„Löwenzahn“ gehört zu den traditionsreichsten Formaten des deutschen Kinderfernsehens. Seit 30 Jahren werden in der Sendung wissenschaftliche Themen altersgerecht aufbereitet und vermittelt. 2006 trat Fritz Fuchs die Nachfolge von Peter Lustig an und zog zusammen mit seinem Berner Sennenhund „Keks“ in den berühmten Bauwagen der Sendung ein. Guido Hammesfahr, der Schauspieler hinter Fritz Fuchs, erzählt im Gespräch mit medienbewusst.de von seinen Erfahrungen mit jungen Zuschauern und den besonderen Herausforderungen des Formates.
Herr Hammesfahr, wo drehen Sie momentan?
Wir drehen am Bauwagen, in der Nähe von Potsdam, das ist unser fester Drehplatz. Gelegentlich gibt es aber auch Außendrehs in Berlin und Umgebung.
Wie sind Sie zu der Rolle des „Fritz Fuchs“ gekommen?
Ich bin ganz unverhofft angesprochen worden. Man rief mich an und war wohl schon länger auf der Suche, es gab auch viele Bewerber. Dann hat man mich gefragt, ob ich das machen möchte. Da habe ich mich geschmeichelt gefühlt. Ich habe mir aber eine Bedenkzeit erbeten, weil ich sicher sein wollte, wenn ich zum Casting gehe, nachher keine kalten Füße zu kriegen. Zwei Wochen bin ich in mich gegangen, an die Küste gefahren, spazieren gegangen und habe überlegt, was diese Option für mich bedeutet. Danach waren eigentlich beide Möglichkeiten gut, ob ich die Rolle bekomme oder nicht. Ich habe schon eine kleine Biografie im schauspielerischen Bereich. Deshalb bin ich ganz entspannt dahin gegangen, und dass hat sich offenbar positiv ausgewirkt.
Sie haben vor „Löwenzahn“ außerhalb des Kinderfernsehens gespielt, zum Beispiel an der Seite von Anke Engelke in „Ladykracher“. Welches Publikum ist schwerer zufrieden zu stellen, Erwachsene oder Kinder?
Das ist bei der Arbeit gar nicht genau zu sagen. Ich glaube aber, dass die Kinder keine Verbiegungen bei der Beurteilung machen. Sie sind ein sehr ehrliches Publikum. Umso mehr schmeichelt es mir, dass sie mich ausgewählt haben, denn es waren drei Kandidaten in der Endrunde beim Casting, und die Kinder haben sich für mich entschieden.
Haben Sie als Kind schon „Löwenzahn“ gesehen?
Ich bin mit „Löwenzahn“ aufgewachsen. Das gehörte am Sonntag voll und ganz dazu. Damals gab es noch nicht so ein breit gefächertes Kinderfernsehprogramm wie heute. Ich komme aus einem Dorf mit 400 Einwohnern, morgens war der Kindergottesdienst, danach gab es Mittagessen und anschließend lief „Löwenzahn“. Die Aufforderung zum Abschalten haben wir aber immer ernst genommen, nach der Sendung sind wir raus gegangen.
Hat sich „Löwenzahn“ von ihrer Kindheit bis heute verändert?
Ich bin natürlich ein anderer Typ als Peter Lustig und mache die Sendung nach meinem Gefühl. Die Inhalte sind sehr ähnlich geblieben. Wir erzählen heute in einer anderen Geschwindigkeit, weil sich die Sehgewohnheiten der Kinder geändert haben. Außerdem ist „Löwenzahn“ etwas filmischer geworden, was mir zu Gute kommt, weil ich mich so schauspielerisch mehr einbringen kann.
Welche Reaktionen kamen von den Zuschauern, als Sie Peter Lustig 2006 ablösten?
Bei den Kindern war das gar kein Problem. Die haben sehr aufmerksam verfolgt, wie ich eingezogen bin und den Bauwagen renoviert habe. Das Problem bestand eher bei den Leuten meiner Generation. Die Mittdreißiger bis Endvierziger, die vermissen Peter Lustig, weil der ein Teil ihrer Kindheit bedeutet. Diejenigen, die selbst Kinder haben, kommen allerdings sehr gut damit klar, weil sie merken, wie wichtig die Sendung ist. Ich glaube, in der heutigen Fernsehlandschaft wäre es nicht möglich, ein solches Format neu zu entwickeln. Das wäre ausgestorben. Daher bin ich froh, dass wir das zarte Pflänzchen erhalten konnten.
Wie schwierig ist es, Kindern in einer Fernsehsendung Wissen zu vermitteln?
Der besondere Reiz an „Löwenzahn“ ist, dass wir eine fiktionale Ebene haben. Es gibt immer einen Handlungsstrang, eine Problemstellung, die gelöst werden muss. Fritz Fuchs geht dann los, nimmt die Kinder an die Hand und zeigt, wie das Ganze funktioniert. Wenn ich die Dokumentationstexte schreibe, mache ich das gar nicht speziell für Kinder, sondern ich versuche, es mir selbst logisch zu erklären. Ich bin ehrlich mir und auch dem Publikum gegenüber.
Haben Sie als Hauptdarsteller Einfluss auf Inhalte und Gestaltung der Sendung?
Wir drehen 16 Folgen pro Jahr, da kann ich natürlich nicht alle Themen komplett bearbeiten. Dafür gibt es ein Team von Autoren und Produzenten. Ich bin bei der Themenkonferenz dabei, dort mache ich Vorschläge und die werden auch angenommen. Besonders gefreut hat mich das bei dem Thema Segeln. Ich bin leidenschaftlicher Segler, und als wir eine Folge über das Segeln gemacht haben, konnte ich mein Wissen voll einbringen. Die Dialoge innerhalb der Geschichte werden zwar geschrieben, aber wenn etwas nicht passt, mache ich es stimmiger, da habe ich keine Einschränkungen. Außerdem gestalte ich die wissenschaftlichen Texte in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Experten.
Gibt es für Sie ein Wunschthema für eine „Löwenzahn“-Folge?
Es gab wie gesagt schon die Sendung über das Segeln. Außerdem interessiert mich noch das Thema „Zeit“ und auch über den Weltraum möchte ich gerne eine Folge produzieren. Darüber wird diskutiert und wir suchen nach Möglichkeiten, das umzusetzen.
Was für ein Fernsehverhalten empfehlen Sie für Kinder?
Als stolzer vierfacher Onkel denke ich, man sollte nicht zu viel fernsehen, sondern lieber selbst rausgehen. Ich hoffe, die Sendungen regen genug dazu an. Es ist wichtig, dass man real im Leben bleibt und nicht nur vor der Mattscheibe klebt. Die Eltern sind gefragt, aktiv zu sein und mit den Kindern etwas zu unternehmen, um Kreativität und Lebendigkeit zu fördern. Nur vor dem Bildschirm zu sitzen macht nicht glücklich. Darauf werde ich auch achten, wenn ich selbst mal Vater sein sollte.
medienbewusst.de bedankt sich bei Guido Hammesfahr für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg mit „Löwenzahn“.
Lucas Riemer
Bildquelle:
ZDF – Antje Dittmann