Die Charts als Orientierungshilfe


Ob Rihanna, Herbert Grönemeyer oder Pink, alle haben sie eines gemeinsam: Nämlich, dass sie stets ganz vorne in den deutschen Musikcharts vertreten sind. Doch wie entstehen die Musik-Charts eigentlich, wer bestimmt, wer die wöchentliche Hitliste anführt und welche Bedeutung hat sie für die Konsumenten, insbesondere für Kinder und Jugendliche?

Bereits seit 1977 werden wöchentlich die offiziellen deutschen Musikcharts im Auftrag der deutschen Musikindustrie von der media control ermittelt. Damit wollen die Verantwortlichen der Musikindustrie den Musikmarkt beobachten.  Die Charts werden dabei aus den Verkaufszahlen von etwa 3000 Händlern und seit 2004 auch aus den Musik-Downloads bestimmt, indem mithilfe eines Computersystems der Anteil jeder CD am Gesamtmarkt berechnet wird. Auf dieser Basis wird dann die Reihenfolge der Charts erstellt.
Um die Marktentwicklung besonders genau verfolgen zu können, gibt es verschiedene Kategorien. Als bekannteste und einflussreichste Charts werden die TOP-100-Longplay und TOP-100-Single Charts angesehen. Jedoch gibt es auch Bereiche, die auf bestimmte Musikrichtungen spezialisiert sind, wie die Jazz-, Klassik- und die Schlager-Longplay-Charts. Zusätzlich existieren Musik-DVD-Charts, Comedy-Charts und Newcomer-Charts.

Die Charts dienen sowohl den Konsumenten und dem Handel, als auch den Labels und den Medien als eine Orientierung dafür was im Moment „In“ ist. Für die Industrie sind die Charts ein Marketing-Tool, denn an ihnen lässt sich die Wirksamkeit der Marketingmaßnahmen leicht messen. Sie zeigen Erfolg und Misserfolg auf einen Blick und lassen schnell auf das Ansehen der Künstler schließen. Dies hilft der Industrie zudem bei der Etablierung neuer Interpreten auf dem Markt.

Doch auch die Konsumenten richten sich beim Kauf von CDs nach den Charts, da diese die aktuellen Trends anzeigen und somit für viele als Richtlinie für gute Musik gelten. Außerdem werden die Charts in vielen verschiedenen Medien verbreitet, weswegen sie einen großen Teil der Bevölkerung erreichen. Das Gefühl der Zugehörigkeit ist ein Grundbedürfnis der Menschen und besonders bei Kindern und Jugendlichen stark ausgeprägt, da diese sich noch im Prozess der Identitätsbildung befinden. Demzufolge werden sie oft von Gruppenzwängen und äußeren Einflüssen bestimmt, unter anderem auch bei der Wahl der Musik. Wenn man sich also nach den Charts richtet, gehört man auch „dazu“, denn das ist die Musik, die von vielen Leuten gehört wird. So sieht man auch oft, dass besonders Kinder und Jugendliche beispielsweise T-Shirts ihrer Stars tragen, um diese Zugehörigkeit zu zeigen. Jedoch sollten Eltern darauf achten, dass dadurch nicht die Ausgrenzung anderer Kinder gefördert wird. Außerdem ist es für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen hilfreich, wenn Eltern versuchen ihren Kindern schon früh auch andere Musik („Nicht-Charts-Musik“) zu zeigen, da damit die Breite der Möglichkeiten präsentiert wird.

Trotz der Problematik des Gruppenzwangs ist die Ermittlung der Charts sinnvoll, da sie als Instrument zur Kontrolle des Musikmarktes dienen. Aufgrund dessen werden durch media control auch regelmäßige Überprüfungen durchführt, um die Korrektheit der Charts zu gewährleisten und Manipulationen zu verhindern.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch auf der Webseite der Musikindustrie

Franziska Niedermeir

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