schon seit Ende der 80er. Den echten Versuch, das als Printprodukt zu etablieren haben wir 1993/94 unternommen. Da war das Internet noch nicht so verbreitet. Wir hatten da Kontakt zu allen möglichen großen Zeitungen in Deutschland aufgenommen und wollten denen eigentlich eine Kinderbeilage schmackhaft machen. Das fanden auch alle sehr schmackhaft aber letztendlich nicht umsetzbar.

Wie weit sind Sie persönlich mit dem Projekt verbunden? 
Wir sind natürlich sehr damit verbunden. Wenn man über so viele Jahre an so was arbeitet und sich da sehr engagiert, dann wächst einem das schon an das Herz. Sonst hätten wir das auch nicht durchgehalten. Nach wie vor ist es eine tolle Sache, was uns im Übrigen von unseren Besuchern und Fans bescheinigt wird.

Haben Sie denn anfangs mit so einer Erfolgsgeschichte gerechnet?
Wir haben sicherlich die Möglichkeit des Mediums zumindest erahnt. Wie schnell sich das  entwickelt, haben wir nicht allerdings nicht gesehen. Kinder am Computer, im Netz, das ist so schnell so normal geworden. Wichtig ist es, dass es da auch gute Angebote gibt. Mit der Förderung können wir jetzt ganz viele Sachen machen, die schon lange in der Schublade liegen. Dazu gehört die neue Optik, neue Rubriken wie die Kinderreporter. Dann wird es “das Tonstudio” geben. Das werden dann Podcasts sein, die von Kindern gemacht werden.

Sie sind Mitgründerin des Netzwerkes Seitenstark.de. Was bringt die Vernetzung über Seitenstark?
Ja, wir sind Gründungsmitglied genauso wie die “blinde Kuh” – die Suchmaschine. Eine der bekannteren Seiten. Es gab etliche engagierte Menschen, die Arten von Kinderseiten in das Internet gestellt und dann plötzlich gemerkt haben, dass es gut ankommt. Und nun wollten wir es auch nicht sterben lassen. Eigentlich saßen alle im gleichen kleinen Schlauchboot – viel Arbeit, viel Ehre, kein Geld. Da ging es dann erstmal darum, sich gegenseitig den Rücken zu stärken und sich zu vernetzen. Seitenstark ist eine Arbeitsgemeinschaft und Interessengemeinschaft. Die ist nun enorm gewachsen in den letzten Jahren und hat auch immer mehr Einfluss bekommen.

medienbewusst.de bedankt sich für das Interview und wünscht Sowieso weiterhin viel Erfolg.

Christian Kowitz

Bildquelle:
http://www.sowieso.de/zeitung/Impressum