Viele Eltern sind bereits mit Onlineportalen wie Facebook oder Twitter vertraut, doch seit einiger Zeit ist eine neue Anwendung immer häufiger auf den Smartphones und Laptops vieler Jugendlicher zu finden: Die Onlineplattform „YouNow“. Via Webcam oder Handykamera wird live aus dem Kinderzimmer gesendet – mit erheblichen Konsequenzen.
„YouNow“ ist eine Onlineplattform, auf der sich jeder Nutzer der Internetgemeinde live präsentieren kann. Er benötigt dazu lediglich einen Facebook-, Twitter- oder Google+ Account, eine Kamera und einen Internetanschluss. Nachdem sich der Nutzer angemeldet hat, kann er in wenigen Minuten sein Benutzerkonto einrichten und ab sofort „live gehen“. Seine Kamera übertragt dann alles, was der YouNower den Zuschauern zeigen will. Andere Nutzer können sich diese Übertragung ansehen und dem „YouNower“ vor der Webcam über eine Nachrichtenfunktion Fragen stellen. Welche Themen aktuell auf YouNow angesagt sind, werden am linken oberen Bildrand unter sogenannten „Trending Tags“ (#) aufgeführt. Sie können als Oberbegriff betrachtet werden, mit dem nach ähnlichem Inhalt gesucht werden kann. In Deutschland sind das zum Beispiel #deutsch, #deutsch-boy oder #deutsch-girl. Wer es schafft, besonders viele Zuschauer auf seinen Livestream aufmerksam zu machen, gelangt in die Liste der „Trending People“. Hier werden die „YouNower“ mit den meisten Zuschauern für alle sichtbar aufgelistet.
In den vergangen Monaten wurde diese neue Internetanwendung bei Jugendlichen in Deutschland immer beliebter. Vor allem viele Jugendliche unter 18 Jahren nutzen das Angebot mehrere Stunden täglich. Und genau hier liegt eines der gravierenden Risiken. Gemäß der Nutzungsbedingungen darf YouNow erst ab 18 Jahren genutzt werden, Minderjährige benötigen das Einverständnis der Eltern, wenn sie die Anwendung nutzen wollen. In der Theorie ein guter Ansatz. Allerdings werden weder Alter noch Einverständniserklärung jemals überprüft. So können sich auch Kinder, die weit unter dieser Altersgrenze liegen, problemlos anmelden und aus ihrem Kinderzimmer senden.
Hinzu kommt, dass keine Anmeldung notwendig ist, um sich Liveübertragungen anzuschauen. Weltweit kann sich also jeder Internetnutzer anonym beliebige Videos von Kindern anschauen, in denen teilweise sehr private Informationen geteilt werden. Medienanwalt Tobias Röttger berichtet beispielsweise auf der Website www.ggr-law.com: „Ich habe nur fünf Minuten einem Livestream eines jungen Mädchens zugeschaut und unheimlich viele private Details erfahren. Innerhalb dieser kurzen Zeit hat sie ihren vollständigen Namen, ihren Heimatort, ihre Schule, ihr Alter, wo sie in ihrer Freizeit abhängt, ob sie ein Haustier hat und wie groß sie ist, mitgeteilt. In einem anderen Livestream hat ein jüngeres Kind auf Nachfrage sogar mitgeteilt, dass es gerade alleine zu Hause sei.“
An dieser Stelle wird ganz klar, wie wichtig es ist, dass Eltern sich genau informieren, ob und wie aktiv ihr Kind auf YouNow ist. Viele Mädchen und Jungen sind sich der Gefahren des Videoportals nicht bewusst. Daher sollten Eltern und Lehrer sie auf diese hinweisen und zudem Ratschläge geben, welche Informationen sie auf keinen Fall im Internet veröffentlichen sollten.
Madita Pierenkemper
Quellen:
© younow.com
© ggr-law.com