Vom Drehbuchautor bis zum Produzenten


Vom Drehbuchautor bis zum Produzenten – in all diese Rollen können Kinder bei der Aktion „Kinder machen Kurzfilm“ schlüpfen und so in die Welt des Filmemachens eintauchen. Seit 2006 veranstaltet die Initiative Bewegliche Ziele e.V., in Kooperation mit VISION KINO und interfilm Berlin, jährlich die Aktion an sieben Berliner Grundschulen, bei der die Kinder unter professioneller Anleitung ihren eigenen Kurzfilm produzieren.

Ungefähr 30 Schüler verschiedener Berliner Grundschulen haben jedes Jahr die Möglichkeit in den Herbstferien einen eigenen Kurzfilm herzustellen. Unter der Leitung von Gabriela Zorn ermöglicht die Aktion „Kinder machen Kurzfilm“ den Kindern die aktive Arbeit am Medium Film. Eingeteilt in einen Schreibwettbewerb mit anschließendem Drehbuch- und Produktionsworkshop lernen die Zehn- bis Zwölfjährigen den Prozess von der Entstehung einer Geschichte bis hin zu ihrer Umsetzung kennen.

Zu Beginn der Aktion kommt das Team, das sich aus Schauspielern, Medienpädagogen, Autoren u.a. zusammensetzt, an die teilnehmenden Schulen und führt die Kinder in die Thematik ein. Sie stellen den Kindern Fragen, beispielsweise wie man eine Geschichte so schreibt, dass sie als Vorlage für einen Film verwendet werden kann. Den Erläuterungen des Teams schließt sich der Schreibwettbewerb an, der vom jeweiligen Lehrer der Klassen betreut wird. Unter einem bestimmten Überthema werden die Kinder dazu angehalten, alleine oder in kleinen Gruppen eine Geschichte, die zum Kurzfilm werden soll, zu Papier zu bringen. Eine Fachjury prüft anschließend alle Geschichten und kürt den Gewinner.

Die Kinder können sich für die nachfolgenden Drehbuch- und Produktionsworkshops in Listen einschreiben und anmelden. Letztendlich entscheidet dann das Los, wer während den Herbstferien an der Produktion teilnehmen kann, denn laut Projektleitung Gabriela Zorn soll der Fokus nicht allzu sehr auf dem Wettbewerbsgedanken liegen. Nachdem das Drehbuch durch einige Kinder in Zusammenarbeit mit ausgebildeten Drehbuchautoren sowie Medienpädagogen geschrieben wurde, geht es in die Produktion. Die Einteilung erfolgt – wie bei einer professionellen Filmarbeit – in sechs Ressorts: Regie, Kamera, Schauspiel, Ton, Ausstattung und Kostüm. „Natürlich brauchen die Kinder auch Pausen und sind schnell genervt, wenn Szenen wiederholt werden müssen, doch eigentlich kann ich von wirklich großen Schwierigkeiten nicht sprechen […]. An die 100 Prozent der Kinder sind jeden Tag auch da und bleiben dem Projekt treu“, so die Projektleiterin.

Für Abwechslung während den Produktionsarbeiten sorgt das sogenannte Dokuteam. Alle Kinder haben die Möglichkeit eine Pause einzulegen, die anderen Ressorts zu besuchen und zu dokumentieren, was dort geboten wird. Ungefähr zwei Wochen nach der harten Arbeit kommt dann der große Moment – die Premiere des Kurzfilms auf dem Internationalen Kinder- und Jugendkurzfilmfestival Berlin.

Die Aktion „Kinder machen Kurzfilm“ hat es sich zur Aufgabe gemacht neben Kreativität, Ausdrucksfähigkeit und Fantasie,  Medienkompetenz und auch das kulturelle Miteinander zu fördern. Sie bietet Kindern unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlichsten sozialen Hintergründen die Möglichkeit an einem Projekt zusammen zu arbeiten. Außerdem schult die aktive Arbeit am Medium Film, laut Gabriela Zorn, die Kritikfähigkeit und die Wertschätzung der Kinder. „Wenn man Medien nutzt, sollte man sie ein Stück weit verstehen, nicht alle technischen Details, sondern bestimmte Strukturen kennen. Und das kann man eben am besten, wenn man selber auch mal damit arbeitet und Dinge ausprobiert“, meint Gabriela Zorn.

Das außerschulische Projekt bietet einen sinnvollen Ausgleich zum Unterricht. Bisher kommen der mediale Umgang sowie Medienkompetenz, also die funktionale Beherrschung der Medien, in vielen Schulen noch zu kurz. Auch Mandy Rosenhan, Projektleiterin des  Kooperationspartners VISION KINO, ist der Meinung, dass die Beschäftigung mit dem Thema Medien vom Engagement einzelner Lehrer abhängt: „Es gibt im Prinzip leider noch keine richtigen Lehrpläne für das Thema. Es herrscht immer diese große Angst vor Medien, dass Kinder geschützt werden müssen, aber es ist nicht so, dass das Medium Film dann auch als Fach behandelt wird.“ Dadurch könnte der Eindruck entstehen, dass selbst wenn in den letzten Jahren in vielen Bundesländern eine Eingliederung der Medienerziehung in den Lehrplan erfolgt ist, die eigentliche Frage der Medienerziehung noch zu sehr in den Hintergrund zu treten scheint.

Wenn das Thema Ihr Interesse geweckt haben sollte, lesen Sie hierzu auch das vollständige Interview von Gabriela Zorn zum Thema “Kinder machen Kurzfilm”.

Svenja Tödter

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