„The Invisible Boy“ gewinnt Young Audience Award 2015


Am Sonntag, den 03. Mai 2015 fand der 4. EFA Young Audience Award zeitgleich in 25 europäischen Städten statt. Da der Goldene Spatz 2015 Co-Ausrichter war, beheimatete Erfurt im CineStar-Kino die Hauptveranstaltung, bei der alle organisatorischen Fäden zusammenliefen. Den ganzen Tag über hatten Jurys von jugendlichen Teilnehmern im Alter von 12 bis 14 Jahren in allen Städten die drei Teilnehmerfilme angeschaut und anschließend ihre Urteile gefällt. Am Abend wurde schließlich der Siegerfilm in einer spannenden Preisverleihung mit Liveschalten in alle beteiligten Städte ermittelt.

Knisternde Spannung lag im Kinosaal, die anwesenden Jugendlichen waren schon voller Vorfreude, denn schon in wenigen Momenten würde es losgehen mit der lange herbeigesehnten Punktevergabe aus den 25 Teilnehmerstädten. Seit 8 Uhr morgens hatten sie alle drei Filme konzentriert angeschaut und anschließend den anwesenden Regisseuren Sanna Lenken („My Skinny Sister“) und Mark Noonan („You’re ugly too“) sowie dem Autor Stefano Sardo („The Invisible Boy“) verschiedenste Fragen zu ihrem jeweiligen Film gestellt. Nun also sollte es zum Höhepunkt des Tages kommen: der abschließenden Ermittlung des Siegerfilms.
Durch den Tag geführt hatte KIKA-Moderator Ben, von dessen nonchalanter Art sich besonders die rund 80 stimmberechtigten Mädchen und Jungen aus Erfurt und Gera begeistert zeigten. Die Preisverleihung im Kinosaal 4 des Erfurter Kinos leitete hingegen der extra angereiste Thomas Hermanns, der u.a. durch die mehrfache Moderation der Eurovision Song Contest-Veranstaltungen in Deutschland die nötige Erfahrung für die Live-Übertragung mitbrachte. Trotz kleinerer technischer Probleme ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und moderierte mit gekonntem Witz über die kurzen Unterbrechungen hinweg.
Nach dem gemeinsamen Runterzählen des Countdowns und dem offiziellen Start der Verleihung um 20 Uhr stellte Hermanns zunächst den anwesenden Regisseuren und Autoren noch einige Fragen. Alle zeigten sich hoffnungsfroh im Hinblick auf den Gewinn der Trophäe und waren zufrieden mit dem bisherigen Ablauf der Veranstaltung. Außerdem hätten die Jugendlichen nach den Filmen gute Fragen gestellt, wie alle interviewten Filmemacher berichteten. Danach wurden noch einmal die Trailer der Filme gezeigt und kurze Skype-Interviews mit den drei jungen Hauptdarstellerinnen der Filme, Rebecka Josephson, Lauren Kinsella und Noa Zatta, geführt. Ein jeder hatte der Filmdreh außerordentlich viel Spaß bereitet, auch wenn jede einige schwierige und fordernde Szenen zu spielen hatte.

Schließlich begann die Punktevergabe mit den Stimmen aus dem dänischen Aalborg. Von Tallinn bis Malta, von Tiflis und Tel Aviv bis London wurden nun die Punkte in einer wahrhaft europäischen Abstimmung zusammengetragen. Pro Stadt waren dies stets genau 100 Punkte, verteilt auf die drei Teilnehmerfilme. Dem Beitrag „The Invisible Boy“ aus Italien gelang es dabei fast immer die meisten Stimmen für sich zu gewinnen. So kristallisierte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass die Filme „You’re Ugly Too“ aus Irland und „My Skinny Sister“ aus Schweden und Deutschland leer ausgehen würden. Kurz nach halb neun war es schließlich amtlich: „The Invisible Boy“ hatte mit deutlichem Abstand und 1045 von 2500 Stimmen souverän den 4. EFA Young Audience Award 2015 gewonnen.
Autor Stefano Sardo zeigte sich überglücklich und überrascht über den Gewinn des Preises. Er bedankte sich bei allen Teilnehmern: „We’re glad that you liked the film!“ und betonte auch, wie unerwartet der Sieg für ihn sei. „The Invisible Boy“ sei nur für Kinder gemacht worden und er sei sehr froh, dass der Film der Zielgruppe so gut gefalle. So kündigte Sardo an, dass bereits an einer Fortsetzung des Films gearbeitet werde, in der auch die Hauptdarstellerin Noa Zatta gerne wieder mitspielen möchte, wie sie im vorherigen Interview per Skype verriet.
Doch auch die Verantwortlichen der beiden anderen Beiträge konnten sich freuen, denn letztlich kamen ihre Filme beim jungen Publikum gut an und erhielten ebenfalls zahlreiche Stimmen. So endete eine abwechslungsreiche und spannende Veranstaltung, die bestimmt auch im nächsten Jahr wieder zahlreiche Jugendliche europaweit begeistern wird.

