„Vergiss-mein-nicht“ – Tag der vermissten Kinder


Am 25. Mai 1979 verschwand im New Yorker Stadtviertel Soho der damals sechsjährige Etan Patz spurlos. In Gedenken an ihn führte der US-Präsident Ronald Reagan 1983 den Internationalen Tag der vermissten Kinder ein, der seit 2002 auch in Europa ein besonderes Datum ist. Tragische Fälle wie dieser werfen ein bestimmtes Licht auf die Möglichkeit der Handyortung.

Das Verschwinden von Etan Patz löste eine weltweite Suche aus, bis heute jedoch konnte das Verbrechen nicht aufgeklärt werden. Etan Patz wurde zum Symbol für vermisste Kinder in ganz Amerika. Mit seinem Foto begann in den 80er Jahren die erste Milchkarton-Kampagne zur Hilfe bei der Suche vermisster Kinder. Zu dieser Zeit war an die weltweite Verbreitung von Handys und Internet noch nicht zu denken. Zeitung und Kampagnen wie diese waren die einzige Möglichkeit, möglichst viele Menschen auf Etans Verschwinden aufmerksam zu machen.

Auch nach 30 Jahren vergeblichen Wartens geben seine Eltern die Hoffnung auf Aufklärung nicht auf. Dem mutmaßlichen Mörder des kleinen Jungen konnte das Verbrechen trotz vieler Anzeichen nie endgültig nachgewiesen werden.

Niemand weiß, ob die Eltern jemals die ganze Wahrheit über das Verschwinden ihres Sohnes erfahren werden. Der Fall des Etan Patz ist kein Einzelfall. Weltweit verschwinden täglich Kinder. Oft klärt sich alles schnell auf, wenn sich herausstellt, dass die Kinder sich einfach nur Zeit für den Heimweg genommen haben oder beim Spielen die Zeit um sich herum vergessen haben. Doch Vermisstenmeldungen und eben auch der 25. Mai wecken bei vielen Eltern besorgniserregende Gedanken.

Heute, 30 Jahre nach dem Verschwinden des kleinen Etan, spielen moderne Medien bei der Suche nach vermissten Kindern eine immer größere Rolle. Mittlerweile gibt es eine Möglichkeit zu handeln, schnell und relativ unkompliziert per Internet den Standort des Handys des Kindes zu finden. Eine Möglichkeit, die es damals noch nicht gab: Handyortung. Die Eltern müssen den Dienst über das Internet abonnieren und entsprechend technisch dafür ausgerüstet sein. Nachdem sich die Eltern auf der Website des Anbieters mit der zu ortenden Telefonnummer angemeldet haben, schickt der Anbieter eine SMS auf das entsprechende Mobiltelefon, mit der der Service freigeschaltet wird.

Viele Eltern stellen sich jedoch die Frage, ob sie ihr Kind mit der Nutzung von Handyortung zu sehr kontrollieren. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, mit den Kindern über die Motive zu reden. Aus rechtlicher Sicht muss das Kind von der Anmeldung nichts wissen, weil die Eltern erziehungsberechtigt sind. Doch indem man mit dem Kind über Handyortung spricht, kann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Verdeutlicht man, dass es nur um ihr Bestes geht und man in Notsituationen die Möglichkeit hat, sie wiederzufinden, kann sich das Kind eher behütet als kontrolliert fühlen. Etans Eltern hatten noch nicht die Möglichkeit, das Internet bei der Suche ihres Sohnes einzusetzen. Deswegen ist die Handyortung aus dieser Perspektive ein Ansatz, das Leben einfacher und tatsächlich etwas sicherer zu machen.

In Gedenken an weltweit vermisste Kinder organisiert die Initiative „Vermisste Kinder“ in Zusammenarbeit mit dem „Weißen Ring“ auch in diesem Jahr bundesweit wieder mehrere Aktionen. Eine zentrale Veranstaltung ist in Hamburg geplant. Neben Informationsständen werden für die vermisste Kinder symbolisch Luftballons mit Foto und Daten der Kinder steigen gelassen und Kerzen aufgestellt. Eine Namenskette entlang der Stadt soll an das Schicksal der vermissten Kinder erinnern. Doch auch andere Städte sind an der Aktion beteiligt. In Köln werden von dem Unternehmen Ströer 220 digitale Großfilmflächen bereit gestellt. Auf dieser wird eine sechsminütige Schleife zu sehen sein, bei der betroffene Eltern immer wieder das Zitat des Tages wiederholen werden: „Der Tag der vermissten Kindern gibt uns und allen anderen betroffenen Eltern Hoffnung. Unsere Kinder dürfen nicht vergessen werden“. Weiterhin sollen auf Plakatflächen Bilder von vermissten Kindern gezeigt werden und auf den Infoscreens in den U-Bahnen Filme über die vermissten Kinder laufen.

Der 25. Mai soll dabei nicht ausschließlich an vermisste Kinder erinnern, sondern ebenfalls die Menschen über dieses Thema informieren und den Eltern, die ein Kind vermissen Hoffnung geben und deutlich machen, dass sie nicht allein sind. Als besonderes Symbol für diesen Tag dient übrigens eine kleine blaue Blume mit dem Namen „Vergiss-mein-nicht“.

Claudia Klippstein

Bildquelle:
http://www.25mai.de/0497eb9a990ba1c06/0497eb9a990c8263c.html