Wie das Informationszentrum Mobilfunk Medienkompetenz fördert


Diplom-Pädagogin Dagmar Wiebusch ist seit 2003 Geschäftsführerin des Informationszentrums Mobilfunk (IZMF). Zuvor studierte sie Mathematik, Deutsch, Medienwissenschaften, Soziologie und Pädagogik in Aachen, Bonn und Köln. Im Interview stellte sich Dagmar Wiebusch nun den Fragen der medienbewusst.de-Redaktion rund um ihre Arbeit beim IZMF.

Seit 2001 besteht das Informationszentrum Mobilfunk. Hat sich im Laufe der Zeit der Schwerpunkt der Arbeit im IZMF verändert?

Entstanden ist das IZMF um dem damals rasant steigenden Bedürfnis der Bevölkerung nach umfassenden Informationen zum Thema Mobilfunk gerecht zu werden. Vorrangige Themen des IZMF sind damals wie heute Fragen zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit des Mobilfunks und zum Ausbau der Netze. Dazu bieten wir neben vielfältigen Broschüren und einem der umfangreichsten Internetportale zum Thema Mobilfunk auch zertifizierte Fortbildungen für Ärzte an und führen regelmäßig in Kooperation mit Umweltministerien oder Umweltämtern Mobilfunkmessungen durch.

Auch die Verbesserung der Medienkompetenz bei Kindern steht bei ihnen im Vordergrund. Wie stark ist die Resonanz dieser Angebote?

Im Rahmen des Schulprojekt Mobilfunk stellen wir umfangreiches Unterrichtsmaterial für Schulen und andere Bildungseinrichtungen bereit. Zudem veranstalten wir Lehrerfortbildungen. Ergänzend dazu fördern wir seit inzwischen sechs Jahren jugendliche Nachwuchswissenschaftler mit dem Sonderpreis Mobilfunk im Rahmen des populären Wettbewerbs Jugend forscht. Auf diese Aktivitäten erhalten wir viele positive Rückmeldungen. Viele Lehrkräfte schätzen das breite Themenspektrum unserer Unterrichtsmaterialien, das von Mediennutzung bis zu Verbraucherrecht oder Umweltschutz reicht. Auch unsere Lehrerfortbildungen, die wir gemeinsam mit medienpädagogischen Partnern durchführen, kommen bei den Teilnehmern gut an. Die nächste Fortbildung findet  im Februar in Hannover auf der Bildungsmesse didacta statt und beleuchtet die Themen “Mobilfunk und Technik” sowie “Handygewalt und Cybermobbing”.

Dagmar Wiebusch

Besonders das “Schulprojekt Mobilfunk” klingt sehr interessant. Wie genau sieht so ein Seminar/Kurs in der Schule aus?

Mit dem Schulprojekt Mobilfunk geben wir Lehrerinnen und Lehrern vielfältige Anregungen, wie sie in vielen verschiedenen Fächern spannende Anknüpfungspunkte zur Vermittlung von Medienkompetenz finden können. Beispielsweise bieten wir mit dem Projekt Handyführerschein Materialien für Grundschulkinder an. Um den Handyführerschein zu bekommen, erlernen die Schülerinnen und Schüler in sechs Unterrichtseinheiten unter anderem, wie man ein Handy bedient, an welchen Orten die Benutzung verboten ist und welche Kosten bei der Mobilfunknutzung anfallen. Am Ende des Projektes haben die Kinder erste Vorstellungen über die Einsatzmöglichkeiten, aber auch über die Risiken von Mobilfunk und sind in der Lage, selbständig Entscheidungen über den Einsatz zu treffen.

Was steht dabei besonders im Vordergrund?

Im Mittelpunkt steht eine Anleitung zum verantwortungsvollen Umgang mit der Mobilfunktechnologie. Dazu stellen wir Lehrerinnen und Lehrern kostenfreies Material zur Verfügung. Es ist auf die Rahmenpläne u. a. der Fächer Deutsch, Technik oder Gemeinschaftskunde abgestimmt und ermöglicht das Thema Mobilfunk vielfältig in den Unterricht zu integrieren.

Nutzen viele Eltern ihre Hotline um sich über den Handygebrauch zu informieren?

Die meisten Interessenten informieren sich auf unserer Webseite oder durch unsere Publikationen. Speziell für Eltern haben wir eine Broschüre mit der Kinderumwelt gGmbH herausgegeben, die über die wichtigsten Fragen zur Mobilfunknutzung von Kindern und Jugendlichen informiert.

Wie bereits angeklungen versuchen sie über den Jugend forscht Wettbewerb durch den Sonderpreis Mobilfunk Jugendliche auf das Thema Mobilfunk aufmerksam zu machen. Wie kamen sie auf diese Idee?

Mobilfunk ist eine sehr dynamische und sehr facettenreiche Technik. Mit dem Sonderpreis Mobilfunk bei Jugend forscht  wollen wir junge Leute dazu ermutigen, sich frühzeitig auch wissenschaftlich damit  auseinander zu setzen. Sei es, dass sie nach neuen Anwendungsmöglichkeiten suchen oder aber auch gesundheitliche oder gesellschaftliche Auswirkungen beleuchten.

Haben sich in den letzten Jahren viele Jugendliche auf das Forschungsfeld „mobile Technologien“ spezialisiert?

Jugend forscht lebt von einer großen Themenvielfalt. Das Thema Mobilfunk erfreut sich dabei wachsender Beliebtheit. Von Jahr zu Jahr können wir mehr Forscherteams mit dem Sonderpreis Mobilfunk auszeichnen. Zuweilen sind die eingereichten Arbeiten so gut, dass sogar mehrere Preise pro Bundesland vergeben werden können.

Was könnte man ihrer Meinung nach noch in Zukunft noch tun, damit die Kinder eine bessere Medienkompetenz erhalten?

Jedes dritte Kind im Alter von acht bis neun Jahren und knapp drei Viertel der Zehn- bis Elfjährigen ist von seinen Eltern inzwischen mit einem eigenen Mobiltelefon ausgestattet. Es ist deshalb sinnvoll, schon im Grundschulalter die Basisregeln für einen kompetenten Umgang mit den Geräten zu vermitteln. Dazu zählen nicht nur die einzelnen Funktionen und die Bedienung des Mobiltelefons, sondern auch wichtige Spielregeln im Umgang mit dem Handy sowie ein Überblick über Kosten, die bei der Nutzung anfallen. Hier ist aber nicht nur die Schule gefragt. Eine ganz wichtige – und leider oft auch vernachlässigte – Rolle fällt da den Eltern zu.

Medienbewusst.de bedankt sich recht herzlich bei Dagmar Wiebusch für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit.

Marcel Kuhnt

Bildquellen:
© Debs (ò‿ó)♪ – flickr.com
© Informationszentrum Mobilfunk