Neue Studie – Fernsehen macht Kinder dick


Forscher der Université de Montréal (Kanada) konnten nun beweisen, was lange schon vermutet wurde: Kinder, die in jungen Jahren bereits einem übermäßigem Fernsehkonsum ausgesetzt sind, werden tendenziell dicker und unbeweglicher als ihre Altersgenossen, die weniger Zeit vor dem Fernseher verbringen. Was wirklich hinter der viel diskutierte Schlagzeile “Fernsehen macht Kinder dick” steckt und welche Rolle die Eltern übernehmen sollten, erklärt medienbewusst.de.

Dem im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity veröffentlichten Bericht zufolge, besteht ein proportionaler Zusammenhang zwischen der Zeit, die Kleinkinder vor dem Fernseher verbringen und ihrem Hüftumfang zum Ende der vierten Schulklasse. Das Forscherteam um Linda Pagani und Caroline Fitzpatrick befragte im Rahmen einer Studie die Eltern von mehr als 1300 Kindern im Alter von circa zweieinhalb Jahren nach deren Fernsehgewohnheiten. Zu verschiedenen Zeitpunkten erhoben die Forscher zusätzlich den Hüftumfang der Kinder sowie die Sprungweite, die sie aus dem Stand in der Lage waren zu erreichen. Die aus der Sprungweite abgeleitete explosive Beinkraft gilt als starker Indikator für die generelle Muskelkraft. Die Ergebnisse waren eindeutig:

Kinder, die mit viereinhalb Jahren 18 Stunden die Woche fernsehen, haben mit zehn Jahren im Schnitt 7,6 Millimeter mehr Hüftumfang als diejenigen Kinder, die nicht vor dem Fernseher saßen. Zudem war die Muskelkraft der betroffenen Kinder geringer entwickelt, die Sprunghöhen niedriger. 7,6 Millimeterklingt in den Ohren vieler Eltern zunächst wenig dramatisch und scheint kein Grund zur Besorgnis zu sein. Jedoch mahnen die Wissenschaftler unter Berücksichtigung der relativ geringen Werte, dass sich dieser Effekt über die Jahre verstärke, der Hüftumfang folglich weiter zunehme. “Hoher TV-Konsum verdrängt nicht nur aktive Formen der Freizeitgestaltung, sondern lehrt womöglich ein falsches Bild gesunder Ernährung”, fügt Pagani hinzu.

Was sollten Eltern beachten?

Die frühe Kindheit repräsentiert eine entscheidende Phase für die Entwicklung von Gewohnheiten und Hobbies, die starke Einflussfaktoren für den Umfang der körperlichen Aktivitäten zu Schulbeginn darstellen. Da ein erhöhter Fernsehkonsum, wie aus der Studie entnehmbar, diese Entwicklung beeinträchtigen kann, liegt hier die Verantwortung klar bei den Eltern. Eine Befragung unter deutschen Kinderärzten hat ergeben, dass die Zahl der Kinder mit Übergewicht und motorischen Defiziten in den vergangen Jahren zugenommen hat (Abbildung 1). Verantwortlich für die wachsende Zahl an übergewichtigen Kindern ist in erster Linie die falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Zudem führen 94 Prozent der Kinderärzte das Übergewicht auf einen erhöhten Fernsehkonsum zurück, aber auch die Rolle der Eltern wird von den Kinderärzten hervorgehoben (Abbildung 2).

Anzahl von Kindern mit Übergewicht
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Ursachen von Übergewicht bei Schulkindern
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Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) empfiehlt Eltern, mit Bezug auf pädagogische Einschätzungen, täglich maximal 30 Minuten für 4 bis 5-Jährige und höchstens ca. 45 Minuten für die 6 bis 9-Jährigen. Ab dem zehnten Lebensjahr ihres Kindes lassen sich die festen Fernsehzeiten mit wachsender Eigenverantwortung der Kinder nach und nach ersetzen. Vielmehr sollte ab sofort der gegenseitige Dialog gesucht werden, um die Folgen von zu langem Fernsehen deutlich zu machen und gemeinsam die Fernsehdauer und die Regeln für einen kindgerechten Fernsehkonsum festzulegen. Die Dauer sollte jedoch nicht täglich neu bestimmt, sondern auf die Woche hochgerechnet werden. So lernen Kinder, ihre Fernsehdauer selbstständig und eigenverantwortlich an Freizeit- und Schulverpflichtungen anzupassen.

Wichtig ist: Eltern müssen nicht nur auf eine gesunde Ernährung ihrer Kinder achten, sondern auch auf einen gesunden und angemessenen Fernsehkonsum. Und damit die Kinder nicht in einen Teufelskreis aus Fernsehen und Übergewicht geraten, sollten Eltern als Vorbild viel Zeit mit den Kindern im Grünen verbringen.


Leon Strohmaier

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