In der folgenden Übersicht erhalten Sie einen kurzen Überblick über die drei Teilnehmerfilme, von denen jeder für sich durch seine individuelle Thematik überzeugen konnte:

1. Platz: „The Invisible Boy“

Originaltitel: „Il ragazzo invisible“
Produktionsland: Italien
Regisseur: Gabriele Salvatores
Darsteller: Noa Zatta, Ludovico Girardello, Valeria Golino, Fabrizio Bentivoglio

In „The Invisible Boy“ geht es um einen Jugendlichen, der während der Pubertät eine besondere Gabe entwickelt. Diese entdeckt er an Halloween, als das Tragen eines Kostüms dazu führt, dass er plötzlich unsichtbar wird. Der junge Michele ist dreizehn Jahre alt und hat eigentlich nicht viele Freunde in der Schule. Welche Auswirkungen seine übernatürliche Fähigkeit aber auf seine Mitschüler und seine heimliche Liebe Stella hat, zeigt der Film in aller Ausführlichkeit. Der fiktive Film schildert dennoch nicht nur die Erlebnisse eines potenziellen Superhelden, sondern auch die eines heranwachsenden Jugendlichen, in dem sich gerade das junge Publikum wiedererkennen sollte.

2. Platz: „Stella” („My Skinny Sister”)

Originaltitel: „Min lilla syster“
Produktionsland: Schweden, Deutschland
Regisseurin: Sanna Lenken
Darsteller: Rebecka Josephson, Amy Deasismont, Annika Hallin, Henrik Norlén

„My Skinny Sister“ lief bereits auf den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Der Film wurde im Rahmen der Kategorie „Generation“ gezeigt, die eigens für Kinder- und Jugendfilme geschaffen wurde. Das Drama erzählt von dem komplexen Thema der Essstörung. Dabei beschäftigt sich der Film mit der Hauptfigur Stella, gespielt von Rebecka Josephson, die sehr unter der bemerkenswert talentierten Schwester Katja leidet. Katja ist eine begabte Eiskunstläuferin, was die Eltern dazu bewegt, sich fast ausschließlich um die Förderung ihres Talents zu kümmern.
Für Stella ist die ältere Schwester ihr großes Vorbild und sie versucht alles, um ihre Anerkennung zu gewinnen. Als sie aber feststellen muss, dass ihre Schwester unter einer massiven Essstörung leidet, verzweifelt sie innerlich. Katja hat ihr nämlich ausdrücklich verboten, ihren Eltern von der Krankheit zu erzählen.
Das Familiendrama legt eindrucksvoll dar, welches Verhältnis Geschwister zueinander haben können und welche Auswirkungen eine derartige Erkrankung, wie sie hier aufgezeigt wird, auf den Zusammenhalt einer Familie haben kann.

3. Platz: „So wie ich bin”

Originaltitel: „You’re Ugly Too“
Produktionsland: Irland
Regisseur: Mark Noonan
Darsteller: Lauren Kinsella, Aidan Gillen, Erika Sainte, George Pistereanu

Auch „You’re Ugly Too“ (deutscher Titel: „Stella“) wurde in der Kategorie „Generation“ auf der diesjährigen Berlinale gezeigt. Der Film handelt von dem Mädchen Stacey (Lauren Kinsella), das beide Elternteile verloren hat. Gemeinsam mit ihrem einzig übrig gebliebenen Verwandten, ihrem Onkel Will, zieht sie in eine Wohnwagensiedlung. Will wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, möchte Stacey aber nicht damit belasten, weshalb er ihr den Grund für seine Verurteilung verschweigt. Stattdessen versucht er verzweifelt, mit dem Leben außerhalb des Gefängnisses zurechtzukommen, was ihm indes völlig misslingt. Deshalb greift er vermehrt zum Alkohol und versucht seinen Kummer auf diese Weise zu ertränken. Schließlich gelingt es Stacey aber doch noch, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Der irische Film verdeutlicht, was es bedeutet, Vertrauen ineinander zu haben und warum es häufig so wichtig ist, mit seinem Gegenüber offen und ehrlich umzugehen.

Valentin Wyremba und Sebastian Driever

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© Pressematerial Imhof-Staßny