Gefangen zwischen Google Nachrichten und facebook Anfragen fällt es manchem oft schwer, mediale Geschehnisse und das reale Leben auseinanderzuhalten. Immer mehr Nutzer sozialer Netzwerke vernachlässigen so ihr echtes Leben – die Mitgliedschaft wird zur Sucht. Zum Glück gibt es immer mehr Hilfen für die zunehmende Krankheit. Aber wodurch ist ein gesunder Gebrauch von Social Media gekennzeichnet und wie kann man mögliches Suchtverhalten erkennen?
Laut Drogen- und Suchtbericht 2011 der Bundesregierung lässt sich eine Online- bzw. Mediensucht nicht allein an der Nutzungszeit festmachen sondern vielmehr an einem Verhalten, bei dem „Anforderungen des täglichen, sozialen und beruflichen Lebens völlig vernachlässigt werden.“ Auch Facebook und andere soziale Medien können dabei, laut Psychologin Kimberly Young, zu einer Sucht wie jede andere werden. Die eigenen Gedanken drehen sich somit nur noch um das nächste Statusupdate und Entzugserscheinungen wie Nervosität oder Stimmungsschwankungen sind keine Seltenheit.
Um Suchtkranken und Angehörigen zu helfen, fördert das Bundesministerium für Gesundheit die Webseite computersuchthilfe.info auf der Informationsmaterialen für Eltern, Lehrer und Jugendliche bereitgestellt werden. Weitere Tipps und Tricks wie man gegen die Computer- und Mediensucht vorgehen kann, werden von dem Verein AKTIV GEGEN MEDIENSUCHT auf ihrem Selbsthilfeportal aufbereitet.
Besonders für Kinder und Jugendliche können diese Hilfsportale interessant sein, schließlich weisen sie eine hohe Internetaffinität auf. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 sind 100 Prozent aller 14- bis 19-jährigen mindestens gelegentliche Onlinenutzer. Damit sind sie die aktivste Altersgruppe in Deutschland. Weiterhin verwendet ein Großteil (71 Prozent) der 14-29 Jährigen so genannte Onlinecommunitys. Dass Internet und Onlinecommunitys eine große Rolle in dem Leben von Kindern eingenommen haben, ist somit nicht mehr von der Hand zu weisen.
Einer US-amerikanischen Studie zufolge “checken” 48 Prozent aller Social Media Benutzer ihre facebook und twitter Seite auch noch nach dem Zubettgehen und 32 Prozent aller unter 25-jährigen überprüfen ihren Status sofort wieder nach dem Aufwachen. Weitere 60 Prozent haben in dieser Altersklasse das Verlangen, Soziale Medien mindestens einmal am Tag zu benutzen und fast die Hälfte aller unter 25-jährigen würde sich beim Essen von Updatebenachrichtigungen ablenken lassen. Man erkennt also, dass Soziale Medien vor allem bei jüngeren Teilnehmern einen immer größeren Einfluss gewinnen. Für Viele mag es erschreckend klingen, dass immer mehr Personen ihre Zeit mit einem „retweet“ oder einem „gefällt mir“ verbringen anstatt mit echten Personen in Kontakt zu treten. Allerdings ist dies noch kein Zeichen einer echten Sucht.
Insgesamt hat sich in den letzten zehn Jahren viel im Bereich der Suchthilfe getan. Immer mehr Beratungsstellen verfügen nun auch über die entsprechenden Möglichkeiten, um mediensüchtigen Patienten zu helfen. Diese müssen allerdings zuerst einsehen, dass sie eine Krankheit haben. Und das lässt sich nicht an der Zeit festmachen, die sie im Internet oder auf Twitter verbringen, sondern vor allem an ihrem Verhalten, wenn sie nicht online sind.
Marvin Strathmann
Bildquelle:
© facebook.com