Studie zur Mediennutzung und Medienkompetenz in Familien


In der ersten Februarwoche 2011 wurde die FIM-Studie (Familie, Interaktion und Medien) veröffentlicht. Darin geht es um aktuelle Erkenntnisse zur Kommunikation und Interaktion in deutschen Familien sowie repräsentative Ergebnisse zur Mediennutzung und Medienkompetenz im Familienkontext. medienbewusst.de stellt Ihnen die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie kurz vor.

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) hat in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk die FIM-Studie (Familie, Interaktion und Medien) durchgeführt. Dies ist eine Fortführung der seit Jahren erstellten Studien zum Medienverhalten von Kindern (KIM-Studie) und von Jugendlichen (JIM-Studie) mit dem Unterschied, dass nun die Familien in den Mittelpunkt gerückt sind. Für die nun vorliegende Untersuchung wurden alle Mitglieder von 260 Familien mit Kindern im Alter von 3 bis 19 Jahren befragt. Nachfolgend werden zunächst die Ergebnisse zum familiären Alltag und anschließend zur konkreten Mediennutzung wiedergegeben.

Familienzeit

Im Durchschnitt verbringen Eltern an Werktagen knapp vier Stunden mit ihren Kindern, am Wochenende sind es zwischen sieben und neun Stunden. Je mehr Zeit Eltern mit ihren Kindern verbringen, um so zufriedener sind sie mit ihrer Zeiteinteilung. Mit Steigerung der „Familienzeit“ steigt auch die Zufriedenheit. Daraus ergibt sich in der Folge eben auch, dass Vollzeit-Berufstätige Mütter und Väter unzufriedener sind.

Familienaktivitäten

Zu den Aktivitäten in der Familienzeit gehören insbesondere gemeinsame Mahlzeiten, Gespräche führen sowie das Ausruhen. Bei anderen Tätigkeiten gibt es Unterschiede zwischen Müttern und Vätern, beispielsweise erledigen meist die Mütter die Hausaufgaben mit den Kindern. Gespräche über Medien sind in über der Hälfte der Familien alltäglich, dabei stehen digitale Medien im Vordergrund. Das Fernsehen, Internet und Handy sowie unterschiedlichen Mediennutzungsdauern sind dabei Thema.

Familienregeln und Medien

Klare Regeln und Grenzen sind ein wichtiger Bestandteil des familiären Lebens und der Kindererziehung. Regeln für die Zubettgehzeiten sind dabei am weitesten verbreitet und finden sich beinahe in allen Familien. Aber auch Regeln zur Mediennutzung finden sich abhängig vom Alter der Kinder bei einem Großteil der Familien. Interessant ist, dass über die Hälfte der Familien festlegen, welche Internetseiten genutzt und welche Fernsehsendungen geschaut werden dürfen. Diese Regeln zu den Inhalten der Mediennutzung werden von den meisten Eltern strenger kontrolliert als die festgelegte Dauer der Mediennutzung wie festgelegte Fernseh-und Computerzeiten.

       Medienausstattung der 6 bis 19-Jährigen


Medienausstattung in Familien

Standard in fast allen deutschen Familien ist eine mediale Grundausstattung, die Fernseher, Radio, Handy und Computer umfasst. Darüber hinaus ist ein erweitertes Medienrepertoire von dem Alter der Kinder und der Berufstätigkeit und Bildung der Eltern abhängig. Dies betrifft unter anderem Spielekonsolen, Pay-TV und Tablet-PCs. Wie die Kinder von 6 bis 19 Jahren mit Medien ausgestattet sind, zeigt sich an der folgenden Abbildung.


        Medienbiographien (Durchschnittsalter des               Erstgeborenen bei der ersten Mediennutzung)

Medienbiographien der Kinder

Mit dem Alter des Kindes verändert sich auch das Mediennutzungsverhalten, d.h. der Umfang und die Bedeutung einzelner Medien variiert mit dem Entwicklungsstand des Kindes. Der mpfs hat daraus eine Medienbiographie abgeleitet, an er sich zeigt, mit welchem Durchschnittsalter die Kinder einzelne Medien zum ersten Mal nutzen. Jüngere Eltern geben dabei zumeist, über alle Medien hinweg, einen früheren Einstieg an als die älteren Eltern.


Fernsehen

Der Fernseher ist und bleibt das wichtigste Medium in deutschen Familien. Fast drei Viertel aller Kinder und Jugendlichen von 3 bis 19 Jahren schauen mehrmals die Woche gemeinsam mit ihren Eltern fern. Der Kinderkanal wird dabei überaus häufig von Familien mit Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren geschaut. Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren präferieren dagegen RTL und mit einigem Abstand auch ProSieben. Gemeinsame Fernsehzeit ist insbesondere der Abend vor dem Zubettgehen. Zudem sind die Fernsehinhalte das mediale Thema in Familien, über welches am häufigsten gesprochen wird.

Internet

Auch das Internet ist fester Bestandteil der Mediennutzung von Familien. Über ein Drittel der Kinder im Alter von 6 bis 19 Jahren nutzt Facebook, fast jedes vierte Kind Youtube und die VZ-Netzwerke. Trotz der hohen Relevanz des Internets bei den Eltern und Kindern hat sich bisher keine gemeinsame Nutzung etabliert. Das Internet wird nur selten (13 Prozent) gemeinsam genutzt. Immerhin geben über die Hälfte der Eltern an, dass sie ab und an mit den Kindern online sind.

Medienkompetenz

Die Rollenverteilung in der Familie, wer sich am besten mit welchen Medien auskennt, schätzen Mutter, Vater und Kind weitestgehend gleich ein: Während die Mutter vor allem Ansprechpartnerin bei Büchern und Fernsehinhalten ist, wird dem Vater das größere Know-How in Sachen Fernsehtechnik/-gerät , Computer, Internet und Handy zugeordnet. Zudem sagen über die Hälfte der Eltern aus, dass die Kinder die Experten in Sachen Computer- und Videospiele sind.

Medienerziehungskompetenz

Ein Fünftel der Eltern schätzt sich bezüglich der Medienkompetenz als sehr kompetent ein. Demgegenüber steht ein weiteres Fünftel, das sich als wenig bis gar nicht kompetent einschätzt. Über die Hälfte der Eltern sieht in der Medienentwicklung der vergangenen Jahre sowohl positive als auch negative Auswirklungen auf das Familienleben. Eher positive Auswirkungen empfinden 25 Prozent, negative Auswirkungen dagegen 14 Prozent. Diese Einschätzung hängt vom Alter der Eltern ab. Wichtiger allerdings ist, dass der Grad der Medienkompetenz der Eltern bewirkt, ob der Einfluss der Medienentwicklung auf das familiäre Umfeld als positiv oder negativ wahrgenommen wird.

Katharina Große-Schwiep

Bildquelle:
© mpfs
© Sean Prior – Fotolia.com