Mit M-Learning ist eine mobile Form des Lernens gemeint. Doch wie genau sieht das innovative Pauken aus? Und wird es einmal das klassische Lernen, wie es noch zu Mamas und Papas Schulzeit üblich war, verdrängen?
Max ist 12 Jahre alt, besucht die 6. Klasse und seine Lieblingsfächer sind Mathe und Deutsch. Er leidet gerade an einer Grippe und um keinen seiner Schulfreunde anzustecken, bleibt er lieber zu Hause. Dank der mobilen Lernmöglichkeiten, die seine Schule anbietet, ist dies auch längst kein Problem mehr. Max loggt sich im Web auf der Lernplattform seiner Schule ein, lädt das Schulmaterial des verpassten Unterrichts auf seinen PC und schaut sich noch einige Videoaufnahmen vom Unterricht an, die die Themen verdeutlichen sollen.
Da er gleich zum Arzt geht, beschließt er noch einige Materialien auf seinen Tablet-PC zu laden, mit dem er dann im Wartezimmer seines Hausarztes weiterbüffeln kann. Nächste Woche schreibt er einen Vokabeltest und so lernt er noch schnell die nötigen Fremdwörter mithilfe einer Anwendung auf seinem Smartphone – natürlich ganz mobil, nämlich auf der Busfahrt nach Hause.
M-Learning ist kein Ersatz für klassische Lernmedien
Dieses fiktive Beispiel ist keine Zukunftsvision mehr, sondern längst eine von vielen Möglichkeiten um den täglichen Schulalltag zu meistern. “M-Learning” oder auch “mobiles Lernen” ist hier das Stichwort. Seit einigen Jahren liegt es stark im Trend und mit der ständigen Weiterentwicklung digitaler Medien und des World Wide Web erlangt es immer mehr an Relevanz – und dies nicht zuletzt bei Pädagogen und ihren Schülern.
Es ist bei weitem kein Ersatz für klassische Lernmedien, sondern viel mehr eine sinnvolle und praktische Erweiterung. Der wohl größte Vorteil besteht darin, dass spontan an jedem beliebigen Ort und zu jedem möglichen Zeitpunkt gelernt werden kann. Damit ist es Ideal für Vokabeltraining und andere Formen des Auswendiglernens. Auch können speziell aufbereitete “Lernhappen” sinnvoll eingesetzt werden, indem sie mit einer bunten Oberfläche und einigen Effekten für noch mehr Spaß und vor allem für mehr Lernerfolg sorgen.
Schon in der Grundschule kann M-Learning sinnvoll eingesetzt werden
Auch Gerhard Lenz, Grundschullehrer an der Katholischen Grundschule St. Alfons in Berlin, hat bereits Erfahrungen im schulischen Alltag mit M-Learning gesammelte. So berichtet er von einem Mädchen, das im 5. Schuljahr das kleine 1×1 noch nicht sicher beherrschte. Daraufhin empfahl er den Eltern des Mädchens einige Apps für das 1×1-Training, da die Schülerin einen iPod besitzt. Die Eltern griffen den Hinweis dankbar auf.
Als moderner Pädagoge beschäftige sich Lenz mit der Vielfalt der hilfreichen Lernanwendungen, da er selbst Besitzer eines iPads ist. “Ich kenne einige M-Learning-Angebote für das iPad, die ich für geeignet halte, allerdings bisher nur für die Klasse 1 bis 4. Leider gibt es an unserer Schule noch kein W-LAN und keine iPads.”, so Lenz.
Noch ist die Technik ein Hindernis
So bringt M-Learning auch einige technische Hürden mit sich: Um viele der Anwendungen nutzen zu können wird eine kabellose Internetverbindung benötigt. W-LAN oder Internet-Flatrate und vor allen Dingen ein Web-kompatibles Wiedergabegerät wie z.B. ein Smartphone oder Tablet sind hier die Voraussetzungen.
Die Arten, wie M-Learning-Angebote technisch realisiert und konzipiert werden, sind äußerst zahlreich. Ein leider eingestelltes Open Source-Projekt mit dem Titel Mobile Learning Engine (MLE) lieferte eine M-Learning-Anwendung für Mobiltelefone. Der Leitsatz des Projektes, “Lernen wo immer, wann immer und was immer du willst”, verdeutlicht aber auch heute noch die angestrebte mobile Unabhängigkeit, die mit M-Learning erreicht werden soll.
Lernen an jedem Ort, aber nur in kurzen Lerneinheiten
Funktionen wie Karteikarten-Trainer zum Vokabel lernen, verschiedene interaktive Fragetypen, offline und online lernen, sowie eine Reihe von Features (z.B. Chats, Foren, Audio und Video Aufnahme) gestalten die Arbeit mit solchen Systemen noch interaktiver. Nachteile des M-Learnings bestehen darin, dass es sich häufig nicht um langandauernde Lerneinheiten handelt, sodass komplexere Inhalte auf diesem Weg oftmals nicht vermittelt werden können.
Das Fazit ist kurz: M-Learning-Angebote sind praktische Begleiter in Form von verschiedenen mobilen Wiedergabegeräten, wie Handy, Notebook, Minicomputer oder MP3-Player. Sie erlauben das Lernen an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt, doch sind diese an technische Voraussetzungen gebunden, wie die Handykompatibilität bzw. Art der Internetverbindung.
Bis aus unserem fiktiven Schüler Max ein ganzer Student wird, werden noch einige Jahre vergehen und abermals viele Neuerungen im Bereich des M-Learnings dazukommen!
Mike Wyroslawski
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